Milram verpasst die nächste Chance

Torsten AdamsSID
17. Juli 201019:36
Alexander Winokurow holte in Revel seinen ersten Etappensieg bei der diesjährigen Tour de FranceGetty
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Das Profil schien wie maßgeschneidert für das einzige deutsche Team Milram mit seinem Sprinter Gerald Ciolek. Doch Alexander Winokurow erteilte den Sprintern am Ende eine Lektion (das Ergebnis der 13. Etappe).Derweil eroberte sich Alessandro Petacchi das Grüne Trikot von Thor Hushovd zurück.

Im zweiten Anlauf hat es Alexander Winokurow geschafft. Der kasachische Volksheld mit der dunklen Vergangenheit holte sich im Alleingang den Sieg auf der 13. Etappe.

Noch am Vortag war Winokurow nach einem langen Ausreißversuch einen Kilometer vor dem Ziel gestellt worden. Die Plätze zwei und drei belegten im Sprint des geschlagenen Feldes der Brite Mark Cavendish und der Italiener Alessandro Petacchi.

Attacke am Ferreol

Gut acht Kilometer vor dem Ziel hatte Winokurow an der Cote de Saint-Ferreol, einem Berg der dritten Kategorie, seine Attacke gestartet. Auf der rasenden Abfahrt ließ sich der 36-Jährige nicht mehr einholen und erreichte 13 Sekunden vor dem großen Peloton das Ziel.

Im Gesamtklassement gab es einen Tag vor der ersten Pyrenäen-Etappe keine Veränderung. Der Luxemburger Andy Schleck liegt weiter 31 Sekunden vor dem spanischen Vorjahressieger Alberto Contador. Dritter bleibt Olympiasieger Samuel Sanchez, der allerdings schon 2:45 Minuten hinter Schleck liegt.

Gerdemann mit Ciolek am Hinterrad

Bis zum Angriff von Winokurow hatten die Sprinter auf ihre Chance gehofft, doch am Ende ging es für die schnellsten Männer aber nur noch um den zweiten Platz.

Einige hundert Meter vor dem Ziel sah es zunächst gut aus für Team Milram. Linus Gerdemann machte das Tempo für Gerald Ciolek, der vor der Etappe als einer der Favoriten auf den Tagessieg galt.

Doch einmal mehr fehlte dem Pulheimer im Schlusssprint die nötige Power, um ganz vor ne zu landen. Platz elf wurde es am Ende. Dabei wäre ein Erfolg für das einzige deutsche Team doch so dringend notwendig angesichts der schleppend verlaufenden Sponsorensuche.

Ciolek: "Habe mich stark gefühlt"

"Wir haben das Rennen am letzten Berg bewusst schwer gemacht in der Hoffnung, einige Konkurrenten für den Zielsprint abschütteln zu können. Am Berg habe ich mich sehr stark gefühlt", sagte Ciolek nach dem Rennen.

Gleichzeitig war der Pulheimer ob der vergebenen Chance enttäuscht: "Im Nachhinein wäre es vielleicht besser gewesen, die Attacke mit zu gehen. Aber als Sprinter hat man immer die Massenankunft im Hinterkopf. Als endschneller Fahrer bin ich natürlich enttäuscht, dass ich die gute Arbeit des Teams nicht mit einer Top-Platzierung vollenden konnte."

Cavendish auch ohne Renshaw stark

Anders als Ciolek bewies Cavendish, dass er auch ohne seinen wichtigsten Helfer nicht zu schlagen ist. Denn der Brite musste erstmals ohne seinen letzten Anfahrer Mark Renshaw auskommen. Der Australier war am Donnerstag von der Tour ausgeschlossen worden, nachdem er sich im Schlusssprint Kopfstöße gegen den Neuseeländer Julian Dean geleistet hatte.

Durch Platz zwei im Ziel verbesserte sich der ManXpress (162 Punkte) in der Sprintwertung auf Rang drei, während sich Petacchi (187) das Grüne Trikot von Thor Hushovd (185) zurück eroberte.

Hier geht es zum youtube-Video

Ausreißer nicht belohnt

Lange Zeit hatte eine dreiköpfige Spitzengruppe das Geschehen bestimmt. Sylvain Chavanel, der in diesem Jahr bereits zwei Etappen gewann, sein französischer Landsmann Pierrick Fedrigo und der Spanier Juan Antonio Flecha hatten zwischenzeitlich einen Vorsprung von gut sechs Minuten herausgefahren.

Doch dem hohen Tempo des Columbia-Team war das Trio nicht gewachsen. Zehn Kilometer vor dem Ziel kam es zum Zusammenschluss.

Armstrongs Auftreten: ein Desaster

Unterdessen entwickelt sich Lance Armstrong mehr und mehr zum Bruchpiloten. Bereits in der neutralen Zone war der Texaner in einen Sturz verwickelt. Bei der diesjährigen Tour war der 38-Jährige in schöner Regelmäßigkeit von seinem Rad geholt worden, allein auf dem Weg nach Morzine-Avoriaz dreimal.

Im Ziel in Revel trudelte der Amerikaner mit 4:35 Minuten Rückstand ein und witzelte noch mit seinem Mannschaftskameraden Jaroslaw Popowitsch. Von Kampfeswille keine Spur.

LeMond attackiert Armstrong

Auch am Samstag kehrte bei Armstrong keine Ruhe im Zuge der großen Dopingaffäre um das frühere US-Postal-Team ein. Der dreimalige Toursieger Greg LeMond erhob schwere Anschuldigungen gegen Armstrong und den Radsport-Weltverband UCI.

In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung bezichtigte der Amerikaner seinen Landsmann Armstrong der versuchten Bestechung und wirft zugleich der UCI mafiöse Strukturen vor.

Auf in die Berg-Schlacht

Am Sonntag steht die erste von vier schweren Pyrenäen-Etappen an. Auf dem 14. Teilstück über 184,5 km wartet am Ende der Schlussanstieg nach Ax-3-Domaines.

Zuvor geht es noch über den 2001 m hohen Port de Pailheres, einem Berg der höchsten Kategorie.

Die Trikotträger nach der heutigen Etappe:

Gesamtwertung: Andy Schleck (SAX)

Sprinter: Alessandro Petacchi (LAM)

Bester Jungprofi: Robert Gesink (RAB)

Bergtrikot: Anthony Charteau (BTL)

Auf Seite 2 gibt's das Rennen im Re-Live zum Nachlesen

Das Rennen im Re-Live zum Nachlesen

17.16 Uhr: Lance Armstrong fährt derweil noch. Und witzelt mit Teamkollege Popowitsch. Hat der denn gar keinen Kampfgeist mehr?

17.15 Uhr: Nix war's für Cio. Cavendish Zweiter, Petacchi Dritter!

17.14 Uhr: WINOKUROW siegt! Doch jetzt kommt das Feld herangejagt!

17.13 Uhr:Flamme Rouge Wino wird durchkommen.

17.12 Uhr: Nun kommen so langsam doch auch die anderen Sprinter an die Spitze. Hushovd ist da, aber auch Ciolek. Gerdemann macht das Tempo. Noch 2 km!

17.11 Uhr: Das könnte Wino durchziehen, nachdem er gestern so kanpp geschlagen wurde. Voeckler wird derweil vom Feld geschluckt, an dessen Spitze nur noch Klassementfahrer zu sehen sind.

17.09 Uhr: Verfolgungsjagd bergab. Wino 12 sek vor Voeckler!

17.08 Uhr: Da fliegt der unvermeidliche Voeckler heran!

17.08 Uhr: Der Gipfel der Kuppe ist erreicht. Noch 7,5 km! Wer zieht nun durch? Wo stecken die Sprinter?

17.06 Uhr: Von hinten kommen Winokurow und LL Sanchez mit drei Fahrern im Schlepptau.

17.05 Uhr: Barredo (QST) und Champion (ALM) können folgen. Die drei haben schon ein och von ca. 10 sek herausfahren können.

17.04 Uhr: Ballan greift an!

17.03 Uhr: Derweil steckt Robbie McEwen schon in einer Gruppe von abgehängten Fahrern, in der sich auch LanceArmstrong aufhält.

17.02 Uhr: Nun kommt gleich der Anstieg. Schonmal Ausschau nach Cio halten. Winke mal!

17.01 Uhr: 10-km-Marke! Da ist es passiert. Flecha, Fedrigo und Chavanel haben Feierabend. Geschlossenes Feld.

16.58 Uhr: Währenddessen hat sich Thomas Voeckler (BTL) klammheimlich von Teamkollege Arashiro an die Spitze bringen lassen. Der wird doch wohl nicht...

16.57 Uhr: Contador-Helfer Hernandez hat's am Ende des Feldes zerlegt. Hatte sich wohl die Pferde am Wegesrand angeschaut. Dumm gelaufen.

16.55 Uhr: Noch 16 km! Die Ausreißer geben jetzt noch mal alles. 26 sek ihr Vorsprung. Und der Hügel, vor dem so viele Sprinter Angst haben, kommt näher. Noch 9 km bis an den Anstieg!

16.48 Uhr: Bert Grabsch tritt an der Spitze des Feldes wieder seine 500 Watt in die Pedale. Im Windschatten seine Columbia-Teamkollegen. Zwischendrin, ein versprengter Milchmann.

16.40 Uhr: Kurz bevor die Ausreißer geschluckt werden, werfe ich noch mal einen fetten Appetit-Happen für morgen in die Runde. Wird ein Spektakel. Versprochen.

16.36 Uhr: Seit geraumer Zeit ist der Vorsprung von Fedrigo, Flecha und Chavanel unter eine Minute gesunken. Das Trio ist seit Rennkilometer 4,5 alleine auf der Flucht. Und momentan genießen sie die letzten Züge.

16.33 Uhr: Das Feld nun langgezogen wie eine Perlenkette. Heißt: Tempo hoch. Heißt: Vorsprung sinkt. Heißt: Ausreißer chancenlos. Heißt: Chance für Ciolek!

AUFGESCHNAPPT"Das ist die Tour de France, da musst du jeden Tag kämpfen. Petacchi ist in den Sprints bärenstark, aber ich glaube, dass ich der beständigere Fahrer bin und werde auch weiterhin in Zwischensprints meine Chance suchen." (ThorHushovd zu seinen Ausreißversuchen und den Kampf um Grün)

16.28 Uhr: Die drei Ausreißer sind bei Rennkilometer 125 angelangt, wo die zweite und letzte Sprintwertung des Tages abgenommen wurde. Flecha (6 Punkte) fuhr vor Fedrigo (4) und Chavanel (2) über die Linie.

16.22 Uhr: Während der Vorsprung der Flüchtlinge auf 1:42 min fällt, hat Lance Armstrong wieder jede Menge Ärger an der Backe. Nein, er ist nicht schon wieder gestürzt, er sitzt noch fest im Sattel. Allerdings hat sein Intimfeind Greg LeMond seinen Landsmann in einem Interview wieder mal böse an Bein gepinkelt. Armstrong habe 300.000 Euro an eine Person geboten, die Epo-Missbrauch bei LeMond bestätigen sollte.

AUFGABEReinTaaramae ist nicht mehr im Rennen. Der Este war als Cofidis-Kapitän gestartet, enttäuschte aber in den Bergen und konnte sich auch nicht in Ausreißergruppen platzieren.

16.02 Uhr: Lampre, Columbia und Co. machen ernst. Offenbar will man die Ausreißer noch vor dem letzten Hügel stellen. Abstand zum Führungstrio aktuelle: 2:08 min, 55 km vor dem Ziel.

AUFGESCHNAPPT"Ich bin sehr niedergeschlagen, weil ich die Tour und meine Teamkollegen verlassen muss. Man will nie ein Rennen aufgeben, besonders nicht die Tour. Es ist der Event, für den wir das ganze Jahr arbeiten. Aber ich litt seit meinem Sturz auf der zweiten Etappe. Letztendlich war der Schmerz zu groß." (Tyler Farrar zu seiner Aufgabe wegen Handgelenkbruchs)

15.50 Uhr: Die 4. Bergwertung wurde soeben passiert.

1. Chavanel (QST), 3 Punkte
2. Fedrigo (BTL) 2
3. Flecha (SKY) 1

15.44 Uhr: 68 km vor dem Ziel schmilzt der Vorsprung auf 3:30 min. Es sieht also nicht danach aus, als könne Chavanel heute seinen dritten Etappensieg feiern. Wäre auch etwas zuviel des Guten. Denn Deutschland lechzt nach seinem ersten Tageserfolg.

15.37 Uhr: Jetzt macht Tony Martin die Pace an der Spitze des Feldes. Er trainiert also schonmal für sein verbleibendes Ziel in dieser Tour: das abschließende Zeitfahren. Der Vorsprung des Ausreißer-Trios fällt auf 4 min!

15.32 Uhr: Ergo: Heute MUSS Cio endlich mal etwas reißen. Als berggängiger Sprinter ist die Ankunft wie gemalt für den Milram-Sprinter. Go, Cio!

15.31 Uhr: Erfolgreiche Beteiligung in Fluchtgruppen: fail. Etappensiege: fail. Neuer Sponsor: fail.

15.29 Uhr: Lasst uns mal kurz das Team Milram beleuchten. Nun, wo sich Luke Roberts in die Columbia-Lampre-Phalanx an der Spitze eingeschlichen hat.

15.25 Uhr: Es scheint also so, als würden sich Cav und Peta zutrauen, mit dem Feld über den Saint-Ferreol acht km vor dem Ziel zu kommen und es im Massensprint krachen zu lassen.

15.23 Uhr: Irgendwie schwer zu glauben, dass die drei es solo ins Ziel schaffen. Der Grund: Lampre (für Petacchi) und Columbia (für Cavendish) haben sich schon seit längerer Zeit an der Spitze des Feldes eingerichtet.

15.21 Uhr: Gleich zu Beginn der Etappe gab es Alarm! Lance Armstrong hat in der neutralen Zone der Etappe eine weitere Kostprobe seiner neu gewonnenen Sturzanfälligkeit abgegeben. Der Amerikaner konnte aber wieder zum Peloton aufschließen.

15.19 Uhr: Die aktuelle Rennsituation: Drei Fahrer haben sich recht früh vom Feld abgesetzt und haben aktuell 4:36 min Vorsprung, 88 km vor dem Ziel: Das Trio im Überblick:
Juan Antonio Flecha (SKY)
Sylvain Chavanel (QST)
Pierrick Fedrigo (BTL)

15.18 Uhr: Salut zur 14. Etappe der Tour. Die große Frage am heutigen Tag: Vermiest der Hügel kurz vor dem Ziel den Sprintern den Massensprint in Revel? Oder kommen die ohnehin Ausreißer durch?

12. Etappe: Fettes Statement von Contador