NBA

Auf dem Prüfstand

Von Max Marbeiter
Dennis Schröder (M.) geht mit den Atlanta Hawks in seine zweiten NBA-Saison
© getty
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All das sind Faktoren, die entscheidend sein dürften, ob sich Schröder im zweiten Jahr bei den Hawks in der Rotation festspielen kann. Denn Coach Budenholzer stellt sich erneut eine ganz entscheidenden Frage. Die Frage nach Jeff Teagues erstem Vertreter. Shelvin Mack oder Dennis Schröder? Erfahrung und Ruhe oder Potential und Upside? Vergangene Saison fiel die Antwort noch deutlich zugunsten Macks aus.

Nun boten die Hawks dem Guard auch noch einen neuen Dreijahresvertrag über 7,3 Millionen Dollar an, den der selbstverständlich annahm. Macks Verlängerung mit einer Entscheidung contra Schröder gleichzusetzen, entspräche allerdings nicht den Tatsachen. Denn auch mit Mack hat der Deutsche weiter Chancen auf Minuten. Sei es als zweiter Backup oder aber durch einen temporären Wechsel des Konkurrenten auf die Zwei.

Natürlich besteht auch die Möglichkeit, Mack zu verdrängen. Denn grundsätzlich ist Schröders Potential größer als jenes des Konkurrenten. Zudem wird oft vergessen, dass sich speziell Point Guards in ihrer ersten Saison äußerst schwer tun. Dass es eine Zeit dauert, bis sich junge Playmaker an das physischere, schnellere Spiel in der NBA gewöhnt haben.

In bestes Gesellschaft

So lag Schröder auf 36 Minuten hochgerechnet während seiner Premierensaison in Sachen Punkte (10,3), Assists (5,2) und Turnover (3,4) nahezu auf dem Niveau der ehemaligen Rookies Tony Parker (11,2, 5,3, 2,4) oder Rajon Rondo (9,9, 5,8, 2,7). Nun führte es selbstverständlich deutlich zu weit, Schröder mit zwei der besten Playmaker der vergangenen Jahre zu vergleichen. Weder Parker noch Rondo sind Spieler, mit denen sich der Deutsche messen kann und sollte. Allerdings rücken die Zahlen Schröders erste Saison ein wenig ins rechte Licht. Gut war sie deshalb immer noch nicht, nur sollte die Entwicklung eben nicht überraschen.

Ebenso wenig, dass Schröder wahrscheinlich auch kommende Saison noch nicht sein volles Potential wird ausschöpfen können. Einige Dinge ändern sich nun mal nicht von heute auf morgen. Verbesserungen dürfen, müssen dennoch erwartet werden. Und die scheint Schröder auch zu liefern.

Lob von Teague

"Sein Wurf hat sich deutlich verbessert", lobte beispielsweise Jeff Teague während der Vorbereitung. "Er ist bislang viel aggressiver. Wenn er vergangenes Jahr ins Spiel kam, war er ein wenig passiv, ließ uns seine Präsenz nicht spüren. Weil er so schnell ist und deshalb auf dem Court überall hinkommen kann, wo er möchte, habe ich ihm gesagt: 'Nutze es'."

Tatsächlich wirkt Schröder während der Preseason deutlich zielstrebiger, sucht häufiger den eigenen Abschluss. Der Fast-Gamewinner in Chicago dient da eher als Beleg denn als Ausnahme. "Ich möchte nun mehr scoren", sagt Schröder. "Mein Coach in Deutschland sagte mir, dass ich beim Pick-and-Roll zuerst versuchen soll, zu scoren, sodass der Gegner meinen Wurf respektiert."

Die Tendenz geht tatsächlich in die richige Richtung. Während der Preseason trifft Schröder 52,9 Prozent seiner Würfe, dazu 40 Prozent von jenseits der Dreierlinie. Bliebe also noch die Problematik des Abschlusses am Ring. Wo Top-Point-Guards nach Drives um die 50 Prozent ihrer Würfe treffen, waren es bei Schröder während seiner Rookie-Saison lediglich 41,8 Prozent. Beim Preseason-Spiel gegen New Orleans vergab er sogar vier Layups in Folge.

Coach Budenholzer optimistisch

Sorgen macht sich Mike Budenholzer deshalb allerdings nicht. "Wir arbeiten jeden Tag am Abschluss", so der Hawks-Coach. "Ich denke, erstmal ist der Fakt, dass er überhaupt zum Ring kommt und derart gute Looks bekommt, wichtig. Jetzt sind wir wirklich optimistisch, dass er diese Looks auch vollenden kann. Sich so frei zu spielen und so offen zu sein, spricht für ihn. Ich denke mit ein wenig mehr Fokus wird es laufen."

Der Coach hat seinen Playmaker also noch lange nicht aufgegeben. Trotz Trade-Gerüchten. Trotz der Tatsache, dass die Hawks ihre Option für Schröders drittes Vertragsjahr noch nicht gezogen haben. Vielmehr testet Budenholzer seinen Point Guard, gewährte ihm zuletzt ausgedehnt Spielzeit. Abgesehen vom Spiel in Detroit stand Schröder während der vergangenen fünf Spiele immer mindestens 15 Minuten auf dem Parkett. In Chicago waren es sogar 28, gegen Charlotte 24, gegen die Grizzlies 20.

Starke Preseason

Und Schröder scheint seine Chance zu nutzen. Während der Preseason leistet er sich bislang "nur" noch 2,5 Turnover - natürlich in durchschnittlich 18,8 Minuten - dazu lieferte er gegen die Hornets eine durchaus beeindruckende Vorstellung. Aus dem Feld blieb er beinahe perfekt (5/6 FG, 1/1 3FG, 12 Punkte), verteilte 5 Assists und leistete sich lediglich 2 Ballverluste.

Ob all das nun genügt, um Shelvin Mack zu verdrängen, muss sich natürlich zeigen. Schließlich dient die Preseason Coaches häufig zum Experimentieren. Ausgedehnte Minuten während der Vorbereitung sind deshalb nicht gleichbedeutend mit einem festen, essentiellen Platz in der Rotation.

Allerdings scheint Dennis Schröder über den Sommer gereift zu sein, scheint an seinem Spiel gearbeitet und seine Schwächen explizit angegangen zu sein. Vielleicht waren die Schwierigkeiten im Rookie-Jahr seiner weiteren Karriere sogar zuträglich. "Ich denke, letztes Jahr hat ihn ein wenig demütig gemacht", sagt beispielsweise Teamkollege Kyle Korver. "Aber ich denke, das war gut für ihn. Dennis wächst mental und emotional." Schröder werde noch ein richtig guter Spieler. Denn: "Es hat Gründe, dass er in der ersten Runde gedraftet wurde."

Seite 1: Probleme in der Rookie-Saison und positiver DBB-Sommer

Seite 2: Beste Gesellschaft und Steigerung in der Preseason

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