Nur noch Fußball

Von SPOX
Michel Platini und die UEFA stehen vor einer neuen Ära
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Werden die Spieler damit verheizt?

Unter die paar positiven Begleitumstände mischen sich auch jede Menge Zweifel an der Umsetzbarkeit des Wettbewerbs - und vor allen Dingen darüber, warum die ohnehin schon enorme Belastung der Protagonisten bald noch mehr auf die Spitze getrieben werden soll.

Ein Beispiel: Stuttgarts Timo Werner könnte im kommenden Sommer an der U-21-EM in Tschechien teilnehmen. Dem Angreifer wird auch durchaus der Sprung in die A-Nationalmannschaft zugetraut, die dann 2016 die EM in Frankreich spielen wird. Und 2017 als Weltmeister am Confed Cup teilnehmen wird. Und 2018 bei erfolgreicher Qualifikation an der WM in Russland. Und dann - ebenfalls im Fall eines erfolgreichen Abschneidens - am Final Four der Nations League im Sommer 2019. Und ein Jahr später dann an der EM 2020. Und wieder ein Jahr später vielleicht am Final Four der Nations League. Und so weiter.

Für die Spieler wird es die Regenerationsphasen des Sommers so wie bisher gelernt nicht mehr geben. "Ich habe nicht direkt ein Freudenfest angezettelt. Ich glaube, die Entscheidung würde anders ausfallen, wenn die Jungs, die die Entscheidung getroffen haben, auch spielen müssten", motzte BVB-Coach Jürgen Klopp schon im Frühjahr.

Klopp: "Der Körper ist nur bedingt belastbar"

Was den meisten Verantwortlichen in den Vereinen - und diese bezahlen die Spieler schließlich - aufstößt: Es wurde vor der Entscheidungsfindung nicht wirklich mit den Klubs debattiert. "Wir wurden nicht gefragt. Und es wäre doch schön gewesen, wenn man Spieler und Trainer miteinbezogen hätte", so Klopp weiter, der sich schlicht übergangen fühlt und auf Dauer gesundheitliche Konsequenzen aus der Überbelastung befürchtet. "Der Körper ist nur bedingt belastbar. Es ist ein Irrglaube, dass einzelne Spiele weniger intensiv sind, wenn du sie gewinnen willst."

Unterstützung bekam er dabei aus Leverkusen. "Ich befürchte, dass der Fußball in Gefahr gerät, sich zu inflationieren. Wenn man einen weiteren Wettbewerb hinzufügt, kann man sich gegenseitig kannibalisieren", sagt Geschäftsführer Michael Schade.

Die UEFA führt andere Argumente ins Feld. Es werde weniger Freundschaftsspiele geben, denen oft der sportliche Wert fehlt. Außerdem entfielen die enormen Reisestrapazen für Spiele in Übersee. Das entlaste die Spieler und damit in letzter Konsequenz auch die Klubs, die ihre Spieler früher wieder bei sich hätten.

Löw hält sich bedeckt

Karl-Heinz Rummenigge müsste als Vorstandsvorsitzender des FC Bayern München eigentlich auch eher gegen die Einführung der Nations League sein. Rummenigge ist aber zeitgleich auch Vorsitzender der Klub-Vereinigung ECA und sieht sich deshalb in einer diplomatischen Zwickmühle.

"Wir sind nicht gegen den Nations Cup. Wir haben Verständnis, dass speziell die kleinen und mittleren Nationalverbände die Freundschafts-Länderspiele nicht mehr vermarkten können", sagt Rummenigge deshalb.

Bundestrainer Joachim Löw hält sich auch noch einigermaßen bedeckt. "Wir wollen am liebsten immer gegen die großen Nationen im Weltfußball spielen. Wenn dies innerhalb der Nations League für uns gewährleistet wird, können wir aus rein sportlicher Sicht damit leben."

Und selbst der umtriebige Bierhoff, ansonsten neuen Einnahmequellen gegenüber durchaus aufgeschlossen, äußert leise Bedenken. "Ich bin ein Freund davon, Neuerungen offen entgegenzutreten. Aber wir alle stehen in der Verantwortung, die Schraube nicht zu überdrehen."

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