"Form, Image und Standing abgesackt"

Andreas LehnerDavid KreislBen Barthmann
03. Juli 201513:54
Lukas Podolski hat bisher 125 Länderspiele für Deutschland bestrittengetty
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Lukas Podolski wird dem FC Arsenal nach drei Jahren den Rücken kehren und sich Galatasaray anschließen. Doch ist der Wechsel nach Istanbul der richtige Schritt? Ist Prinz Poldi gescheitert und hat er noch Chancen auf die Nationalelf? Die SPOX-Redakteure Andreas Lehner, David Kreisl und Ben Barthmann sowie mySPOX-Chef Patrick Völkner diskutieren.

Ist Galatasaray der richtige Schritt für Podolski?

Andreas Lehner (SPOX): Ziel Nummer eins für Podolski muss es sein, in Zukunft regelmäßig zu spielen. Bei Arsenal und Inter hat er viel zu viel Zeit auf der Bank verbracht. Diese Voraussetzung dürfte bei Gala gegeben sein, die Konkurrenz hält sich in Grenzen und seine geradlinige Art auf dem Platz gefällt den Leuten. Das Publikum und die Atmosphäre im Klub kommen ihm ohnehin entgegen. Trotzdem hätte ich Podolski lieber wieder in der Bundesliga gesehen.

David Kreisl (SPOX): Poldi wird seit mehr als einem Jahr nicht müde zu betonen, dass er einfach spielen will. Gala war schon mehrfach an ihm dran, das Vertrauen des Klubs wird ebenso gegeben sein wie die bedingungslose Unterstützung der Anhänger. Will es Poldi zumindest im Fahrwasser der Topadressen noch einmal probieren, scheint der Schritt nach Istanbul Sinn zu ergeben. Bloß hatte man diesen Eindruck vor dem Inter-Wechsel auch schon... SPOX

Ben Barthmann (SPOX): Schwierig. Einerseits wechselt Podolski in eine emotionale Liga mit tollen Fans und wird mit Galatasaray jedes Jahr um die nationalen Titel mitspielen. Die richtige Stimmung und Rückendeckung kann ihm einen Push geben, das hat die Vergangenheit oft gezeigt. Auf der anderen Seite verlässt er das Blickfenster des durchschnittlichen Fußballfans noch mehr, als er es schon mit Inter Mailand tat. Er wählt den richtigen Weg, auch wenn man wissen müsste, welche Angebote es noch gab.

Patrick Völkner (mySPOX-Chef): Ich fürchte nein. Bei Galatasaray kann er nicht auf dem ganz hohen Niveau spielen, was aufgrund seiner Anlagen eigentlich sein Anspruch sein müsste. Andererseits muss für ihn das erste Ziel sein, Spielpraxis zu sammeln und regelmäßig zum Einsatz zu kommen. Insofern könnte Galatasaray eine Station sein, um wieder Boden unter den Füßen zu kriegen. Mehr aber auch nicht.

Ist Galatasaray der richtige Schritt für Podolski?

War Inter als Zwischenstation die falsche Entscheidung?

Ist Podolski auf höchstem Niveau endgültig gescheitert?

Kann Podolski Galatasaray überhaupt weiterhelfen?

Hat Podolski eine Zukunft im DFB-Team?

War Inter als Zwischenstation die falsche Entscheidung?

Andreas Lehner (SPOX): Er hat in einer Halbserie zwei Spiele über 90 Minuten gemacht, für die Europa League wurde er nicht gemeldet. Das ist für seine Ansprüche natürlich viel zu wenig. Insofern hat das Leihgeschäft nicht den gewünschten Effekt gebracht, sonst müsste er jetzt auch nicht weiterziehen.

David Kreisl (SPOX): Im Nachhinein betrachtet: Ja! Auch wenn Poldi selbst mit seinen überschaubaren Leistungen nur ein Faktor unter vielen war, warum das Intermezzo so krachend gescheitert ist. Er war fußballerisch eben nie der Heilsbringer, der Inter in eine neue Ära hätte führen können. Die Erwartungshaltung an seinen Namen war zu groß, dazu Mancinis neues System und die Spielweise in Italien, mit der er sich schwer tat. Unter dem Strich sind Form, Image und Standing im DFB-Team noch weiter abgesackt.

Ben Barthmann (SPOX): Natürlich war Inter ein Risiko, aber das ist Galatasaray auch, genauso wie Bayern oder Arsenal zuvor. Es hat nun mal nicht geklappt, Podolski hat rein sportlich ein halbes Jahr verloren. Dafür hat er in Italien gespielt, sicher einiges gesehen und Neues gelernt. Das Potenzial, das der Wechsel hatte, hat sich nicht entfaltet, geschadet haben wird es ihm aber auch nicht. Das haben wohl eher die undurchdachten Aussagen, die er nach dem kurzen Abschied aus London über Arsene Wenger tätigte.

Patrick Völkner (mySPOX-Chef): Im Nachhinein betrachtet ganz klar Ja. Ich selbst glaubte bei seinem Wechsel zur Winterpause, dass es eine kluge Entscheidung war - und habe mich damit getäuscht. Durch Inter ist die Liste seines Scheiterns schlicht um eine Station reicher geworden. Der Beurteilung seiner Karriere wird das logischerweise nicht zuträglich sein.

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Ist Podolski auf höchstem Niveau endgültig gescheitert?

Andreas Lehner (SPOX): Gescheitert ist zu hart. Aber klar ist auch, dass sich Podolski außerhalb Kölns noch bei keinem Klub dauerhaft durchsetzen konnte. Sein erstes Jahr bei Arsenal war stark, dann klaute ihm die Konkurrenz seinen Platz und er kam nicht mehr zurück. Den Beweis, dass er in einer europäischen Spitzenmannschaft über längere Zeit eine prägende Figur sein kann, konnte er noch nicht liefern - und die Uhr tickt.

David Kreisl (SPOX): Bei der Titelsammlung und Vita wäre es vermessen, von gescheitert zu sprechen. Doch zeigt der Wechsel für mich zwei Sachen: Podolski war immer ein geiler Kicker, aber nicht der Weltklassemann, zu dem er oft gemacht wurde. Sonst hätte er bei den Bayern und auch bei Arsenal eine gewichtigere Rolle gespielt. Zum anderen machen sich die vielen Wechsel und fehlenden Einsätze auch fußballerisch bemerkbar. Der Name Podolski ist - zumindest aktuell - um einiges größer als der Kicker.

Ben Barthmann (SPOX): Warum gescheitert? Podolski hat zahlreiche Partien gemacht in der Bundesliga, in der Premier League, in der Serie A. Er ist Weltmeister geworden und hat Champions League gespielt. Das ist eine ganze Menge, von gescheitert würde ich nicht sprechen. Bei seinen Stationen wäre vielleicht mehr drin gewesen, zum Stammspieler bei einem Top-Klub hat es nur phasenweise gereicht. Dafür hätte er sein Spiel verbessern und vor allem erweitern müssen.

Patrick Völkner (mySPOX-Chef): Bayern, Arsenal, Inter - Lukas Podolski hat sich bei drei namhaften Vereinen nicht durchsetzen und sein Potential nur ganz selten, viel zu selten andeuten können. Da liegt es nahe von einem endgültigen Scheitern zu sprechen. Denn: Wie viele Chance braucht er denn noch?! Andererseits würde ich mir, da ich den Spieler und Menschen Podolski mag, wünschen, dass ihm vielleicht doch noch der ganz große Coup gelingt. Aber glauben kann ich daran leider nicht.

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Andreas Lehner (SPOX): Bei Gala rennt er offene Türen ein, er genießt ein hohes Ansehen in der Türkei. Gala hatte jahrelang das Problem, dass zu wenig Torgefahr von den Außenpositionen kam. Daher haben sie es Poldi jetzt auch schon zum dritten Mal versucht. Mit dem Ex-Dortmunder Yasin Öztekin hat er zwar einen ernsthaften Konkurrenten, aber der wird wohl auf die rechte Seite ausweichen.

David Kreisl (SPOX): Es ist schwer zu beurteilen, zu was Podolski noch fähig ist, wenn er über einen längeren Zeitraum auf dem Platz stehen und in seinen Rhythmus kommen darf. An sich habe ich keine Zweifel, dass Poldi bei Gala eine starke Rolle einnehmen kann. Aber bei Gala herrschen hohe Ansprüche, seine Vita wird ihm keinen Stammplatz garantieren. SPOX

Ben Barthmann (SPOX): Sicher kann er das. Podolski wird nicht der Mann sein, der das Team führen soll oder die Verantwortung übernimmt. Aber er kann in einer gut funktionieren Mannschaft ein wichtiger Baustein für die Offensive werden und das auf drei Positionen, je nachdem, was Hamza Hamzaoglu vor hat. Größte Konkurrenz ist Yasin Öztekin auf der linken Seite und zu diesem sollte ein guter Podolski doch ein Upgrade sein. Wichtig wird für ihn der Start sein, wenn die ersten Spiele gut laufen, kann er wirklich weiterhelfen.

Patrick Völkner (mySPOX-Chef): Theoretisch ja, seine spielerischen Möglichkeiten sind und bleiben großartig. Aber ob er sie bei Galatasaray auch wirklich auf den Platz bringen und der Mannschaft damit weiterhelfen kann, ist sehr fraglich. Viel wird davon abhängen, wie er sich einlebt und wie die Fans und das ganze Umfeld ihn aufnehmen. Vielleicht wird er ja zu Kultfigur und kann so neues Selbstbewusstsein tanken. Darin sähe ich eine Chance.

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Hat Podolski eine Zukunft im DFB-Team?

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Andreas Lehner (SPOX): Der Bundestrainer hat die Vorgaben klar formuliert: 30 bis 40 Spiele in der kommenden Saison. Bei Gala kann er auf diese Zahl kommen, wenn dann auch die Leistung stimmt, wird ihn Löw weiter berufen. Auch wenn das Angebot auf Podolskis Position enorm ist, schätzt der Bundestrainer Podolski sehr, das Vertrauensverhältnis ist gewachsen. Podolski hat bei der WM gezeigt, dass er auch als Reservist wichtig sein kann für die Mannschaft. Ich sehe ihn auch bei der EM 2016.

David Kreisl (SPOX): Kurzfristig ja, langfristig nein. Löw wird sich genau ansehen, was Podolski bei Gala liefert und ihn sicher nicht von heute auf morgen fallen lassen. Doch finden Schürrle und Götze wieder in die Spur, bleiben Reus und Draxler komplett fit und bestätigen Herrmann und Bellarabi ihre starken Debüts, dann wird der Name Podolski bei der EM 2016 im DFB-Kader nicht mehr auftauchen.

Ben Barthmann (SPOX): Ich glaube nicht. Bei allen Verdiensten, seiner Erfahrung und lockeren Stimmung, die Löw so schätzt, ist die Zeit für Podolski in der Nationalmannschaft abgelaufen. Das muss nicht mal eine Entscheidung gegen Podolski sein, sondern für die jungen Spieler, die Deutschland auf seiner Position ausreichend hat. Zum Großteil sind diese auf einem ähnlichen Niveau angekommen, sind flexibler einsetzbar und sammeln regelmäßig Einsätze direkt vor der Nase des Bundestrainers. Er bleibt eine Option, die erste Wahl ist er aber schon lange nicht mehr.

Patrick Völkner (mySPOX-Chef): Das hängt von Löw ab, der ja unlängst seine Bedenken kundgetan hat. Aber auf mittelfristige Sicht sehe ich ihn, auch wegen seines Alters, allenfalls als Ergänzungsspieler. Mehr war er, wenn man ehrlich ist, in den letzten Jahren ja nicht. Warum sollte sich dies jetzt plötzlich ändern? Sollte ihn Löw mit zur EM nehmen, könnte ich mir auch vorstellen, dass Podolski selbst danach seinen Rücktritt erklärt.

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