Was für ein Tag! Was für ein Abend! Deutschland sahnte am 13. Tag der Olympischen Spiele in London groß ab. Dreimal Gold, einmal Silber, einmal Bronze! Für das große Highlight sorgten dabei Julius Brink und Jonas Reckermann. Das Beachvolleyball-Duo erfüllte sich seinen großen Traum und kürte sich zum Olympiasieger.
Ihr wollt Jonas Reckermann gratulieren? Ab in sein Gästebuch!
"Ich brauche eine Weile, um das zu kapieren. Es war ein unfassbares Spiel", versuchte Reckermann im Anschluss, seine Gefühle in Worte zu fassen. Nur allzu verständlich. Das Duell mit den Weltmeistern Alison/Emanuel glich einer Achterbahnfahrt. Im ersten Satz wehrten die Deutschen erst zwei Satzbälle ab, bevor Reckermann den entscheidenden Punkt zur 1:0-Satzführung erzielte.
Brink/Reckermann im Interview: "Gehen wir zum Sport oder zur Party?"
Im zweiten Durchgang schlugen die Brasilianer aber eiskalt zurück. Brink/Reckermann leisteten sich zu viele Fehler und haderten zudem mit einer Fehlentscheidung des Schiedsrichters. "Als ich gezweifelt habe, hat Jonas immer gesagt 'Komm, kühler Kopf'", so Brink.
Auch Satz drei ging denkbar schlecht los. Die ersten zwei Punkte gingen an Alison/Emanuel. Doch die neuen Olympiasieger kämpften sich in beeindruckender Manier zurück. Beim Stand von 14:11 hatten sie die ersten drei Matchbälle, die jedoch alle vergeben wurden.
Erst Matchball Nummer vier sorgte für das lang ersehnte Happy End - und machte auch SPOX zum kleinen Olympiasieger. Immerhin gibt uns Jonas Reckermann mit seinem Blog seit März 2010 regelmäßig einen kleinen Einblick in das Leben eines Weltenbummlers.
Auch die Kanuten durften wieder feiern. Einen Tag nach der Gold-Medaille von Sebastian Brendel ließen auch Peter Kretschmer/Kurt Kuschela im Zweier-Canadier sowie der Zweier-Kajak mit Franziska Weber/Tina Dietze der Konkurrenz keine Chance. Bemerkenswert dabei: Alle fünf deutschen Kanu-Olympiasieger von 2012 sind erstmals bei Sommerspielen dabei.
Silber und Bronze durch die Speerwerferinnen Christina Obergföll und Linda Stahl rundeten einen erfolgreichen deutschen Tag ab. Auf einer ganz anderen Stufe katapultierte sich derweil Usain Bolt. Mit der Titelverteidigung über 200 Meter machte sich der Jamaikaner unsterblich.
Der Tag zum Nachlesen im Ticker
Als erster Sprinter der Olympia-Geschichte wiederholte Lightning Bolt in seiner unnachahmlichen Art und Weise das Sprint-Double, nachdem er bereits am Sonntag über 100 Meter nicht zu schlagen war. Spätestens jetzt sollte er den Legenden-Status sicher haben.
Doch zum Durchschnaufen bleibt keine Zeit. Mit Freiwasser-Rekordweltmeister Thomas Lurz steht an Tag 14 (9 Uhr im LIVE-TICKER) bereits die nächste deutsche Gold-Hoffnung in den Startlöchern. Auch Betty Heidler im Hammerwerfen und die Stabhochspringer Björn Otto und Malte Mohr haben Edelmetall im Visier. Die große Show will wieder das Dream Team bieten, das auf dem Weg ins Finale Argentinien aus dem Weg räumen muss.
Die Entscheidungen des Tages (Vorschau auf Tag 14):
Was sonst noch wichtig war:
Basketball: Die US-Girls sind dem Dream bereits einen Schritt voraus. Während LeBron James und Co. erst am Freitagabend um den Einzug ins Finale spielen, haben die Frauen das Endspiel bereits erreicht. Allerdings hatte der Weltmeister beim 86:73 gegen Australien mehr Mühe als erwartet. Erst nach der Pause drehten die USA, die in Diana Taurasi und Tina Charles (beide 14) ihre Topscorer hatten, auf. Im Endspiel wartet nun Frankreich, das Europameister Russland mit 81:64 bezwang.
Handball: Der Top-Favorit marschiert weiter. Norwegen ist durch ein souveränes 31:25 gegen Südkorea ins Olympia-Finale eingezogen. Überragende Spielerin war dabei Heidi Loke mit acht Toren. "Es war ein unglaubliches Spiel. Es hat richtig Spaß gemacht. Wenn unsere Rückraumspielerinnen gefährlich sind, haben wir automatisch mehr Raum in der Nahwurfzone", so die Kreisläuferin. Im Endspiel wartet nun Montenegro, das sich überraschend mit 27:26 gegen den WM-Dritten Spanien durchsetzte.
Hockey: Der Klassiker ist perfekt. Das deutsche Team trifft im Finale auf den Erzrivalen aus den Niederlanden. Davor stand für das Team von Bundestrainer Markus Weise aber ein hartes Stück Arbeit. Zweimal lag man gegen den Weltmeister Australien zurück, zweimal zeigte man Moral und kämpfte sich zurück. Für die Entscheidung sorgten Timo Wess und Florian Fuchs mit einem Doppelschlag innerhalb von vier Minuten. Durch das 4:2 steht Deutschland zum siebten Mal im Finale der Olympischen Spiele. Weitaus weniger Probleme hatten die Niederländer, die Großbritannien mit 9:2 vom Feld fegten.
Leichtathletik: Das komplette Jahr lief für Ariane Friedrich schon nicht optimal. Und das setzte sich leider auch in London fort. Trotz ihrer Saisonbestleistung von 1,93 m verpasste die 28-Jährige das Hochsprung-Finale. Besonders bitter: Beim letzten Versuch über 1,96 m war sie eigentlich schon drüber, doch ihre Hacken berührten im letzten Moment noch die Latte. Auch die 4x400-Meter-Staffel der Männer hat den Endlauf verpasst. Besser machten es Verena Sailer und Co. über 4x100 Meter. Mit der siebtbesten Zeit zogen die deutschen Mädels ins Finale am Freitag ein.
Radsport/BMX: Für Maik Baier und Luis Brethauer ist das Abenteuer Olympia schon wieder vorbei. Im Viertelfinale mussten sich beide deutschen Starter der hochklassigen Konkurrenz geschlagen geben. Zumindest das Publikum hatte bei Guns'N'Roses, Techno und atemberaubenden Flugeinlagen seinen Spaß.
Segeln: Der Wind, der Wind, das himmlische Kind! Am Donnerstag wurden den Seglern die Witterungsbedingungen zum Verhängnis. Alle Wettfahrten mussten wegen schwacher Winde auf Freitag verschoben werden. Das Problem an der Sache: Auch dann sind die Prognosen nicht gerade hoffnungsvoll. Eine erneute Flaute droht.
Turnen: Was für ein durchwachsener Start für das deutsche Team in der Rhythmischen Sportgymnastik! Nach einem Ball-Fehler und Rang zehn im ersten Teil des Vorkampfes ist das Mehrkampf-Finale am Sonntag schon fast außer Reichweite. Auch in der Einzel-Konkurrenz ist Jana Berezko-Marggrander mit dem 16. Platz praktisch bereits aus dem Rennen. Nach dem Wettkampf gab es gar die eine oder andere Träne. Kopf hoch, Mädels! In Führung liegt übrigens Russland. Wer auch sonst...
Volleyball: Das Traumfinale kann kommen. Im Endspiel der Frauen trifft Brasilien auf die USA. Während die Südamerikanerinnen Japan beim glatten Drei-Satz-Erfolg keine Chance ließen, überrollten die US-Girls Südkorea, ebenfalls ohne Satzverlust. Damit kommt es zur Neuauflage des Endspiels von 2008. Damals behielt Brasilien die Oberhand.
Mann des Tages: Manteo Mitchell
Nur die Harten kommen in den Garten. Sollte dieses Sprichtwort wirklich stimmen, kommt Manteo Mitchell ins Paradies für Fortgeschrittene. Im 4x400-Meter-Vorlauf fühlte und hörte (!) der US-Boy bei der Hälfte der Distanz, wie sein Wadenbein in der Mitte durchbrach.Normale Menschen (und Fußballer) hätten aufgegeben, sich auf den Boden gekugelt und ihren Schmerzen freien Lauf gelassen. Nicht Mitchell! Der 25-Jährige biss auf die Zähne und schleppte sich als Startläufer irgendwie noch ins Ziel, um den Staffelstab zu übergeben.
"Ich wollte die anderen Jungs nicht im Stich lassen. Also bin ich einfach weitergelaufen", so Mitchell. Dass die US-Staffel tatsächlich noch das Finale erreichte, macht die Gute-Nacht-Geschichte für harte Männer natürlich perfekt.
Frau des Tages: Isabelle Yacoubu
Welches kleine Mädchen träumt nicht davon? Man hat gerade einen großen Sieg eingefahren, ist bereits auf dem Weg zum Duschen, als man auf der Tribüne ein Plakat entdeckt: "Willst du mich heiraten?" Genau das ist Isabelle Yacoubu nach ihrem Viertelfinal-Erfolg gegen Tschechien passiert.""Ich habe gesagt: 'Ja, ja, ja und ja!' Ich hätte mir keine schönere Art und keinen besseren Moment dafür vorstellen können", so die französische Basketballerin gegenüber dem Internetportal "Sport365". Dass sie zuerst (aus Verzweiflung?) in Tränen ausgebrochen war, lassen wir jetzt mal unter den Tisch fallen.
Ein passendes Hochzeitsgeschenk hat die 26-Jährige übrigens schon. Am Donnerstagabend zog sie mit ihren Landsfrauen durch ein 81:64 gegen Russland ins Finale ein. Die Frage ist jetzt nur: Gibt es eine goldene oder silberne Hochzeit?
Sprüche des Tages:
"Am Ende ist mir das Herz noch einmal in die Hose gerutscht, aber der Volleyballgott war auf unserer Seite." (Julius Brink hat einen guten Draht nach oben)
"Wenn ich mich zu Hause in die Mitte meines Zimmers stelle und die Stereoanlage voll aufdrehe, ist das von der Lautstärke her nichts gegen das, was hier los ist. Das ist echt krass." (Zehnkämpfer Rico Freimuth war offenbar ziemlich beeindruckt von der Stimmung im Olympiastadion)
"Das war, als würde man einen Waschlappen auswringen, so hat sich die Wirbelsäule verdreht. Deshalb war ich froh, dass ich dann meine Beine gespürt habe." (Schwergewichtheber Matthias Steiner über den Moment, als ihn die 196-kg-Hantel zu Boden geschickt hat)
"Wenn man als Formel-3-Fahrer gegen Formel-1-Fahrer antreten muss, kann das nichts werden." (BMX-Fahrer Maik Baier fühlte sich gegenüber der Konkurrenz klar benachteiligt)
"Es ist traurig, wenn man solche Nestbeschmutzer hat. Aber auf deren Niveau will ich mich nicht herablassen" (Ariane Friedrich reagierte auf ihre eigene Art und Weise auf die Kritik von Ulrike Nasse-Meyfarth)
"Eigentlich sind wir wie ein Ehepaar. Wir sind ja in den letzten Monaten 24 Stunden am Tag zusammen gewesen. Da hat man sich irgendwann auch mal nichts mehr zu erzählen." (Zweier-Canadier-Olympiasieger Kurt Kuschela über das innige Verhältnis zu seinem Partner Peter Kretschmer)
"Man sollte es nicht ganz extrem mit der Brechstange machen - wenn ich angeln gehe und will unbedingt einen Fisch fangen, wird's meist auch nichts." (Langstreckenschwimmer Thomas Lurz atmet auch als Favorit locker durch die Hose)
"Für mich ist es jetzt an der Zeit, eine Ehefrau zu sein." (US-Beachvolleyballerin Kerri Walsh Jennings kehrt an Herd zurück)
Zahlen des Tages:
0,036 Prozentpunkte lag Dressur-Reiterin Helen Langehanenberg im Gesamtklassement hinter der Drittplatzierten Laura Bechtolsheimer. Hast du Scheiße am Schuh, dann...
3 Matchbälle vergaben Julius Brink und Jonas Reckermann im Beachvolleyball-Finale und ließen ihre Fans zittern. Numero vier erlöste dann ganz Deutschland.
5 Mal gab es bei Olympia ein Frauen-Fußball-Turnier. Fünfmal standen die US-Girls im Finale. So auch in London.
13 Hundertstel fehlten Usain Bolt im 200-Meter-Finale zu seinem Weltrekord. Aber selbst der große Meister braucht ja noch Ziele in der Zukunft.
40 Siege in Folge haben die US-Girls im Basketball mittlerweile bei Olympia eingefahren. Stark!
Name des Tages: Kurt Felix
Nein, es geht natürlich nicht um den bekannten Fernsehmoderator, der im Mai von uns gegangen ist. Sondern um den farbigen Zehnkämpfer. Aus Grenada. Die deutschsprachigen Zuschauer im Olympiastadion, die bereits ein gewisses Alter überschritten haben, fühlten sich wohl trotzdem wie in einer Zeitmaschine. Und hielten vermutlich Ausschau nach Paola. Übrigens: Felix musste am Donnerstag leider aufgeben. Aber er versteht sicherlich Spaß. Versprochen!