Steckt hinter der Drohung ein Masterplan?
Red Bull braucht zunächst einen Abnehmer für sein Team. Die investierten Unsummen wird selbst Dietrich Mateschitz nicht vernichten wollen, ohne eine Ablöse mitzunehmen. Wer allerdings sollte das hochgezüchtete Team übernehmen? Volkswagen will nicht, weshalb Audi nicht darf.
Ist ein Ausstieg deshalb ausgeschlossen? Mitnichten. Mateschitz stieß 2001 auch seine Zwei-Drittel-Beteiligung an Sauber ab, weil das Team nur hinterherfuhr. Die Königslösung für Red Bull Racing wäre trotzdem ein Einstieg der Ingolstädter - eventuell als Motorenlieferant nach Vorbild von McLaren-Honda.
Die Voraussetzungen dafür sind nicht schlecht. Das derzeitige Engagement von Audi in der WEC sollte kein Hindernis darstellen, Volkswagen hat mit Porsche schließlich eine weitere Marke an den Start gebracht. Der Zeitplan passt perfekt: Aufbau in den Jahren 2014 und 2015, spätestens in der Saison 2016 muss der Titel das Ziel sein.
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Dann wäre Audi für die Markenpräsenz in Le Mans nicht mehr nötig. Zufälligerweise läuft Red Bulls Vertrag mit Renault zeitgleich aus. Und: Das derzeitige Motorenreglement ist in der Saison 2017 nicht mehr gültig. Ein Einstieg wäre bei grundlegenden Änderungen oder mehr Entwicklungsfreiheit der Hersteller attraktiv, weil jeder Neuling mit der aktuellen Regelung Schwierigkeiten hat, den Vorsprung von Mercedes, Ferrari und Renault aufzuholen. McLaren-Honda drängte nicht umsonst darauf, sein Aggregat während der Saison weiterentwickeln zu dürfen.
Den Finanzkontrolleuren von VW dürften die derzeitigen Ausgaben für zwei Langstreckenprojekte ohnehin ein Dorn im Auge sein. Dass Ex-Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali nach seiner Einstellung bei Audi lange in der Abteilung für Dienstleistungen und Mobilität arbeitet, glaubt niemand. Zumal der frühere Rennleiter seit Dezember 2014 Chef der FIA-Single-Seater-Kommission ist. Offiziell in seiner Freizeit, doch Gerhard Berger gab das Amt ab, weil es zu zeitintensiv war.
Laut BBC und Auto, Motor und Sport führte Domenicali in den vergangenen Monaten eine Machbarkeitsstudie durch, die dem Vorstand im Dezember vorgestellt wurde. Das Fazit soll positiv ausgefallen sein.
Es gibt aber ein Hindernis: Bernie Ecclestone. Der VW-Aufsichtsratsvorsitzende Ferdinand Piech legte bei jedem geplanten Formel-1-Einstieg sein Veto ein. Er arbeitet seit 1993 bei Volkswagen. Schon 2008 waren Red Bull und der niedersächsische Automobilkonzern in weit fortgeschrittenen Gesprächen. Angeblich traut Piech dem Chefpromoter nicht über den Weg, seit der Mitte der 70er mit Porsche über einen Motorenlieferung für sein Brabham-Team verhandelte.
Solange Ecclestone nicht seinen Hut nimmt, wird der mächtige Piech kaum einem Einstieg zustimmen. Der Engländer wirtschaftet allerdings nicht mehr in die eigene Tasche, ist Angestellter des Finanzinvestors CVC, der die Rechte an der Formel 1 im Jahr 2005 übernommen hat. Das Unternehmen ist dafür bekannt, Anteile weiterzuverkaufen, sobald sich eine lukrative Möglichkeit ergibt. Und: Ecclestone ist mittlerweile 84 Jahre alt.
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Der Formel-1-Kalender 2015 im Überblick