Teodosic: "Manchmal war ich einfach nur dumm"

Von Interview: Haruka Gruber
Milos Teodosic ist einer der besten Point Guards in Europa
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SPOX: Was sagen Ihre Eltern, wenn Sie einen Ihrer Ausraster sehen? 2010 prügelten Sie sich bei einem Spiel der serbischen Nationalmannschaft mit den griechischen Gegenspielern, 2011 warfen Sie, damals noch bei Olympiakos, während des Athen-Derbys mit einer Flasche auf Panathinaikos-Fans.

Teodosic: Meine Eltern wissen, wie ich ticke, und lassen mich immer einen Tag in Ruhe. Wenn ich mich beruhigt habe, rufen sie mich an und sagen mir, dass mein Verhalten nicht in Ordnung war - wobei sie es eigentlich gar nicht machen müssten. Ich bereue es selbst sofort, wenn ich wieder einen riesigen Fehler begangen habe und nicht professionell auftrat. Manchmal war ich einfach nur dumm. Ich hoffe, dass diese Zeit vorbei ist.

SPOX: Die serbische Basketball-Schule gilt als besonders hart und diszipliniert. Wie kommt es, dass Ihnen Ihre Verrücktheiten in der Ausbildung nicht ausgetrieben wurden?

Teodosic: Ich wurde seit der Jugend immer von Trainern betreut, die mir die Freiheit gaben, mich als Basketballer auszuleben. Ich sehe das als Glücksfall für mich an.

SPOX: Nowitzki-Mentor Holger Geschwindner erklärte im SPOX-Interview, dass der deutsche Basketball mehr Talente ausbilden würde, wenn er sich mehr an Serbien orientieren würde. Wo liegt der Unterschied?

Teodosic: Ich bin selbst überrascht, dass Serbien offenbar nie aufhört, Talente herauszubringen. Der größte Unterschied ist aus meiner Sicht der Trainingsumfang: In Serbien absolvieren die Acht- bis Zehnjährigen zwei, manchmal sogar drei Einheiten - täglich! Und jeder wird dazu gepusht, nur an Basketball zu denken. So wird einem automatisch die nötige Mentalität mitgegeben. Trotzdem ist auch in Serbien nicht alles gut: Die heimische Liga bietet kaum Perspektive, so dass die 18- bis 20-Jährigen ins Ausland gehen müssen, obwohl sie noch nicht fertig ausgebildet sind. So fallen viele durchs Raster, weil der Schritt ins Ausland immer riskant ist.

SPOX: Sie selbst gingen mit 20 aus Serbien zu Olympiakos Piräus. Nach vier Jahren wechselten Sie letzten Sommer zu ZSKA Moskau. Was ist anders?

Teodosic: Es ist ein kleines bisschen kälter. (lacht)

SPOX: Und sonst?

Teodosic: Der Anfang fiel mir schwer. Ich habe eine gewisse Zeit gebraucht, um mich an die neuen Umstände zu gewöhnen, nicht nur an das Wetter, obwohl ich mit Nenad Krstic einen meiner besten Freunde an meiner Seite wusste. Mittlerweile fühle ich mich in Moskau aber sehr wohl.

SPOX: Allerdings wird seit Jahren darüber spekuliert, ob Sie in die NBA gehen könnten. Sprechen Sie mit Krstic und Euroleague-MVP Andrei Kirilenko, beide viele Jahre in der NBA erfolgreich, über eine mögliche Zukunft in den USA?

Teodosic: Natürlich ist die NBA eine Option. Ich denke darüber schon nach, aber ich bin mir unsicher, ob ich es wirklich wagen soll.

SPOX: Warum?

Teodosic: Ich bin kein junger Hüpfer mehr, sondern schon 25.

SPOX: Haben Sie mitbekommen, wie erfolgreich Ricky Rubios Rookie-Saison bis zu seiner Knieverletzung verlief? Und was heißt es für Ihre Karriere?

Teodosic: Klar! Ich freue mich für ihn - aber auch für Goran Dragic. Beide traten den Beweis an, dass europäische Playmaker in der NBA mithalten oder sogar dominieren können.

SPOX: Einige deutsche Nationalspieler träumen davon, in der NBA unterzukommen. Bringen sie die Qualität mit? Sie spielten in der Vergangenheit häufig mit Serbien gegen das DBB-Team.

Teodosic: Man sollte die deutschen Spieler nicht zu kritisch sehen. Sie verfügen über ein großartiges Team, dem man nur Zeit geben muss. Serbien ist in einer ähnlichen Situation. Der DBB hat mit Svetislav Pesic eine sehr kluge Entscheidung getroffen. Pesic weiß genau, wie Talente weiterentwickelt werden. Mit Deutschland wird zu rechnen sein.

SPOX: Pesic trainiert parallel Ihren Lieblingsverein Roter Stern Belgrad. Kennen Sie ihn?

Teodosic: Wir arbeiteten zwar noch nie zusammen, dennoch kenne ich ihn sehr gut. Ich kann den Deutschen sagen: Pesic ist einer der besten Trainer in Europa. Ich hoffe, dass ich so lange spiele, dass wir irgendwann zusammen beim gleichen Verein sind und er mich coacht. Svetislav Pesic hat etwas Besonders an sich.

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