SPOX: Herr Blaszczykowski, Sie spielen nun seit zwei Monaten für den AC Florenz. Wie verlief denn der Start in persönlicher Hinsicht, haben Sie sich schon eingelebt?
Jakub Blaszczykowski: Anfangs war es etwas hektisch. Ich bin nach Florenz geflogen, habe den Vertrag unterschrieben und danach ging es gleich weiter zur Nationalmannschaft. Es war gut, dass ich lediglich die ersten zehn Tage im Hotel wohnen musste. Mittlerweile habe ich ein Haus gefunden. Wir genießen es hier, das Wetter ist ja auch überragend. (lacht)
SPOX: Sportlich läuft es auch, die Fiorentina hat kürzlich zum ersten Mal seit 1999 wieder die Tabellenspitze der Serie A TIM erklommen.
Blaszczykowski: Das ist natürlich das Wichtigste. Endlich darf ich wieder spielen, ich stehe regelmäßig in der Startelf. Trainer Paulo Sousa schenkt mir auf Anhieb volles Vertrauen und wir spielen als Team erfolgreich. Das ist eine schöne Bestätigung und war für mich bei diesem Transfer sehr wichtig.
SPOX: Wie komisch oder ungewohnt war es denn, nach acht Jahren bei Borussia Dortmund plötzlich auf neue Mitspieler zu treffen oder an einen anderen Ort zum Training zu fahren?
Blaszczykowski: Es hat mich auch überrascht, aber das war ehrlich gesagt gar kein Problem. Ich hatte schnell ein gutes Gefühl bei all diesen Dingen. Die Teamkollegen haben mich toll aufgenommen und unterstützt, die Integration lief eigentlich perfekt. Ich habe auch einen guten Draht zum Coach und hoffe, dass all dies so bleibt.
SPOX: Aufgrund des tollen Saisonstarts ist die Euphorie in Florenz riesig. Glauben Sie, dass der ganz große Wurf drin sein könnte?
Blaszczykowski: Der aktuelle Tabellenstand ist zwar eine schöne Momentaufnahme, zählt aber nicht. Es ist nicht wichtig, wo wir momentan stehen. Am Ende wird abgerechnet. Ich spiele schon so lange Fußball, ich weiß wie der Hase läuft. Wir wollen oben bleiben, aber bis dahin ist es noch ein langer Weg.
SPOX: Der wohl künftig auch steiniger werden wird, schließlich hat man die Viola jetzt auf dem Zettel.
Blaszczykowski: Genau. Unsere Gegner wissen nun, dass wir viel Qualität in der Mannschaft haben und die auf den Platz bringen können. Daher gehe ich davon aus, dass es künftig noch komplizierter für uns wird. Es sollte deshalb die Hauptaufgabe sein, uns gegen diese Widerstände zu wehren und konstant zu bleiben.
SPOX: Wie kam es, dass Sie sich für einen Wechsel nach Italien entschieden haben? Auch aus England, Spanien oder der Türkei bestand Interesse.
Blaszczykowski: Das ging gerade am Ende der Transferperiode alles sehr schnell. Ich war es zuletzt ja nicht unbedingt gewohnt, den Verein zu wechseln. (lacht) Das Interesse von Florenz war letztlich am konkretesten, so dass wir zügig eine Einigung hingekriegt haben. Es gab zwar noch andere Anfragen, aber zum aktuellen Zeitpunkt kann ich sagen, dass ich sehr froh bin, mich so entschieden zu haben.
SPOX: Die Europameisterschaft im kommenden Jahr mit der polnischen Nationalelf ist Ihr großes Ziel. In Florenz kommen Sie derzeit regelmäßig zum Einsatz - wieso war dies in Dortmund nicht mehr möglich?
Blaszczykowski: Das will ich nicht kommentieren, weil es jetzt einfach Vergangenheit ist. Ich hatte beim BVB acht wunderschöne und unvergessliche Jahre, für die ich immer extrem dankbar sein werde. Es war die beste Zeit meines Lebens. Doch das liegt jetzt hinter mir. Ich muss meinen Fokus als Fußballer auf die Gegenwart richten, um meinen eigenen Ansprüchen gerecht werden zu können.
SPOX: Viele Dortmunder Fans weinen Ihnen bis heute hinterher.
Blaszczykowski: Solche Entscheidungen gibt es im Fußball einfach, das kann immer passieren. Mich hat es jetzt getroffen, aber ich werde nicht der letzte Spieler sein, der einen Verein nach langer Zeit verlässt. Ich würde niemals gegen den BVB nachtreten. Ich stehe immer noch regelmäßig in Kontakt mit den Jungs, habe großen Respekt vor ihnen und dem Klub. Isso, würde Kevin Großkreutz jetzt sagen. (lacht)
SPOX: 2014 war für Sie aufgrund eines Kreuzband- und Muskelfaserrisses quasi komplett futsch. Danach kamen Sie in Dortmund nie mehr so richtig auf die Beine. War dies das schwierigste Jahr Ihrer Karriere?
Blaszczykowski: Ja, eindeutig. Ich habe gemerkt, dass in solch einer Zeit die Beziehung zum Trainer besonders wichtig ist. Jürgen Klopp hat sich permanent bei mir erkundigt und mich nicht alleine gelassen. Er gab mir auch während der Verletzung das Gefühl, weiterhin auf mich zu setzen. Das hat die Monotonie der Reha zumindest subjektiv irgendwie beschleunigt - und dafür bin ich ihm sehr dankbar.
SPOX: Als Thomas Tuchel die Borussia übernahm, verpassten Sie den Trainingsstart mit muskulären Problemen. Glauben Sie, Ihre Situation wäre eine andere gewesen, wenn Sie gleich zu Beginn hätten Gas geben können?
Blaszczykowski: Das kann ich nicht vernünftig beantworten. Es war natürlich alles andere als ideal, den Start verpasst zu haben. Dadurch hatte ich einen gewissen Rückstand. Doch ich bin zwei Wochen später wieder richtig eingestiegen und habe mich an das Niveau der anderen heran gekämpft. Dass ich längst wieder voll im Saft stand, hat man ja nach meinem Wechsel gesehen. In Florenz ließ mich der Trainer ohne größeren Anlauf sofort von Anfang an spielen.
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