Die Playoffs sind endlich da! Kein Team kommt pünktlich zur Postseason heißer daher als die Seattle Seahawks. In der AFC dagegen regieren Fragezeichen: Denvers QB-Entscheidung ist zwar frühzeitig fix, es bleibt aber eine gewisse Unsicherheit. Gleiches gilt für die Secondary der Steelers sowie die Offensive Line der New England Patriots. An der Spitze dominiert die Elite der NFC - während die Green Bay Packers weit fallen.
12. Green Bay Packers (10-6)
(@Washington Redskins)
Wer hätte die Packers vor drei Monaten hier vermutet?! Für die Playoffs hat es zwar gereicht, doch die Pleite gegen Minnesota im Regular-Season-Finale hat einmal mehr die Probleme der Packers aufgedeckt. Der Offense fehlt jeglicher Rhythmus, weil das Running Game keinerlei Konstanz hat und sich die Receiver gegen zunehmend häufige Eins-gegen-Eins-Manndeckung zu selten frei laufen. Press Coverage scheint in Green Bay dieser Tage ein nicht zu überwindendes Problem. Wenn dann noch, wie zuletzt, die Offensive Line (nur drei Quarterbacks müssen bei Dropbacks häufiger mit Pressure auskommen) personell angeschlagen ist und von Four-Men-Rushes überwältigt wird, sieht selbst Aaron Rodgers immer menschlicher aus - und fängt inzwischen auch an, äußerst Rodgers-untypische Fehler zu machen. So geht Green Bay als Außenseiter in sein Wildcard-Spiel bei den Redskins, und muss am Ende wohl froh sein, dass es nicht zum Division-Sieg und dem damit im Vorfeld theoretisch möglichen Heimspiel gegen die Seahawks gereicht hat.
11. Houston Texans (9-7)
(vs. Kansas City Chiefs)
Diese Houston Texans sind nicht zu unterschätzen: Die Pass-Defense hat sich in die Liga-Elite gearbeitet, angetrieben von einem brandheißen Pass-Rush um J.J. Watt(17,5 Sacks, 50 QB-Knockdowns - beides Ligaspitze) lassen die Texans nur noch 6,6 Yards pro Passversuch zu. Eine Problemzone bleibt allerdings: Schafft es Houston, gegnerische Play Action endlich effizienter zu verteidigen? Ein anderes Problem: Ist diese Offense Playoff-tauglich? Kurioserweise steht Houston auch hier bei 6,6 Yards pro Passversuch, in dem Fall aber der drittschwächste Wert der Regular Season. Die im Saisonfinale erlittene schwere Verletzung von Left Tackle Duane Brown, Houstons bester O-Liner, tut hier extrem weh und wird die Offense weiter straucheln lassen. Das gilt sowohl für die Pass-Protection, als auch für ein ohnehin inkonstantes Running Game.
10. Washington Redskins (9-7)
(vs. Green Bay Packers)
Washington muss langsam aber sicher ernst genommen werden. Die Skins haben offensiv zwar nach wie vor kein nennenswertes Running Game, können sich aber mehr und mehr auf Kirk Cousins verlassen. Der ist der klare Leader in einem von vielen Completions (69,5 Prozent, Ligabestwert) geprägtem Passing Game und verfügt inzwischen über ein gefährliches Waffenarsenal: DeSean Jackson und Jordan Reed können jedem Gegner Probleme bereiten. Über die letzten vier Wochen blieb Washington nie unter 24 Punkten. Wahr ist aber auch: Keine Defense verzeichnete in der Regular Season prozentual gesehen auch nur ansatzweise so viele Fumbles pro Gegner-Drive wie das Team aus der Hauptstadt - ein Wert, auf den man weder bauen, noch sich darauf verlassen kann oder gar sollte. Dazu kommen beachtliche Löcher in der Run-Defense und so bleibt abzuwarten, wie weit die Offense Washington tragen kann. Darauf wird es am Ende ankommen.
Spox9. Pittsburgh Steelers (10-6)
(@Cincinnati Bengals)
Es brauchte schon eine Tragödie in Grün und Weiß, dass die Steelers doch ihr Last-Minute-Ticket für die Postseason lösten - und selbst das wäre beinahe noch schief gegangen. Pittsburgh wackelte gegen ein von Quarterback Austin Davis angeführtes Browns-Team in der ersten Halbzeit bedenklich, nachdem Big Ben und Co. eine Woche zuvor ihr Playoff-Schicksal gegen Ryan Malletts Baltimore Ravens schon aus der Hand gegeben hatten. Zusammenfassung: Es ist Sand im Getriebe der eigentlich so explosiven Steelers-Offense, zu welchem Grad wird sich zeigen müssen. Dass jetzt auch noch Leading-Rusher DeAngelo Williams mutmaßlich ausfällt, hilft in jedem Fall wenig, es droht eine eindimensionale Offensive. Und die Secondary kann auch von Bengals-QB AJ McCarron geschlagen werden. Genau wie in der Regular Season besteht Pittsburghs Defense nur mit Turnovern. Mit jeder Menge Turnovern.
8. Minnesota Vikings (11-5)
(vs. Seattle Seahawks)
Der Schlussspurt der Vikes war beeindruckend, beginnend mit der unerwartet knappen 20:23-Pleite in Arizona wurde vor allem das Defensiv-Lazarett endlich kleiner und dazu passend auch die Offense schlagkräftiger. Gleichzeitig ist Minnesota offensiv aber weiterhin schlicht zu eindimensional, auch wenn sich Bridgewater im letzten Saisondrittel steigerte: Wird Adrian Peterson, der ohne den verletzten Blocking-Tight-End Rhett Ellison auskommen muss, gestoppt, ist die Offense meist viel zu schnell abgemeldet. Die Defense muss sich in den Playoffs vor niemandem verstecken, umso mehr, da Defensive Tackle Linval Joseph inzwischen auch wieder fit ist. Steigern sich Bridgewater und das Passing Game, in dem mit deutlich mehr kürzeren Pässen bereits an den richtigen Schrauben gedreht wurde, aber nicht nochmals merklich, wird es schwer, zu bestehen.
7. Denver Broncos (12-4)
(tbd)
Immerhin frühzeitig kam die Entscheidung: Peyton Manning wird die Broncos als Starting-Quarterback in der Divisional-Runde aufs Feld führen. Einstimmig heißt es aus dem Broncos-Lager, dass Manning körperlich so gut drauf ist wie schon lange nicht mehr. Doch wie lange wird das gegen Playoff-Pass-Rusher der Fall sein, wenn Manning hinter einer in Pass-Protection maximal durchschnittlichen Offensive Line bestehen muss - und dabei unter Dauerdruck steht? Gegnerische Defenses erhöhen den Druck seit dieser Saison, die Angst davor, dass Manning einen Blitz mit einem Big Play bestraft, ist schlicht nicht mehr so groß. Umso wichtiger wird es sein, dass das Running Game funktioniert. Eigene Turnover bei 15,6 Prozent der Offensiv-Drives kann man sich in den Playoffs nicht leisten. Auch nicht mit der besten Defense der Liga.
Seite 1: Viele Wildcards und eine Überraschung am Ende
Seite 2: Pats rutschen ab, NFC dominiert an der Spitze
6. Kansas City Chiefs (11-5)
(@Houston Texans)
Nur wenige Mannschaften haben im Laufe der Saison einen ähnlichen Wandel hinbekommen wie die Chiefs. Kansas City ist eines der besten Run-Blocking-Teams der Liga, wodurch selbst der Ausfall von Jamaal Charles überraschend gut kompensiert wurde. Auf der Basis eines guten Running Games sowie eines sicheren (wenn auch unspektakulären) Quarterbacks haben die Chiefs eine der effektivsten Offenses bei First Down. Ergänzend zum Run Game kommt ein gutes Screen Game, kaum ein Team nutzt dieses Mittel häufiger. Kurzum: Die Offense ist alles andere als eine reine Verwaltungsmaschine. So stört sich in KC niemand daran, dass lediglich Denver, Minnesota, Dallas und St. Louis weniger Passing Plays von mindestens 20 Yards zustande bringen als die Chiefs. Defensiv hat sich die Secondary um Marcus Peters und Eric Berry ebenfalls auf beeindruckende Art und Weise zum Besseren gewandelt. Der Pass-Rush dagegen kränkelt: Sowohl Dee Ford, als auch Justin Houston bleiben Wackelkandidaten für den Playoff-Auftakt.
5. Cincinnati Bengals (12-4)
(vs. Pittsburgh Steelers)
Seit Freitag herrscht in Cincinnati Gewissheit, Quarterback Andy Dalton wird infolge seines Daumenbruchs auch im Wildcard-Spiel nicht mitwirken können. Damit ist AJ McCarron in der Pflicht - und die Fragezeichen beginnen. Dalton spielte bis zu seiner Verletzung eine weitestgehend herausragende Saison, nie schien die Chance auf jenen ersten Playoff-Sieg für die "Red Rifle" größer. McCarron blieb in den beiden letzten Saisonspielen unter sechs Yards pro Pass und verzeichnete 360 Passing-Yards - zusammen gerechnet. Warum also sind die Bengals dennoch so weit vorne? McCarrons Waffenarsenal ist mit A.J. Green, Tyler Eifert, Gio Bernard und Co. beeindruckend bestückt, die Offensive Line gehört insgesamt mit zum Besten, was die Liga zu bieten hat. Der Kader in der Defense ist tief besetzt und hat mit Geno Atkins einen potentiellen Game-Changer, der einen gegnerischen Offensivplan im Alleingang aushebeln kann.
4. New England Patriots (12-4)
(tbd)
Was genau New Englands Masterplan gegen Miami am Sonntag war, ist und bleibt das Fragezeichen der Woche. Tom Brady warf fast nur kurze Pässe und wurde dennoch häufig hart erwischt, die Pats schenkten den Top-Seed scheinbar fast kampflos her. Eines wurde dabei zumindest aber wieder einmal schmerzhaft offensichtlich: Die Patchwork-O-Line wird auch in den Playoffs Probleme haben. Trotzdem gibt es keinen Grund, deshalb in Foxborough in Panik zu verfallen. Tackle Sebastian Vollmer sollte bis zum Divisional Game wieder fit sein, auch Julian Edelman feiert aller Voraussicht nach sein Comeback. Bradys gegen die Dolphins erlittene Knöchelverletzung ist nicht schwerwiegend und die Defense hat die Regular Season gerade mit 49 Sacks beendet und mit Dont'a Hightower gibt es auch hier einen prominenten Rückkehrer. Man könnte argumentieren, dass New England in Bestbesetzung die beste Front Seven der Liga hat. In jedem Fall haben die Patriots den besten Quarterback der AFC. Riecht alles in allem nach der Chance auf den nächsten Ring für Tom und Bill...
3. Seattle Seahawks (10-6)
(@Minnesota Vikings)
Die klare Devise: Vorsicht vor diesen Seahawks! Seattle geht als gefährlichstes Team in die Playoffs, das Run-Blocking funktioniert immer besser und pünktlich zu den Playoffs kehrt Running Back Marshawn Lynch aller Voraussicht nach zurück. Probleme mit der Bauchmuskulatur setzten Beastmode wochenlang außer Gefecht, jetzt soll er direkt in gewohnter Rolle in die Startformation zurück kehren. Passend dazu sind wohl auch die O-Liner Russell Okung und J.R. Sweezy wieder fit und sollen dabei helfen, Russell Wilson mehr Zeit zu verschaffen. Schon jetzt verzeichnet nur Arizona (8,5) mehr Yards pro Pass-Versuch als Seattle (8,3). Die Defense scheint seit dem Shootout gegen die Steelers in Week 12 zunehmend ihre alte Topform wieder zu finden, auch hier gibt es ein Comeback: Safety Kam Chancellor ist wieder mit von der Partie. Unter dem Strich ist Seattles Kader zur richtigen Zeit so komplett wie noch nie in dieser Saison, die Hawks sind auf Augenhöhe mit Arizona und Carolina.
2. Arizona Cardinals (13-3)
(tbd)
Arizonas an sich indiskutable Heim-Klatsche gegen Seattle im Regular-Season-Finale zu bewerten ist schwierig. Früh war klar, dass es für die Cardinals um nichts mehr gehen würde und das merkte man in nahezu jeder Aktion auf dem Platz. Klammert man dieses Spiel aus, so steht schon jetzt eine beeindruckende Saison auf dem Zeugnis. Die Offense um den herausragenden Carson Palmer spielt wahnsinnig aggressiv, lediglich New Orleans (85), Jacksonville (83) und Pittsburgh (82) gelangen mehr Passspielzüge von mindestens 20 Yards als den Cards (81). Das Running Game blüht neu auf, seitdem Rookie David Johnson zum Starter ernannt wurde und vor allem die linke Seite der O-Line ist im Run-Blocking kaum zu übertreffen. Defensiv wird der Ausfall des vielseitigen Tyrann Mathieu aber enorm wehtun, gerade gegen die beweglichen Quarterbacks in der NFC - auch wenn Cornerback Patrick Peterson nach dieser Saison wieder legitime Ansprüche auf den Titel "bester Cornerback der NFL" stellen kann. Ebenfalls positiv: Der Pass-Rush um den überraschend starken Rookie Markus Golden sowie den ewig jungen Dwight Freeney. Legt vor allem die Offense ihre während der Regular Season gelegentlich sichtbaren mentalen Pausen ab, wird es schwer sein, Arizona zu stoppen.
1. Carolina Panthers (15-1)
(tbd)
Der Traum von der perfekten Saison war bekanntermaßen kurz vor der Zielgeraden ausgeträumt - in Charlotte aber kein Grund für falsche Trauer: Carolina demontierte Tampa Bay zum Abschluss der Regular Season und sicherte sich so den Top-Seed. Es ist ein Team, das in engen Spielen auch häufig Glück hatte, und das mit Charles Tillman und Bene Benwikere zwei Cornerbacks kurz vor den Playoffs für den Rest der Saison verloren hat. Aber die Panthers können trotzdem eine beeindruckende Saison vorweisen. Kein Team verzeichnete mehr Punkte pro Spiel als Carolina (31,2), das mit Cam Newton einen Quarterback in seinen Reihen weiß, der 636 Yards und zehn (!) Touchdowns erlief. Wichtig wäre, dass Running Back Jonathan Stewart rechtzeitig zum Divisional Game fit ist. Andernfalls ist die Offense, unter anderem bei der Pleite gegen Atlanta sichtbar, mitunter zu berechenbar. Defensiv hat Josh Norman etwas abgebaut, bleibt aber ein legitimer Nummer-1-Cornerback - und ergänzt so Luke Kuechly und Thomas Davis, eines der besten LB-Corps der Liga. Die Panthers können mit ihrem Run Game und den Deep Balls zu Ted Ginn (auch wenn der nach wie vor viel zu viel fallen lässt) gegen jeden Gegner punkten und defensiv mit ihrer Front jeden Quarterback unter Druck setzen. Und in Charlotte muss in dieser Saison erst einmal jemand gewinnen.
Seite 1: Viele Wildcards und eine Überraschung am Ende