NBA

"Lakers jagen die größten Superstars"

Von Haruka Gruber, Florian Regelmann und Philipp Dornhegge
Machen die Lakers im Sommer Jagd auf LeBron James oder Carmelo Anthony?
© getty
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These: Chicago sollte einen Umbruch einleiten.

Tony DiLeo: Definitiv nein. Es ist extrem bitter nicht nur für die Bulls, sondern auch für die gesamte NBA, was mit Derrick Rose passiert ist. Er ist ein großartiger Basketballer und ein noch großartigerer Mensch. Dennoch sollte die Verletzung nicht dazu führen, dass Panik ausbricht. Die Meniskus-OP ist nicht so gravierend, als ob Derrick nicht mehr 100 Prozent erreichen könnte. Im Gegenteil: Ich glaube fest daran, dass wir schon nächstes Jahr den echten Rose wiedersehen werden. Daher macht es keinen Sinn, den Nukleus unnötig auseinanderbrechen zu lassen. Joakim Noah, Taj Gibson, Jimmy Butler: alles tolle Jungs. Und vielleicht gelingt es, mit Luol Deng zu verlängern. Dann sind die Bulls 2014/15 wieder ein klarer Championship-Kandidat. Nicht umsonst gewinnt Chicago rund 70 Prozent aller Spiele, wenn Rose, Deng und Noah gemeinsam auflaufen.

Haruka Gruber: Eine sehr schwierige These. Aber ohne mich vom Eindruck der letzten Rose-Verletzung zu sehr beeinflussen lassen zu wollen, fehlt mir der Glaube, dass Rose wirklich so stark zurückkommt wie von Tony prognostiziert. Wenn die Saison 2014/15 beginnt, hätte er quasi zwei komplette Jahre ausgesetzt. Auf die Schnelle fiel mir in der Historie kein Superstar ein, der mit 25 Jahren nur ansatzweise so viel mitmachen musste wie Rose - nicht nur körperlich, sondern vor allem mental. Daher scheinen mir 100 Prozent zu hoch gegriffen. Andererseits: Was bleibt Chicago übrig, als auf Rose zu hoffen? Er hat einen Maximum-Vertrag bis 2017, der nicht amnestiert werden kann. Sprich: 20 Millionen Dollar pro Jahr gehen den Bulls ohnehin flöten. Daher sollte man das Beste aus der Situation machen - und mit dem jetzigen Kern weiterarbeiten und mit Rose neu angreifen. Wenn man Carlos Boozer unter der Amnestie-Klausel entlässt, könnte Chicago eventuell mit Deng verlängern oder zwei gute Rollenspieler holen. Selbst mit einem nur halbfitten Rose hätten die Bulls eine zumindest respektable Mannschaft. Eine andere Alternative sehe ich nicht.

Florian Regelmann: Anders als Tony sage ich: Absolut ja, die Bulls brauchen einen Umbruch. Der größte Fehler wäre zu denken, dass die Bulls in einer ähnlichen Situation sind wie in der letzten Saison. In der letzten Saison war das Team ohne Rose, z. Bsp. dank Nate Robinson, viel stärker als das jetzige. In der letzten Saison gab es zudem auch immer die Hoffnung, dass Rose zurückkommen könnte. In dieser Saison ist jedem völlig klar, dass überhaupt nichts geht. Die Spieler haben die Saison jetzt schon aufgegeben und du kannst ihnen nicht mal einen Vorwurf machen. Chicago muss jetzt umschwenken und den Fokus auf Trades legen, auch aus Luxury-Tax-Gründen. Wäre ich Bulls-GM, würde ich auf jeden Fall versuchen, Luol Deng (auch wenn es in dem Fall sehr schwer fällt) und Carlos Boozer zu traden - Deng wäre im nächsten Sommer wahrscheinlich ohnehin finanziell nicht zu halten. Für einen Championship-Run hätte man es darauf ankommen lassen können, aber so auf keinen Fall. Deng kostet Geld und sorgt höchstens diese Saison noch dafür, dass du im Draft 5 Spots weiter hinten ziehst, was soll das? Und: Im nächsten Jahr soll Nikola Mirotic endlich in die NBA wechseln und kann Dengs Platz einnehmen, passt perfekt. Auch Joakim Noah wäre für mich nicht untouchable, allein wegen seiner Verletzungsgeschichte. Wenn die Bulls das so durchziehen würden wie vorgeschlagen, hätte das auch zur Folge, dass sie einen neuen Coach brauchen. Tom Thibodeau wird das niemals mitmachen, zumal es da im Hintergrund in der Zusammenarbeit mit dem Management bekanntlich auch knirscht.

Philipp Dornhegge: Ich bin bei Flo - wenn ich den Umbruch auch nicht ganz so radikal durchziehen würde. Aber das Problem ist ganz klar, dass Jerry Reinsdorf traditionell eher ein sparsamer Besitzer ist. Deshalb und aus CBA-Gründen geht Harukas Rechnung nicht auf: Wenn die Bulls Boozer entlassen und mit Deng verlängern, ist man schon wieder über der Salary-Cap-Grenze. Da geht dann gar nichts mit Free Agents, weil auch die Midlevel Exception schon für Dunleavy weg ist. Es bliebe nur die Hoffnung, dass Mirotic sofort einschlägt. Insofern kann es nur so gehen, dass man Deng UND Boozer loswerden muss, vielleicht in einem Trade auch noch einen der älteren Spieler unterbringt und das Team um Rose, Butler und Noah neu aufbaut. Den Franzosen muss Chicago behalten, er ist als emotionaler Leader einfach so wichtig für das Team. Und dann hat man mit Gibson und Mirotic zwei sehr gute Vierer und immerhin noch einige Millionen über, um tatsächlich Free Agents zu holen. Im mittleren Preissegment gibt es da einige Spieler im kommenden Sommer, die noch gute Jahre vor sich haben. Wenn man jetzt schnell handelt, kann man außerdem schlecht genug sein, um beim Draft ebenfalls eine Rolle zu spielen. So bitter das auch sein mag. Natürlich fußt das Gerüst dann weiterhin darauf, dass Derrick Rose der Superstar und Franchise Player ist. Sehr schwierige Situation...

These 1: Der Osten ist schwächer als je zuvor

These 2: Chicago sollte einen Umbruch einleiten

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