"Bad Boy war nur Kinderkram"

Von SPOX
Kevin-Prince Boateng zog es vom AC Mailand zu Schalke 04 zurück in die Bundesliga
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Buschmann: Das ist die interessante Geschichte, weil es genau die Nummer war: Man geht mit so etwas nicht hausieren, wenn man sich persönlich getroffen hat und über Dinge gesprochen hat, die nirgendwo in die Medien gehören. Ohne Dir in den Hintern zu kriechen: Ganz vielen Leute habe ich gesagt: "Leute, wenn ihr ihn erlebt hättet, wie er da gekickt hat im Urlaub mit den Kindern, wie er sich gekümmert hat und wie er - ähnlich wie wir jetzt sprechen - geredet hat: Das ist nicht so, wie er oft gemacht wird." Und trotzdem haben mir viele bis vor ein oder zwei Jahren gesagt: "Hör mir doch auf, das ist Theater, was er da spielt, das kaufe ich ihm nicht ab." Wie ist es mit solchen Aussagen?

Boateng: Das sind Menschen, die mich nicht mögen. Erstens kennen sie mich nicht. Sie sehen nur die Schlagzeilen oder mich nur auf dem Fußball-Platz. Sie haben ihr Bild und sie sind sture Menschen, dickköpfige Menschen. Aber sind nicht die Menschen, die ich um mich haben möchte. Wir zwei kannten uns vorher auch nicht, aber wir haben uns unterhalten und Du hast mich gemocht. Entweder Du magst mich oder Du magst mich nicht. Ich bin Ich. Ich werde immer die Wahrheit sagen und ich bin immer ein gerader Typ. Natürlich mit Respekt und allem. Es wird immer Menschen geben, die mich nicht mögen - warum auch immer. Es gibt aber auch Menschen, die mich lieben. So ist das.

Buschmann: Everybody's Darling ist auch scheiße, sage ich immer.

Boateng: So bin ich nie gewesen. Ich kann nicht für jeden der gute Mensch sein. Ich bin auf dem Platz hart. Ich gehe in Zweikämpfe, ich habe keine Angst, das ist Fußball. Außerhalb des Platzes bin ich lieb und für jeden offen.

Buschmann: Stichwort Fußball. Auch da hat es eine Entwicklung gegeben, überhaupt keine Frage. Nicht nur in Italien. Europaweit, weltweit, kann man schon fast sagen, schwärmen die Menschen von der Art und Weise, wie Kevin-Prince Boateng Fußball spielt. Wie er defensiv, offensiv agiert. Hat sich da auch eine Menge entwickelt? Du musst jetzt "ja" sagen. Stagnation wäre ja Käse.

Boateng: (lacht) Klar, ich habe wirklich sehr, sehr viel trainiert. Auch in der Defensive musste ich sehr viel trainieren. Die viele harte Arbeit spiegelt sich alles wider. Die ganzen Interviews, die ich jetzt habe. Egal was: Es spiegelt alles die harte Arbeit wider, und ich bin stolz darauf. Ich habe viel gearbeitet, ich habe viele Kilos abgenommen, ich bin mehr im Kraftraum, ich trinke mehr Wasser, was auch immer. Es kommt alles dazu, auch ein klarer Kopf. Und das spiegelt sich wider.

Buschmann: Wie viele Kilos hast Du abgenommen? Ich frage, weil ich auch daran arbeite. (lacht)

Boateng: Zu Portsmouth-Zeiten habe ich zwölf Kilo abgenommen. Zwölf Kilo runter. Ich bin süchtig nach Wasser. Ich trinke zehn Liter Wasser am Tag, das hätte ich früher auch niemals gedacht.

Buschmann: Komm mal in mein Alter, dann machst Du das nicht mehr, dann rennst du nämlich pausenlos aufs Klo!

Boateng: Ich renne sowieso pausenlos aufs Klo. Ich habe 15 Liter getrunken, aber da hat der Doktor gesagt, dass es nicht mehr gesund ist, das ist zu viel. Ich habe mich jetzt runtergearbeitet auf zehn Liter.

Buschmann: Ein Mensch, der nur noch aus Wasser besteht, Kevin-Prince Boateng. Die sportliche Zukunft: Was geht für den AC Mailand in näherer Zukunft? Beim Audi Cup gab es finstere 30 Minuten zu Beginn des Halbfinals gegen Manchester City, als Ihr Euch gleich fünf Stück gefangen habt. Da habe ich ein bisschen Angst und Sorge um Deinen Klub gehabt.

Boateng: Da hatte ich selbst erst einmal einen Schock. Okay, Manchester hat auch gut gespielt, aber wir haben auch katastrophal angefangen. Ja, das ist ein Vorbereitungsturnier. Ich nahm es sehr ernst, weil es Top-Teams sind. Aber man sollte es nicht zu ernst nehmen. Es ist ein Vorbereitungsturnier und wir sind noch gar nicht fit. Wir sind noch voll in der Vorbereitung und wir haben noch ein bisschen Zeit. Aber natürlich darf man nicht in den ersten 30 Minuten fünf Gegentore kriegen. Das wissen wir auch. Deswegen sind wir nochmal gut zurückgekommen und hatten die Chance zum Ausgleich. Unser Team ist jung, wir haben nicht viele Spieler dazubekommen, wir hatten einen Riesenumbruch letztes Jahr. Das ist natürlich keine einfache Situation. Aber ich denke, dass der AC Mailand immer eine große Rolle spielen wird in Italien und der Welt.

Buschmann: Saisonziel Meisterschaft?

Boateng: Es muss das Saisonziel sein. Wir sind letztes Jahr Dritter geworden und das ist nicht genug. AC Mailand auf dem dritten Platz, das will keiner sehen.

Buschmann: Dein Bruder spielt bei den Bayern, dem Triple-Sieger. Dein Eindruck vom FC Bayern? Es war eine wahnsinnige letzte Saison und jetzt kommt noch der - wie viele sagen - beste Trainer der Welt dazu. Wer soll sie noch stoppen?

Boateng: Es wird immer eine Mannschaft geben, die sie vielleicht stoppen kann. Das hat man zum Beispiel bei Dortmund gesehen, auch wenn einige Spieler gefehlt haben. Aber was die Bayern letztes Jahr geleistet haben, ist einfach unmenschlich gewesen. Mit so einer Konstanz. Und jetzt noch mit dem besten Trainer der Welt. Ich weiß nicht, wo es noch hingehen soll. Ich habe meinem Bruder gesagt, dass er probieren soll, so viel es geht vom Trainer herauszuholen und von ihm zu lernen, weil er einfach die Besten trainiert hat. Ich hoffe einfach, dass sie eine super Saison haben werden und mein Bruder natürlich auch. Guardiola wird einschlagen, das ist sicher.

Buschmann: Wie eng ist der Kontakt zu Jerome?

Boateng: Sehr eng. Wir reden jeden Tag, fast jeden Tag. Sehr eng. Wir tauschen uns fast jeden Tag aus über Fußball, privat, was auch immer.

Hier geht's zu Teil III: "Dortmund ist mein Lieblingsverein"

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