"Ging bei Fast-Food-Ketten ein & aus"

Ole Frerks
28. September 201511:16
John Bryant wechselte 2013 aus Ulm zu den Bayerngetty
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John Bryant ist so etwas wie der Beweis für die hervorragende Entwicklung der BBL. Anstatt sich einem europäischen Topklub anzuschließen, entschied sich der wohl beste Center der Liga frühzeitig für einen Verbleib bei Bayern München. Lediglich bei einem Angebot aus der NBA wäre Big John schwach geworden. Im Interview mit SPOX verrät der 28-Jährige, warum es noch nicht mit einem Wechsel nach Nordamerika geklappt hat, spricht über miese Ernährung und die Anpfiffe von Svetislav Pesic.

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SPOX: Mr. Bryant, vor der letzten Saison hatte Coach Svetislav Pesic angekündigt, dass Sie ein starkes Jahr spielen und dann in der NBA landen würden. Was ist passiert?

John Bryant: Die Saison war definitiv nicht gut genug! Ich habe defensiv nicht das Niveau erreicht, das ich mir vorgestellt hatte, und hätte auch offensiv besser spielen können. Es waren meist kleine Dinge, aber die tragen eben zum Gesamtbild bei. Ich konnte nach der Saison außerdem auf keinen Fall zufrieden sein, weil wir den Titel nicht geholt haben. Das war nicht nur das Ziel des Klubs, sondern stand auch bei mir ganz oben.

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SPOX: Im Sommer haben Sie dann Ihren Vertrag bei den Bayern schnell für zwei Jahre verlängert. Was hat den Ausschlag gegeben? Hat sich das Thema NBA für Sie erledigt?

Bryant: Nein, das auf keinen Fall. Die NBA ist immer noch auf meinem Radar. Sie ist immer noch mein Traum, und ich weiß, dass ich es schaffen kann.

SPOX: Gab es im Sommer denn Kontakte in die USA?

Bryant: Nicht wirklich. Mein Berater hatte den Vertrag mit München, wo ich ja gerne lebe und spiele, schnell ausgehandelt. Und so kam ich gar nicht in die Situation, groß nachzudenken oder mich mit anderen Situationen zu befassen. Es ist mir auch am liebsten, schnell Klarheit zu haben: Der Sommer gehört schließlich immer noch mir. (lacht)

SPOX: Dann haben Sie auch keine Gespräche mit anderen europäischen Top-Klubs geführt? Spanische Medien hatten unter anderem von einem starken Interesse von Unicaja Malaga berichtet.

Bryant: Mein Agent hat mit ein paar anderen Teams gesprochen, das schon. Davon ist aber nicht viel zu mir durchgedrungen, weil es entweder kein konkretes Angebot gab oder mein Agent dachte, es wäre keine gute Situation für mich. Ich habe eigentlich nur mit Bayern gesprochen, weil mir schnell klar wurde, dass der Verbleib hier der richtige Schritt für meine Karriere ist. Hier kann ich mich noch weiterentwickeln.

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SPOX: In Ihren zwei Jahren bei Bayern haben Sie sich ja bereits stark verändert - auch äußerlich. Trainieren Sie jetzt einfach mehr oder wie kam es zu Ihrem Gewichtsverlust?

Bryant: Gewichte gestemmt und sowas habe ich auch vorher schon. Man kann allerdings trainieren wie ein Verrückter, wenn man sich so mies ernährt wie ich früher! (lacht) Ich esse jetzt viel gesünder. Das war eins der ersten Themen, über die ich mit Coach Pesic gesprochen habe, als ich vor zwei Jahren herkam. Er hat mir gesagt, dass ich nur dann einen höheren Level erreichen kann, wenn ich mich professioneller ernähre, und dann habe ich diese Entscheidung für mich getroffen. Ich denke, die Resultate sprechen für sich. Die vielen harten Trainingseinheiten haben natürlich auch nicht geschadet...

SPOX: Vor Ihrer ersten Saison in München wurden Sie stark kritisiert, weil Sie nicht gerade fit aus dem Sommerurlaub zurückkamen. Was machen Sie seitdem anders, wenn Sie frei haben?

Bryant: Ich achte im Gegensatz zu früher darauf, was ich esse. In Amerika gibt es ja so viele Fast-Food-Ketten, da bin ich früher im Urlaub ein- und ausgegangen. Heute verkneife ich mir das komplett. Die Burger schmecken zwar, sie sind aber nicht gut für mich. (lacht)

SPOX: Auch als Spieler haben Sie große Fortschritte gemacht - von der One-Man-Show aus Ulmer Zeiten zum Teamplayer. Ist Ihnen diese Umstellung schwer gefallen?

Bryant: Nein, weil die von Ihnen angesprochene One-Man-Show nicht meiner Spielphilosophie entspricht. Du bist ja immer davon abhängig, was um dich herum geschieht, und passt dich eben der Situation an. In Ulm war ich der Go-to-Guy, weil das Team eben anders strukturiert war als hier. Wir haben bei Bayern etliche sehr talentierte Optionen in der Offensive, weshalb ich den Laden nicht allein schmeißen muss. Dafür stehen hier eben andere Dinge mehr im Vordergrund: Rebounds holen, gute Picks setzen, den Extra-Pass spielen. Das liegt mir aber mehr, als ständig isoliert zu werden.

SPOX: Als Sie nach München kamen, gab es Zweifel: Sie sind als entspannter Typ bekannt, der gerne das Leben genießt, Pesic dagegen gilt als harter Hund. Wie würden Sie Ihr Verhältnis zum Coach denn vor der dritten gemeinsamen Saison beschreiben?

Bryant: Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass wir nie Differenzen hatten. Aber wir verstehen uns mittlerweile gut, da wir uns besser kennen. Er weiß, dass ich dem Erfolg alles unterordne, auch wenn das früher nicht immer der Fall war. Und ich weiß, dass es bei ihm genauso ist. Wir akzeptieren uns jetzt gegenseitig noch mehr und kommen daher sehr gut miteinander aus, obwohl wir manches auf unterschiedliche Arten angehen. Sonst hätte ich ja auch nicht verlängert.

SPOX: Schreit er Sie denn noch an?

Bryant: Natürlich tut er das, wenn ich es nötig habe. (lacht)

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SPOX: Gibt es denn Aspekte Ihres Spiels, mit denen er noch nicht zufrieden ist?

Bryant: Die gibt es, sonst wäre er auch kein guter Coach. Er sieht bei jedem Spieler Verbesserungspotenzial, egal ob bei einem unserer Youngster wie Daniel Mayr oder den Veteranen wie mir. Dieses Potenzial will und kann er aus Spielern herauskitzeln. Das ist es ja, was ihn als Trainer so erfolgreich macht. Außerdem hilft es dem Team, wenn jeder sieht, dass zwischen Nachwuchstalent und Starter überhaupt kein Unterschied gemacht wird.

SPOX: Um welche Kritikpunkte geht es da speziell bei Ihnen?

Bryant: Es geht vor allem um Defense. Wir arbeiten ständig daran, wie ich gegen das Pick'n'Roll verteidige und hedge, auch die Lowpost-Defense steht häufig im Fokus. Ich muss zum Beispiel besser darin werden, den Ball im Post gar nicht erst zu meinem Gegner kommen zu lassen. Da habe ich mit unserem neuen Center Andreas Seiferth einen Trainingspartner, der mir diese Aufgabe verdammt schwer macht. Das kann mir auf Dauer nur helfen.

SPOX: Seiferth ist der neue Trainingspartner - im Sommer ging das Gerücht um, stattdessen könne Tibor Pleiß kommen. Hätte das Ihre Entscheidung beeinflusst, in München zu bleiben?

Bryant: Ich weiß nicht, wie konkret da wirklich Gespräche stattgefunden haben. Wir hätten ihn aber mit offenen Armen empfangen, wiewohl jeder Klub!

SPOX: Wirklich? Selbst wenn Sie dann kein Starter mehr gewesen wären?

Bryant: Mag sein, dass ich nicht mehr gestartet wäre, aber an diesem Konkurrenzkampf wächst man doch. Ich kenne Tibor ja vor allem aus seiner Zeit in Bamberg, da haben wir uns schon einige Battles geliefert. Wir beide sind seitdem besser geworden. Es hätte mir daher auch persönlich weitergeholfen, regelmäßig gegen ihn zu trainieren. Dem Team natürlich sowieso. Deswegen hätte er mich auf keinen Fall davon abgehalten, bei den Bayern zu bleiben.

SPOX: Auch wenn Pleiß im Sommer nicht kam, gibt es ja einige neue - und alte - Gesichter im Team. Wie beurteilen Sie die Rückkehr von Deon Thompson?

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Bryant: Deon ist ein riesiger Gewinn für uns. Er bringt diese Athletik mit, die wir im letzten Jahr und vor allem in den Finals gegen Bamberg vermisst haben. Wir konnten es mit unserer Cleverness und Einstellung lange kompensieren, am Ende des Tages kann so ein Mehr an Athletik aber den Unterschied machen und da hatte uns Bamberg in jedem Fall etwas voraus. Eingewöhnungszeit wird Deon zudem auch nicht brauchen, er kennt hier ja alles bestens. Aber auch unsere anderen Transfers haben mir gefallen: Alex Renfroe halte ich für einen unglaublichen Spieler, der mir schon bei seinen Spielen mit Alba Berlin gegen uns immer mit seiner giftigen Spielweise aufgefallen ist. Seiferth ist ein hochprofessioneller Arbeiter. Maxi Kleber konnte bisher zwar nicht mit uns trainieren, aber er bringt natürlich jede Menge Talent mit.

SPOX: Dann sind Sie insgesamt zufrieden mit der Offseason?

Bryant: Absolut. Ich denke, wir sind deutlich stärker und vielseitiger besetzt als in der letzten Saison. Wir wollen auf jeden Fall wieder Meister werden und ich denke, das ist mit diesem Kader auch realistisch.

SPOX: Und wie sehen Ihre Ziele für die Euroleague aus?

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Bryant: Wenn wir unser Potenzial abrufen, können wir auch dort deutlich besser abschneiden als im letzten Jahr. Damals hatten wir das Top16 ja auch nur deshalb verpasst, weil wir einige Spiele am Ende noch unglücklich hergeschenkt haben. Dieses Jahr wollen wir Europa zeigen, dass der deutsche Basketball sehr an Qualität gewonnen hat. Alba ist im letzten Jahr ja knapp daran gescheitert, als erstes deutsches Team die Playoffs zu erreichen. Ich glaube, mit Bamberg und uns könnte es diese Saison endlich mal soweit sein.

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