4. Zverev zieht 2017 in ein Grand-Slam-Halbfinale ein - mindestens.
Felix Götz: Zverev hat das Herz und die spielerischen Fähigkeiten eines Champions, daran ändert auch seine relativ deutliche Niederlage gegen Tomas Berdych nichts. Mich würde es jedenfalls kein bisschen überraschen, wenn er schon bald auch bei einem Grand-Slam-Turnier den großen Durchbruch schaffen würde. Damit wir uns nicht falsch verstehen: Dass ich es ihm zutraue, heißt natürlich nicht, dass ich es von ihm erwarte. Wir sollten alle aufpassen, dem Jungen nicht zu viel Druck zu machen und ihm die Zeit zu geben, die er braucht. Er ist schließlich erst 19 Jahre alt. Es soll ihm nicht wie einst Roger Federer gehen, der beinahe die Lust am Tennis verloren hätte. Für mich steht trotzdem fest: Vielleicht setzt er bei den US Open oder im kommenden Jahr noch kein fettes Ausrufezeichen. Irgendwann aber ganz bestimmt.
Adrian Franke: Das Herz und das Talent hat er ohne jede Frage. Aber mein Bauchgefühl sagt mir, Zverev wird sich noch etwas gedulden müssen. Oder anders ausgedrückt: 2017 müsste innerhalb eines Turniers noch einiges ideal für ihn laufen, damit er in ein Grand-Slam-Halbfinale einziehen kann. An der Spitze ist die Physis und auch die mentale Stärke einfach so groß, da fehlt Zverev noch ein Stück hin. Und das ist ja auch völlig okay. Aber wenn wir schon bei der Glaskugel sind: 2018 gibt's dann ein Grand-Slam-Finale - mindestens!
Jens Huiber: Warum die Zurückhaltung? Halbfinale? Auf jeden Fall! Gewinnen wird er noch keins glaube ich, da müssten schon alle Dominosteine extrem gut für ihn fallen. Spieler wie Murray oder Djokovic, die ja so ähnlich spielen wie er, aber eben noch besser, ich glaube, gegen die kann er Best-of-Five 2017 noch nicht gewinnen. Halbfinale würde ich ihm definitiv zutrauen. Woran er vielleicht arbeiten könnte, und was er sicher auch wird, ist sein Offensivspiel: Da waren schon zwei, drei Volleys dabei in manchen Spielen, wo man sich gedacht hat: "Hoppla, der hat einfach ausgesehen." So etwas wird ihm nicht mehr passieren. Aber Zverev hat so einen wahnsinnigen Biss und deshalb ist er auch so gut, weil er diese wahnsinnige Motivation hat.
Alexander Zverev im Porträt: "Ein Geschenk des Himmels"
Alex Antonitsch: Ich spiele mal die Spaßbremse: Jetzt lasst uns doch erstmal 2016 beenden, denn es ist schon überraschend genug, was der uns da zeigt! Der wird Schritt für Schritt machen. Ich glaube dass er, ähnlich wie Thiem bei uns, ein sehr gutes Umfeld hat und da trotz allem behutsam aufgebaut wird. Die einzige Schwachstelle bei den Jungen ist normalerweise der Körper: Das Spiel ist physisch so intensiv geworden, dass du körperlich zulegen musst. Vom Tennis her ist dem Jungen alles zuzutrauen. Aber ich würde nur hoffen und fast bitten, dass man ihm Zeit lässt. Die Zeiten, in denen Talent alleine reicht, dass man Wimbledon mit 17 gewinnt, die ist vorbei. Dafür ist das Spiel zu körperlich geworden. Das ist heutzutage in meinen Augen nicht mehr möglich. Wo Zverev jetzt steht, das ist wirklich toll. Aber man muss ihm Zeit geben.
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