NBA

Superstar-Duo führt OKC zum Sieg im Krimi

Von Martin Gödderz
Russell Westbrook (l.) und Kevin Durant (r.) erzielten gemeinsam 58 der 105 Thunder-Punkte
© getty

Was für ein verrücktes Spieli! Rockets-Coach Kevin McHale verändert sein Team auf einer Position und macht es damit wieder konkurrenzfähig. Houston zeigt alles, was es noch im ersten Spiel vermissen ließ, und trotzdem gewinnen die Oklahoma City Thunder mit 105:102 (BOXSCORE), weil sich sich auf ihre überragenden Einzelspieler verlassen können.

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Wer hätte das nach dem ersten Match gedacht? Die Houston Rockets bieten den Oklahoma City Thunder über das gesamte Spiel Paroli. Doch letztendlich können sich die Thunder eben auf ihre Superstars verlassen, auch wenn diese lange Zeit Probleme mit ihrem Wurf haben.

Kevin Durant kam am Ende auf 29 Punkte (10/25 FG) und 9 Assists, Kollege Russell Westbrook legte ebenfalls 29 Punkte (10/26 FG) sowie 4 Assists und 4 Steals auf. Unterstützung erhielten die beiden insbesondere von Serge Ibaka, der nicht nur ein Double-Double (12 Punkte, 11 Rebounds) auflegte, sondern auch 6 Würfe blockte. Thabo Sefelosha kam auf 11 Punkte und 7 Rebounds.

Bei den Rockets zeigte sich Ex-Thunder James Harden besser als in Spiel 1. Der Shooting Guard kam am Ende auf 36 Punkte (9/24 FG, 17/20 FT), 11 Rebounds sowie 6 Assists, leistete sich aber auch 6 Ballverluste. Point Guard Patrick Beverley, der zum ersten Mal in seiner Karriere in den Playoffs starten durfte, zeigte mit 16 Punkten, 12 Rebound und 6 Assists eine bärenstarke Partie.

Chandler Parsons (17 Punkte, 7/23 FG) und Carlos Delfino (11 Punkte, 4/13 FG) punkteten zwar zweistellig, hatten aber Probleme mit ihrem Wurf. Jeremy Lin (7 Punkte, 3 Assists) blieb nach der ersten Hälfte wegen einer Schulterverletzung in der Kabine.

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Die Reaktionen:

Scott Brooks (Trainer Oklahoma City Thunder): "Es war ein hart umkämpftes Spiel, beide Teams haben heute alles gezeigt. Wir wussten, dass sie viel besser spiel werden. Sie waren beim Zug zum Korb viel aggressiver. Auf beiden Seiten haben wir große Runs gesehen und ich habe den Jungs nur gesagt, dass sie sich gegenseitig vertrauen müssen."

Kevin Durant (Oklahoma City Thunder): "Sie haben auf einmal die Zonenverteidigung gegen uns gespielt, das hat uns etwas herausgebracht. Wir waren zu passiv gegen diese Defensive und sind erst später wieder aggressiver geworden. Wir werden jetzt ein paar Verbesserungen vornehmen für Spiel 3."

Kevin McHale (Trainer Houston Rockets): "Wir haben ein junges Team, aber sie sind eine Truppe von Kämpfern. Ich wusste, dass unsere Jungs heute besser spielen würden und das haben wir getan. Nun haben wir Back-to-Back-Spiele in Houston und versuchen einen Weg zu finden, diese Jungs zu schlagen."

James Harden (Houston Rockets): "Wir waren bereits 15 Punkte zurück und wir hätten aufgeben können und uns auf Spiel 3 konzentrieren können, aber wir haben uns wieder zurückgekämpft. Das gibt uns etwas Selbstbewusstsein."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Coach Kevin McHale stellt im Vergleich zur Schmach im ersten Spiel um. Patrick Beverley beginnt als Point Guard. Dadurch rücken die Kollegen Lin, Harden und Parsons eine Position nach vorne. Asik bleibt als Center. Harden also im direkten Positions-Duell mit Kevin Durant.

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Bei Oklahoma City dagegen keine Änderungen. Westbrook, Sefolosha, Durant, Ibaka und Perkins wie immer von Beginn an.

5.: Mit der kleinen Formation geben die Rockets gleich ordentlich Power. Doch die Thunder switchen gut und konzentriert. Durant, der 4 seiner ersten 5 Würfe vergeben hat, scheint aufgewacht. Der Superstar mit schönem Spin-Move und Slam Dunk aus dem Post. 11:10 Rockets.

11.: Nach seinem Slam Dunk aus der fünften Minute flippt Durant ein wenig aus. Fünf der letzten fünf Würfe verwandelt. Layup. Drin. Midrange Jumper. Drin. Dreier. Drin!! Schon 14 Punkte für den Small Forward. Doch die Rockets halten gut dagegen. Beverley mit dem tollen Reverse Layup. 24:22 Rockets.

19: Westbrook hat sich im Zweikampf mit Beverley am Knie verletzt und humpelt übers Feld. Wer den Spielmacher der Thunder kennt, der weiß, dass das ein schlechtes Zeichen für die Rockets ist. Westbrook ist jetzt wütend und steigt gleich einmal zum tollen Korbleger hoch, ehe er nach den verwandelten Punkten wieder zurückhumpelt. 46:44 Thunder.

24.: Hier geht's jetzt richtig heiß zur Sache! Beverley foult Westbrook und will ihm beim Aufstehen helfen. Der schlägt dessen Hand weg. Auf der Gegenseite dunkt Smith über Ibaka. Weil danach noch ein paar nette Worte in Ibakas Gesicht folgen, erhält Smith das Technical. Das Beverley-Westbrook-Matchup macht richtig Spaß. 57:55 Thunder zur Halbzeit.

30.: Was für ein Kampf! Lin bleibt mit einer Schulterverletzung in der Kabine. Harden und Ibaka krachen ineinander und fliegen ins Publikum. Beverley erhält innerhalb von fünf Sekunden zwei Reaching-Fouls gegen Westbrook abgepfiffen. Und dann? Dann fliegt Harden über alle Thunder hinweg. Herrlicher Slam Dunk! 63:61 Rockets. Brooks nimmt die Auszeit.

33.: Die Thunder haben den Turbo angeworfen. Westbrook mit dem And One, Durant mit dem Dunk und Ibaka mit einem astreinen Zuspiel auf Perkins. Der verwandelt locker. Dann kommt Westbrook, dieser Wahnsinnige, und haut den nächsten Layup mit Foul raus. 13:0-Lauf von OKC. Und schon steht's 74:63 für die Thunder.

38.: Westbrook für 3!! Der Mann ist heiß. Kurz nachdem Martin nach schönem Pump Fake bereits den Dreier verwandelt hat, macht es ihm Westbrook gleich. Gleich danach haut Martin den nächsten Distanzwurf rein. Oklahoma City spielt jetzt Katz und Maus mit den Rockets. 89:74 Thunder.

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43.: Beverley mit dem Zug zum Korb. Er wird von Ibaka geblockt. Doch Asik bekommt die Hände an den Ball und haut das Ding mit Gewalt in den Korb. Oklahoma City ist gerade völlig von der Rolle. Nur noch 91:88 Thunder.

48.: Die Ereignisse überschlagen sich am Ende. Houston startet einen wahnsinnigen 21:2-Lauf, der durch einen Monster Dunk von Ibaka aber jäh beendet wird. Durant macht zwei Minuten vor dem Ende seine ersten Punkte im letzten Viertel. Dafür haut er aber einen unglaublich wichtigen Dreier rein, dem Sefolosha einen weiteren Dreier folgen lässt, welcher eigentlich nicht zählen dürfte, weil Perkins vorher deutlich Parsons foult. Mit Ach und Krach retten die Thunder den Vorsprung über die Zeit und siegen mit 105:102.

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Der Star des Spiels: Russell Westbrook. Die Wurfquote von Westbrook war eher bescheiden. Lediglich einen von sieben Dreierversuchen brachte er im Korb unter, 10 von 26 Feldwürfe waren erfolgreich. Zudem leistete sich der Point Guard 4 Ballverluste. Aber er holte eben auch 4 Steals und war vor allen Dingen mit etlichen Big Plays zur Stelle.

Er führte den Lauf der Thunder an, er erzielte mehrere And Ones, er war schlichtweg der Motor des Teams und das obwohl er schon früh im Spiel mit Foulproblemen auf der Bank saß und sich nach einem Zusammenstoß mit Beverley am Knie verletzte. Aber genau das macht Westbrook eben noch stärker.

Der Flop des Spiels: Kendrick Perkins. Die Rockets spielten absolut am Limit und auch wenn einige Spieler Houstons Probleme mit dem Wurf hatten, enttäuschte niemand. Vom so erfahrenen OKC-Center erwartet man aber ein wenig mehr. Oder anders formuliert: Man erwartet von ihm zwei Dinge: Rebounds und knallharte Defense. Liefert Perkins beides nicht, ist er für das System der Thunder relativ wertlos.

Dass er sich von Patrick Beverley, Chandler Parsons und Co in der Zone den Schneid abkaufen lässt und bei den 55 Fehlwürfen der Rockets nur 6 Abpraller holt, spricht nicht für seine Leistung. Dass die Rockets das Duell in der Zone mit 50:30 Punkten für sich entschieden, wirft weitere Fragen auf. Zudem leistete sich Perkins vier Ballverluste und fünf Fouls, wovon gerade das letzte an James Harden kurz vor Ende nicht wirklich clever war.

Analyse: Rockets-Coach Kevin McHale hatte eine Umstellung gegenüber der 91:120-Klatsche vorgenommen: Für Power Forward Greg Smith stand Point Guard Patrick Beverley in der Startformation. Die Änderung machte sich von der ersten Minute an bezahlbar. Beverleys Energie und Toughness zogen das ganze Team nach oben, so dass die Rockets von Beginn an mit wesentlich mehr Druck und Schnelligkeit ins Spiel gingen und so das gesamte Spiel über mithalten konnten.

Obwohl die Rockets mit einer sehr kleinen Formation aufliefen, gewannen sie das Reboundduell überraschenderweise deutlich mit 57:40, weil sie alleine 18 Offensiv-Rebounds holten. Top-Rebounder zur Halbzeit? Der 1,85 Meter große Beverley mit sechs Rebounds, darunter Offensiv-Rebounds gegen Ibaka, Perkins und Co.

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Der kleine Spielmacher schmiss sich in jeden Ball und riss seine Mitspieler so mit. Zudem geriet Westbrook dank Beverleys Defense schnell in Foulprobleme und beging alleine im ersten Durchgang zwei Offensiv-Fouls. Auch Vertreter Reggie Jackson leistete sich gleich nach seiner Einwechslung ein Foulspiel im Angriff.

Brooks reagierte auf den Smallball der Rockets und schickte seinerseits zu Beginn des ersten Durchgangs mit Westbrook, Jackson, Fisher, Martin und Collison ebenfalls eine sehr kleine Formation aufs Feld. Insbesondere konnte er sich aber auf die individuelle Klasse seiner beiden Top-Star verlassen. Durant traf nach anfänglichen Probleme nahezu aus allen Position, Westbrook schaltete, angestachelt durch ein Foul von Beverley und einer diskutablen Schiedsrichterentscheidung, noch zwei Gänge höher.

Als die Thunder, angeführt von ihren Superstars, zu Beginn des letzten Viertels mit 15 Punkten wegzogen, schien das Spiel schon entschieden, doch McHale entschied sich zum nächsten cleveren Schachzug und stellte in der Verteidigung auf eine 2-3-Zone um, genau die Taktik, die maßgeblich zur Meisterschaft der Mavericks vor zwei Jahren beitrug. Die Thunder offenbarten ebenfalls große Probleme damit und verloren vollkommen ihren Faden. Die Anzahl der Ballverluste stieg in die Höhe, es wurden sinnlose Dreier und lange Zweier genommen.

Doch auch hier konnte sich Brooks wieder auf die individuellen Fähigkeiten seiner Stars bauen. Kevin Durant, der zum 28. Mal in Folge über 20 Punkte in einem Playoff-Spiel erzielte und somit die zweitlängste Streak nach Michael Jordan (47 Spiele) hält, haut eben zum genau richtigen Zeitpunkt einen Dreier mitten ins Rockets-Herz und Russell Westbrook hemmt eine Verletzung nicht, sie beflügelt ihn.

Auch wenn die Rockets eine enttäuschende Niederlage hinnehmen mussten, war dieses Spiel sehr lehrreich für das junge Team. Auf der einen Seite zeigte es, dass Houston auch mit den Besten mithalten kann, wenn der Dreier nicht fällt (10/35 3er) und die Turnoverzahl zu hoch ist (16 TO, nach lediglich 2 im ersten Viertel). Auf der anderen Seite haben die größtenteils unerfahrenen Spieler gesehen, wie man in den Playoffs Basketball spielt: Mit Kampf, Toughness und Defensive.

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