NBA

Wurflos glücklich

Von David Schmitt
Kostas Papanikolaou wechselte im Sommer vom FC Barcelona zu den Houston Rockets
© getty
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Auch deshalb zeigten europäische Top-Teams nach Papanikolaous erfolgreicher Saison überaus großes Interesse. Und da die Blazers weiterhin keine Verwendung für ihren Prospect hatten, sodass sicherte sich der FC Barcelona die Dienste am Griechen.

"Der Hauptgrund war, dass sie mir hier gezeigt haben, dass sie mich wirklich haben wollen. Sie waren sehr professionell und das vom ersten Tag an. Das bedeutet für einen Profi sehr viel", erklärte Papanikolaou selbst damals im SPOX-Interview seine Beweggründe.

Alles perfekt also? Nicht ganz. Die außergewöhnlichen Dreier-Quoten sanken beträchtlich. Es kamen Fragen auf, ob sich Papanikolaou nicht zu sehr auf den Distanzwurf verlasse, zu selten den Korb attackiere. Die Erwartungen, die in Spanien um seine Person aufgekommen waren, konnte Big Papa jedenfalls nicht komplett erfüllen.

"Ich wäre ein Idiot gewesen"

Auch deshalb kam der Wechsel in die NBA nach nur einer Saison in der spanischen ACB ziemlich überraschend - trotz Meistertitel. Im Thomas Robinson-Deal 2013 kamen die Houston Rockets an die Rechte des Griechen. "Kevin Pelton kritisierte den Wechsel in die NBA beispielsweise deutlich: "Ich sehe in Papanikolaou keinen Star, auch nicht im europäischen Basketball", so der ESPN"-Insider.

Die Rockets, die sich Papanikolaous Rechte 2013 ertradet hatten, sahen das anders und statteten den mittlerweile 24-Jährigen mit einem Mid-Level-Contract aus. Und Papanikolaou war glücklich. "Ich wäre ein Idiot gewesen, wenn ich das Angebot ausgeschlagen hätte", erklärt er. "Du bekommst diese Chance nicht jeden Tag. Große Spieler hatten die Gelegenheit und haben den Schritt nie gewagt."

Papanikolaou wagte ihn. Zu Recht. Denn er überzeugte während der Preseason und sicherte sich einen Rosterplatz. Außenstehende mögen ob der relativ hohen Einsatzzeiten zu Saisonbeginn überrascht gewesen sein, jedoch nicht die neuen Teamkollegen. "Er verhält sich, als hätte er schon ein paar Jahre in der Liga gespielt. Ich bin wirklich beeindruckt", lobte Superstar James Harden Papanikolaou nach dem Trainingscamp.

Und auch Big Papa wusste, weshalb er nach Houston gewechselt war: "Ich habe mit GM Daryl Morey und Coach McHale gesprochen", erklärt er. "Sie wollten mir eine wirkliche Chance geben." Eine Chance, die der Grieche zu nutzen scheint. Die Zahlen (6,6 Punkte, 4,2 Rebounds, 3,0 Assists) mögen nicht überragend sein, in seinen durchschnittlich rund 25 Minuten Einsatzzeit stellt Papanikolaou seine Vielseitigkeit bislang jedoch durchaus unter Beweis.

Der Kampf in der NBA

Was allerdings ins Auge der Kritiker fällt, sind seine miserablen Wurfquoten. Im Schnitt nimmt der Small Forward pro Spiel ungefähr sieben Würfe, fast vier (!) davon von jenseits der Dreierlinie. Und das, obwohl lediglich 30 Prozent der Dreier auch fallen. Das wiederum drückte die gesamte Feldwurfquote auf 37,7 Prozent. Keine optimalen Zahlen, für Pelton jedoch abzusehen. "Er legt von der Bank nun diese Quoten auf", so der "ESPN"-Reporter. "Er traf von der internationalen ACB Linie auch kaum mehr."

Papa gilt als Backup von Trevor Ariza. Natürlich ist das Spiel der Rockets durch den startenden Shooter stark auf den Distanzwurf ausgelegt, die Stärken des Griechen sind derzeit aber ganz sicher andere. Ob McHale noch lange auf den wackligen Wurf von Papanikolaou bauen wird, ist zudem fraglich, da mit Francisco Garcia ein Routinier auf der Bank sitzt. Am Ende muss der Coach einen Weg finden, seinen Europäer und dessen Qualität besser in das System zu integrieren.

Es sei denn, Papanikolaou bekommt seine Wurfschwäche in den Griff und funktioniert als Teil des in Houston zelebrierten Morey-Ball. Heißt: Entweder trifft er regelmäßig den Dreier, oder er zieht zum Korb, trifft dort hochprozentig oder zieht Freiwürfe, um an der Linie sicher zu vollenden. Derzeit kann der Grieche nichts davon machen. Eine Innenband-Dehnung im Knie lässt Papanikolaou noch bis zu zwei Wochen pausieren.

So oder so weiß Papanikolaou auch in Houston alte Weggefährten aus Europa an seiner Seite: Joey Dorsey, mit dem er zusammen bei Olympiakos und im letzten Jahr in Barcelona spielte, und natürlich sein alter Bankkollege und Kumpel Patrick Beverley. Den wichtigsten Rat erhielt Papanikolaou allerdings von Landsmann Spanoulis, der einst selbst für die Rockets spielte, nach nur einem Jahr mangels Erfolg zurück in die Heimat wechselte: "Er sagte mir, dass ich im ersten Jahr kämpfen muss, falls es nicht so läuft."

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Kostas Papanikolaou im Steckbrief

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