SPOX im Einsatz: Auge in Auge mit Karl Marx

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Die SPOX-Redakteure waren 2016 vielseitig unterwegs
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Danke, Moses Malone, Du hast mich gerettet

Von Ole Frerks

Ich sitze in einer mobilen NBA-Schaltzentrale in einem Hotel in London und warte. Mein Herz rast und das nicht nur deshalb, weil ich kurz davor noch in einem anderen Hotel war, in dem ich Raptors-Manager Masai Ujiri interviewen durfte, um danach durch die fiese britische Kälte zu rennen, da ich unbedingt rechtzeitig das besagte erste Hotel erreichen wollte.

Wie gesagt, mein Herz rast nicht deshalb. Ich bin hier, um Hakeem Olajuwon zu treffen - und das macht mich, Professionalität hin oder her, verdammt nervös. Seit meinem ersten Vor-Ort-Interview vor einigen Jahren (Jimmer Fredette!) haben sich zwar mittlerweile einige angesammelt, ein Kindheitsidol war bisher aber nicht dabei. Genau das ist Hakeem the Dream für mich, direkt in der Kategorie hinter Allen Iverson und - natürlich - Le Chef Johan Micoud.

Der Hinweis eines NBA-Kollegen, dass Hakeem manchmal etwas "launisch" ist und vor mir noch zwei Kollegen aus England einen Termin mit ihm haben, hilft meiner Anspannung nicht unbedingt. Was ist, wenn die Briten ihm auf die Nerven gehen? Das ist uns doch allen schon passiert, oder?

"Keine schlechte Idee, verdammt!"

Als die Tür sich öffnet, wird mir zumindest diese Befürchtung genommen. Im Raum wird gelacht, da die Beiden Hakeem auf dem Handy gerade ein Video von Kristaps Porzingis zeigen, der einen Dreamshake zeigt. Er findet's geil, ich denke: "Keine schlechte Idee, verdammt!" Aber was soll's - jetzt bin ich dran.

Der Anfang verläuft dann etwas holprig. Meine Nervosität ist mir wohl anzumerken, ich formuliere meine Fragen teilweise so umständlich, dass Olajuwon mich bisweilen anguckt wie ein Auto. Ich befürchte schon, dass mir hier eine große Chance durch die Lappen geht - aber dann platzt dank einer Frage zu Moses Malone endlich der Knoten.

Vermutlich hatte Hakeem nicht erwartet, dass ihn ein deutscher Mittzwanziger auf einen der Helden der 80er anspricht, keine Ahnung. In jedem Fall tauen wir danach beide auf und führen ein (meiner Meinung nach) richtig gutes Gespräch.

Kompliment vom Kindheitsidol

Als wir nach rund 25 Minuten aufhören müssen und ich mich für den etwas konfusen Beginn entschuldigen will, überrascht mich Hakeem stattdessen und reicht mir mit einem "I enjoy your basketball knowledge" lächelnd die Hand zum Abschied. Ich will nicht wissen, wie blöd ich in dem Moment geglotzt habe - aber dieses Kompliment von einem meiner Kindheitsidole ist mir auch jetzt noch bestens in Erinnerung, obwohl das Ganze im Januar passierte.

Die Zielsetzung für 2017 ist also eindeutig: Ich sollte entweder ein Philly Cheesesteak mit Iverson mampfen oder mit Micoud ein paar Flaschen Rotwein inhalieren. Irgendwie muss man sich schließlich noch steigern.