Das Standing bei den Fans
Italien: Das Gejammer nach der Südafrika-Blamage war riesig. "Alles Schwarz! Das schlechteste italienische Team aller Zeiten ist draußen" verkündete die "Gazzetta dello Sport" am Tag nach dem Aus gegen die Slowakei in Versalien auf ihrer Titelseite. Beinahe 87 Prozent der "Gazzetta"-User teilten diese Meinung, noch nie sei Italien so schlecht gewesen.
Aber: "Der Fußball besitzt ein kurzes Gedächtnis", weiß Prandelli - besonders in Italien. Denn selbst nach der WM 2006 gab es von Seiten der Fans nicht nur uneingeschränkte Begeisterung. "Ich hielt es für absurd, dass dem Weltmeister selten die verdiente Liebe entgegenschlug - leider war oft das Gegenteil der Fall", sagte Prandelli im Interview mit der "Welt am Sonntag". "Deshalb vermittelte ich den Spielern als erstes, dass wir uns dem Publikum nähern müssen und uns nicht in einem Elfenbeinturm einschließen dürfen."
Prandelli musste sich in seinen ersten Monaten wegen der von ihm nominierten Spieler, die nicht in Italien geboren wurden (Amauri, Ledesma und jetzt Thiago Motta) mit viel Polemik herumschlagen, blieb aber standhaft.
"Wir gehen einen neuen Weg. Mit jedem Auftritt der Nationalmannschaft senden wir Signale an die Menschen. Der Fußball muss vereinen und helfen, Hürden zu überwinden. Mein Hauptziel in den ersten Spielen lautete, die Tifosi wieder für die Azzurri zu begeistern. Das ist gelungen."
Deutschland: Die DFB-Auswahl hat in punkto Beliebtheit ein überragendes Jahr hinter sich.
Die Sympathie- und Bekanntheitswerte stiegen nach der WM in exorbitante Höhen. Löw, Schweinsteiger, Lahm, Klose, Podolski und Ballack kennen 100 Prozent der befragten Personen zwischen 14 und 69 Jahren.
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96 Prozent bringen die DFB-Auswahl mit dem Begriff "Teamgeist" in Verbindung. 2002 waren dies nur 50 Prozent, nach dem EM-Desaster 2004 sogar nur 42. Die deutsche Elf steht zudem für gelungene Integration (87 Prozent), Jugendlichkeit (92), Begeisterung (92) und Weltoffenheit (94).
Das alles mögen Marginalien sein, bedeutungslose Zahlen - für Sponsoren aber sind sie der Schlüsselreiz. Sponsoren bringen Geld, das wiederum wird unter anderem investiert in die Jugendausbildung.