Das DBB-Team überzeugte beim Supercup in Hamburg mit drei Siegen und dem Turniersieg. Dabei ließ Deutschland eine klare Identität erkennen, die vor allem Dennis Schröder und Maodo Lo entgegenkommt. Auch Tibor Pleiß gibt Grund zur Hoffnung. Zwei Probleme bleiben aber.
Eine Identität ist erkennbar
Bundestrainer Chris Fleming hatte im Vorfeld immer wieder betont, wie wichtig es sein wird, variabel aufgestellt zu sein, um auf die verschiedenen Rotationen der EM-Gruppengegner reagieren zu können. Dementsprechend tief war die eigene Rotation beim Supercup und das soll sich auch bei der EuroBasket nicht ändern. "Ich gehe davon aus, dass wir unsere Bank benutzen werden. Ich glaube, dass wir heute einen Eindruck davon bekommen haben", erklärte Fleming nach dem Lettland-Spiel am Freitag, bei dem er alle 14 Spieler einsetzte.
14 sind bei der EM zwar nicht erlaubt, der finale Kader darf nur 12 Spieler umfassen, aber auch eine 12-Mann-Rotation ist eher ungewöhnlich. Das DBB-Team will für alle möglichen Situationen gerüstet sein. Daher probierte Fleming verschiedene Line-Ups aus. Mal standen drei Guards auf dem Feld, mal gab Dirk Nowitzki den Center. Auch große, klassische Aufstellungen wurden durchgespielt. Fleming will für jeden Gegner bestmöglich gewappnet sein, ohne dabei die eigene Identität zu vernachlässigen. Und die lautet ganz klar, schnell zu spielen.
Eine Vorgabe, die sein Team in den ersten Tests kaum aufs Parkett brachte. "Wir haben seit unserem ersten Lehrgang versucht, das Spiel schneller zu machen. Sei es durch lange Pässe oder schnelle Dribblings der Guards. Ich muss sagen, dass die Ergebnisse bis zum Supercup sehr unbefriedigend waren", berichtete der Coach auf der Pressekonferenz und ergänzte: "Heute Abend haben wir das erste Mal genau das getan. Anstatt dass der Guard direkt den Ball vom reboundenden Center nimmt, haben wir versucht, direkt per Pass zu attackieren."
Über weite Strecken des Supercups funktionierte dies mehr als ordentlich, aber gerade als Dennis Schröder und Maodo Lo nicht auf dem Feld standen, verfiel das Team zu häufig in alte Muster. Daran muss weiter gearbeitet werden. Die beiden letzten Tests vor dem Turnier gegen die vor NBA-Potenz nur so triefenden Franzosen wird da ein wichtiger Gradmesser sein.
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Guard-Rotation gefunden
Wie wird die Guard-Rotation bei der EM aussehen? Ist Lo schon weit genug, um eine tragende Rolle zu spielen? Wie fügt sich Neuankömmling Anton Gavel ein? Und welche Rolle bleibt noch für Kapitän Heiko Schaffartzik? Das waren sicher die Hauptfragen, die sich vor dem Supercup stellten. Natürlich ist Schröder gesetzt. Der Guard der Atlanta Hawks hat in seinem einzigen Einsatz in Hamburg gezeigt, dass er offensiv der unumstrittene Leader und Taktgeber ist. Schröder ist einer der schnellsten Spieler der Welt und stellt damit jedes Team vor Probleme.
Dass er am Samstag und Sonntag nicht zum Einsatz kam, ist kein Grund zu Sorge. Die Knochenprellung behindert nicht wirklich, im Ernstfall hätte er sicher spielen können. Eine positive Erkenntnis ist aber, dass ohne ihn nicht alles zusammenfällt. Lo bewies in Hamburg seine Tauglichkeit auf höherem Niveau und setzte die Vorgaben des Trainers konsequent um. Dabei mahnt der Bundestrainer, nicht zu viel von ihm zu erwarten: "Man muss bei dem Jungen immer daran denken, dass er auf der Columbia University spielt. Das ist vom Niveau irgendwo zwischen den guten Mannschaften in der Pro B und der Pro A anzusiedeln. Er hat dort kaum Point Guard gespielt. Daher wollten wir, dass er bei der Universiade spielt, weil wir wussten, dass er hier zu uns kommt. Henrik (Rödl, A-2 Bundestrainer, Anm. d. Red.) hat einen super Job mit ihm gemacht und jetzt kommt er hier zu uns und verbessert sich von Tag zu Tag. Er ist in der kurzen Zeit schon besser geworden, aber wir müssen ihm die Zeit geben."
Die braucht Gavel nicht mehr. Der gebürtige Slowake, dessen Spielgenehmigung erst kurzfristig eintraf, ist mit seiner Erfahrung und Ruhe ein wichtiger Gegenpol zu den jungen Backcourt-Kollegen und ist mit seiner Defense ohnehin über jeden Zweifel erhaben. Der Bayern-Spieler übernahm sofort Führungsaufgaben, auch wenn er den Ballvortrag nur in Abwesenheit der jungen Kollegen übernahm. Auch Schaffartzik scheint keinerlei Probleme damit zu haben, sich mit der nunmehr kleineren Rolle anzufreunden. Der Kapitän gibt den Two-Guard von der Bank und scheut sich weiterhin nicht, in Extremsituationen Verantwortung zu übernehmen. Das kann mal richtig wild werden, aber eben auch der Game-Changer sein - wie gegen die Türkei. Diese Qualität hat sonst nur Nowitzki im Team.
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Pleiß nähert sich EM-Form
"Das ist bei weitem das Beste, was ich von ihm in diesem Sommer gesehen habe. Er hatte in den ersten Spielen und Trainingseinheiten einige Probleme, aber hat es heute durch seine Defense und Rebounds geschafft, eine sehr wichtige Rolle zu spielen", sagte Fleming nach dem ersten Spiel gegen Lettland, als Tibor Pleiß mit 21 Punkten und 7 Rebounds neben Schröder der Matchwinner war und diese Leistung in den anderen beiden Partien (16/6 gegen Polen, 14/3 gegen die Türkei) bestätigte.
Rechtzeitig zum Turnier kommt der NBA-Rookie in Form. Dabei fällt auf, wie gut er vor allem mit Lo harmoniert. Das Pick-and-Roll-Spiel der beiden ist lehrbuchreif und sorgte immer wieder für einfache Punkte. In der stark ausgedünnten Frontcourt-Rotation kommt es für Pleiß aber vor allem darauf an, defensiv clever zu agieren. Keine Fouls zu riskieren und dennoch die größtmögliche Präsenz in der eigenen Zone auszustrahlen.
Das funktionierte in Hamburg über weite Strecken gut, auch wenn dort natürlich nie mit der Intensität zu Werke gegangen wurde, die bei der EuroBasket auf ihn zukommen wird. Polens NBA-Center Marcin Gortat stellte Pleiß jedenfalls vor keine großen Probleme. Eine Tatsache, die sein Selbstvertrauen in Hinblick auf die kommende NBA-Saison sicherlich weiter bestärken wird.
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Die Situation um Dirk Nowitzki
Dirk Nowitzki ist sicher noch nicht in Topform. Das wurde deutlich sichtbar in den Tagen von Hamburg, auch die Abstimmung mit den Guards ist noch nicht vorhanden. "Es war oft so: als er die Blöcke gestellt hat, waren Maodo oder Dennis schon weg. Wir müssen noch lernen, besser mit ihm zu spielen", gab auch Fleming zu. Auch die Befürchtung, dass sich die Mitspieler wieder einmal zu sehr auf ihn verlassen und die Verantwortung abschieben, trifft so nicht zu. "Das haben alle immer zu mir gesagt, aber das Gegenteil war eigentlich der Fall. Dirk stand da rum und wir haben ihm nicht den Ball geben", amüsierte sich Fleming im Gespräch mit SPOX. "Da sehe ich keine Probleme."
Und doch strahlt der Superstar auch mit seinen 37 Jahren eine solche Präsenz aus, dass er die Gegner dazu veranlasst, ihn dementsprechend hart zu attackieren. Nowitzi kennt das aus seiner gesamten Nationalmannschaftskarriere, aber gewöhnt hat er sich da längst nicht dran. Immer wieder monierte er die Gangart bei den Referees. Er scheut sich aber nicht davor, den Kontakt zu suchen.
Das bewies er gegen Lettland, als er es war, der die Partie am Ende von der Freiwurflinie nach Hause brachte und das zeigte sich auch gegen Polen, als Nowitzki in der zweiten Hälfte das Heft in die Hand nahm und den Nachbarn in der Art dominierte, die ihn nun knapp zwei Jahrzehnte auszeichnet. An guten Tagen stellt er immer noch eine unlösbare Aufgabe für jeden Gegner da, aber die Frage wird sein, wie viele gute Tage Nowitzki im überladenen Vorrunden-Spielplan mit 5 Spielen in 6 Tagen aufs Parkett bringen kann.
Eine Minutenbeschränkung wird es dabei nicht geben. "Es ist so: Am Ende musst du das Spiel gewinnen. Das ist anders als in der NBA, wo du 82 Spiele Zeit hast", erklärte Fleming im SPOX-Interview. Der Power Forward wird daher sicher 28 Minuten pro Partie abreißen müssen. Denn die Backup-Situation ist alles andere als rosig. Durch die vielen Ausfälle stehen im Grunde nur noch Robin Benzing und Alex King für die Position 4 zur Verfügung. Dabei sind beide eher Small Forwards und besitzen nicht die Physis, um Power Forwards wie den Türken Ersan Ilyasova aufzuhalten. Nowitzkis Probleme in der Defense sind ohnehin bekannt. Hier steht der Bundestrainer daher vor einer unlösbaren Aufgabe. Es bleibt nur zu hoffen, dass dies nicht zu sehr ins Gewicht fällt.
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Wer muss noch gehen?
Dass sich ausgerechnet Maik Zirbes beim Supercup einen Bänderriss zuzog, verschlimmert die Situation im Frontcourt noch einmal. Nach den verletzungsbedingten Absagen von Daniel Theis, Maxi Kleber und Elias Harris, sowie dem Verzicht von Tim Ohlbrecht ist Zirbes bereits der fünfte Spieler, der auf den großen Positionen nicht mehr zur Verfügung oder im Falle von Kleber und Harris zumindest eine Option wäre.
Frankfurts Center Johannes Voigtmann, der vor dem Wochenende sicher eine der Streichkandidaten war, dürfte nun seinen Platz sicher haben, auch wenn er sich in Hamburg nicht wirklich in den Vordergrund spielen konnte. Eine Nachnominierung am Ende der Vorbereitung oder gar der Versuch, Ohlbrecht zu einer Rückkehr zu bewegen, kann ausgeschlossen werden. Die Weigerung des Ex-Ulmers stößt beim DBB weiterhin auf Unverständnis. Zum nächsten Lehrgang, der ab Dienstag in Karlsruhe stattfindet, nominierte der Bundestrainer die verbliebenen 13 Spieler. So wird sich auf den großen Positionen nichts mehr tun.
Da Fleming aber dennoch einen Spieler streichen muss, wird es wohl einen Guard treffen. Kandidaten dürften dabei Karsten Tadda und Akeem Vargas sein. Beide spielten in den Rotationen am Wochenende eine untergeordnete Rolle. Ohne Schröder und dann auch Lo erhöhten sich die Minuten zwar, aber beide Point Guards werden schon zu den Spielen gegen Frankreich wieder zurück sein und die Qualitäten der beiden Defensivspezialisten sind durch denjenigen, der im Kader verbleiben wird sowie Schröder und Gavel ausreichend abgedeckt.
Daher darf man davon ausgehen, dass es am Ende einen der beiden Zweier erwischen wird. "Sie haben mir gesagt, dass ich nicht mit 14 Spielern spielen darf, aber ich habe bis einen Tag vor dem ersten Spiel Zeit, mich zu entscheiden", sagte Fleming. Der Coach wird sich diese Zeit nehmen.
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Der EM-Spielplan im Überblick