NBA

"Lakers jagen die größten Superstars"

Von Haruka Gruber, Florian Regelmann und Philipp Dornhegge
Machen die Lakers im Sommer Jagd auf LeBron James oder Carmelo Anthony?
© getty
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These: Ellis passt besser zu Dallas als Howard.

Florian Regelmann: Monta Ellis spielt bis jetzt zweifellos eine überragende Saison. Zum einen blüht er auf, weil er in Dallas das Gefühl vermittelt bekommt, dass er die ganz große Nummer ist. Das braucht er, das hatte er in Milwaukee nicht, und Dirk hat damit überhaupt kein Problem. Das ist meiner Meinung nach ganz wichtig. Dazu kommt natürlich, dass die Ellis-Nowitzki-Pick-and-Roll-Combo wie erwartet von niemandem zu stoppen ist. Insofern passt Ellis rein spielerisch natürlich besser zu den Mavs und Nowitzki als Howard. Für diese Saison mögen die Mavs sogar mit Ellis statt Howard das bessere Team sein, weil sie bei einer Howard-Verpflichtung wahrscheinlich keinen Jose Calderon mehr hätten bekommen können. ABER: An sich ist die These totaler Nonsens, da kann Mark Cuban das erneute Versagen im Sommer schönreden, wie er will. Mit Howard hätten die Mavs jetzt einen Superstar, einen neuen Franchise Player, um den man etwas aufbauen und in absehbarer Zeit wieder vorne mitmischen kann. So ist das zwar alles ganz nett mit Ellis, aber es bringt ja nichts, weil die Mavs trotzdem im besten Fall ein Team sind, das gerade so in die Playoffs rutscht und in der ersten Runde rausfliegt. Aufgrund der wirklich jämmerlichen Defense glaube ich auch nicht, dass Dallas überhaupt die Playoffs packt im Westen. Insofern gibt's da kein Grund, wegen Ellis übertrieben euphorisch zu werden.

Haruka Gruber: Flo formuliert es etwas krass, aber ich bin ähnlicher Meinung. Die Dirk-Ellis-Combo funktioniert viel besser als erwartet. Dass Dirk so starke Quoten auflegt, hat er seiner besseren Fitness, aber eben auch Ellis zu verdanken. Ein bisschen erinnert mich Dallas in dieser Saison an die Mavs von vor zehn Jahren. Damals gab es neben Dirk mit Michael Finley einen scorenden Shooting Guard und mit Steve Nash einen europäisch geprägten Point Guard. Jetzt sind es eben Ellis und Jose Calderon. Mir gefällt es sehr, dass die Mavs wieder auf dem Weg sind, sich eine eigene Identität zu schaffen. Dennoch darf man nicht zu euphorisch werden: Im Gegensatz zu Flo glaube ich schon, dass die Playoffs erreicht werden, allerdings werden die Mavs dort nicht viel reißen, dafür ist bei aller Offensiv-Wucht die Defense schlichtweg zu schlecht oder zu nachlässig. Eine Parallele zu früher, die leider nicht so schön ist: Als Starting Center erinnert mich Sam Dalembert zu sehr an Erick Dampier. Mit einem Howard hingegen hätten die Mavs auf einer der sensibelsten Positionen für Jahre die Lösung gehabt. So gut Ellis diese Saison ist: Shooting Guards seiner Klasse sind wesentlich häufiger zu finden.

Tony DiLeo: Wenn Howard zu bekommen gewesen wäre, hätte Dallas keinen Gedanken an Ellis verschwendet. Aber es kam alles anders und Ellis erledigt als vermeintlicher Notnagel einen großartigen Job. Er ist ein sehr guter Scorer und ein sehr unterschätzter Passer, so dass er von Dirk extrem viel Druck wegnimmt. Wenn Nowitzki zum All-Star Game nominiert wird, was ich für möglich halte, dann muss er sich zu einem Großteil bei Ellis bedanken. Und anders als Haruka finde ich, dass Sam Dalembert eine gute Wahl war. Er ist ein guter Shot-Blocker und passt so perfekt zu Dirk. Und Calderon ist einer der besten "True Point Guards". Dallas' Management hat im Sommer gute Entscheidungen getroffen: Individuell sind die Mavs nicht am besten besetzt, aber nachdem die großen Namen weg waren, haben sie Spieler geholt, die sehr gut zueinander passen. Das einzige Problem ist die Defense. Calderon und Dirk waren noch nie die besten Verteidiger und wurden mit den Jahren auch langsamer. Dennoch sollte niemand Dallas unterschätzen. Die Mavs sind in den Playoffs für jeden Gegner gefährlich.

Philipp Dornhegge: Ich bin ein bisschen erstaunt über Eure sehr hohe Meinung von Howard. Wenn man sich die Rockets anschaut, dann ist Dwight Howard zwar offensichtlich fitter als im letzten Jahr bei den Lakers, aber auch nur noch entfernt der Spieler, der er bei Orlando war. Seine Athletik hat stark nachgelassen, vor allem ist er längst nicht mehr der einzige mobile Center mit enormer Sprungkraft und Power. Er kann seine Gegenspieler nicht mehr herumschubsen - und jetzt sieht man eben auch, dass er im Low Post komplett unbrauchbar ist. Ich kann mir vorstellen, dass er als Pick'n'Roll-Spieler Dallas einige Optionen gegeben hätte, Nowitzki auch mal abseits des Balls spielen zu lassen. Aber alles in allem ist Howards Offensive erschreckend - ich kann es nicht anders sagen. Wie sehr er die Defense hätte stabilisieren können, ist mir auch nicht ganz klar. In Houston laufen ihm die Guards und Flügelspieler ja auch Knoten in die Beine. Er ist immer noch ein sehr guter Verteidiger, versteht mich nicht falsch. Aber sein Impact ist nicht mehr so massiv wie vor ein paar Jahren, und ob das dann noch reicht, um die Offense aufzuwiegen, weiß ich nicht. Und das wird alles in den nächsten Jahren nicht besser. Mir ist Ellis in Dallas tatsächlich fast lieber. Wenn Ellis und Nowitzki zusammen auf dem Court stehen, läuft die Offense so überragend, dass es eine Augenweide ist. Die klaren Strukturen und Hierarchien bei den Mavs scheinen Ellis tatsächlich gut zu tun. Gleichzeitig sind die Leistungen schwankend, wenn nur einer oder gar beide draußen sitzen. Das ist doch ein klares Indiz für den Wert, den Ellis jetzt schon für Dallas hat. Kurzum: Ellis + Dalembert sind für mich ein besserer Deal als Howard + Mittelklasse-Shooting-Guard X. Zumal im zweiten Fall auch Calderon nicht hätte kommen können.

These 1: Der Osten ist schwächer als je zuvor

These 2: Chicago sollte einen Umbruch einleiten

These 3: Die Lakers werden auf Jahre nur Mittelmaß sein

These 4: Ellis passt besser zu Dallas als Howard

These 5: Bennett ist der schlechteste Nr.-1-Pick aller Zeiten

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