These: Die Warriors sind zu tief für die Playoffs
Markus Krawinkel: Das ist eine sehr interessante These. Bei einer Mannschaft, die nach außen wie ein funktionierendes Team wirkt, glaube ich, dass es kein Problem ist. Da kann man auch nicht zu tief für die Playoffs sein. Es gibt häufig Teams, die sehr tief sind, aber viel wichtiger bei den Warriors finde ich, dass sie für die wichtigen Situationen Go-to-Guys haben. Ob das jetzt Steph Curry oder Klay Thompson ist, sie haben diese Spieler und das ist für mich das wirklich Wichtige in den Playoffs. Da spielt die tiefe Bank auch keine Rolle. Man braucht diesen Spieler, der da ist, wenn es darauf ankommt. Die Tiefe spielt da wirklich keine Rolle. Ich sehe das eher positiv, auch wenn die Rotation verkleinert wird. Steve Kerr ist ja auch offen für viele neue Sachen, vielleicht macht er es auch ganz anders. Es kommt aber darauf an, dass hinten raus jemand die Verantwortung übernimmt und nicht der Ball von einem zum anderen geschoben wird.
Stefan Petri: Ob sie das sind, hängt von Steve Kerr ab. Wenn der Rookie-Coach seine besten Spieler in engen Spielen nicht 40+ Minuten aufs Parkett schickt, sondern angesichts seiner Fülle an Möglichkeiten auf eine Zehn-Mann-Rotation setzt, dann könnte es schwierig werden. Vor allem Curry muss richtig viel spielen, ohne ihn sind die Warriors ja auch nur noch guter Durchschnitt. Zwei Dinge sprechen für mich aber gegen ein mögliches Schreckensszenario: Zum einen hat Kerr bei den Besten gelernt. Von MJ weiß er, dass man eben auch mal hart sein muss, dass persönliche Schicksale im Titelkampf hinten anstehen müssen. Und bei Pop hat er gesehen, dass eine frühe Auszeit und eine schnelle Auswechslung Wunder wirken können. Und zum anderen sind die Warriors einfach eine tolle Truppe, da ist kein Platz für Ego-Spiele und "Ich brauch meine Einsatzzeit"-Gedöns. Deshalb sehe ich die tiefe Rotation eher als Vorteil, gerade bei den Guards und Forwards - da kann Kerr je nach Situation individuell reagieren.
Marc-Oliver Robbers: Aber warum sollte Kerr seine Möglichkeiten nicht ausnutzen? Natürlich muss Curry viel spielen, natürlich braucht Thompson viele Minuten. Aber die Bank der Warriors ist nun mal unfassbar. Wer kann schon zwei ehemalige All-Stars von der Bank bringen - und wir sprechen hier nicht über Leute, die vor zehn Jahren nominiert wurden, sondern über Andre Iguodala (All-Star 2012) und David Lee (All-Star 2013). Es gibt schließlich keine Regel, die einem in den Playoffs verbietet, mit einer großen Rotation zu spielen. Ich muss ehrlich sagen, dass ich am Anfang der Saison bedenken hatte, ob Iggy und Lee sich in diese Reservistenrolle drängen lassen werden oder Stress machen. Kerr scheint die richtige Ansprache gefunden zu haben und der Erfolg hilft natürlich, alle ruhig zu halten. Der Kern spielt auch schon eine Weile so zusammen und hat eben diese von Markus bei den Hawks angesprochenen Negativerlebnisse bereits durchgemacht. Was für ein eingeschworener Haufen die Jungs sind, zeigen sie ja immer wieder mit Videos aus der Kabine, dem Flieger oder sonstwo. Zu tief sind sie sicher nicht.
Florian Regelmann: Tiefe ist ein sehr gutes Stichwort bei den Warriors. Auf der einen Seite ist die Tiefe im Kader eine der ganz großen Stärken. David Lee, Andre Iguodala, Marreese Speights, Justin Holiday, Shaun Livingston, Leandro Barbosa - es ist ja irre, was da von der Bank für Qualität kommt. Und das Wichtigste, Stefan hat es bereits angesprochen: Bei den Warriors habe ich noch nie irgendwelche Egoismen gesehen, weil es zu wenige Minuten zu verteilen gibt. Selbst Stars wie Iguodala oder Lee springen bei jedem Korb von der Bank auf. Aber: Ironischerweise finde ich, dass die Warriors trotz allem gar nicht tief genug besetzt sind. Nämlich auf der Center-Position. Was man nicht vergessen darf bei der ganzen Splash Brothers Show: Es steht und fällt bei Golden State extrem viel mit Andrew Bogut. Es reicht schon, dass Bogut in Foulprobleme kommt, dass die Warriors in einer mega-toughen Abnutzungsserie gegen die Spurs in arge Probleme kommen. Ausgerechnet da fehlt ihnen ein richtig guter Backup. Neben Bogut würde mir als Warriors-Fan auch die Abhängigkeit vom Jumpshot so ganz leichte Sorgen bereiten. Die Warriors leben von ihren Jumpern, sie treffen sie normalerweise wie kein anderes Team, aber sie könnten unter Umständen auch mal an ihnen scheitern. Dennoch sind die Warriors für mich das einzige Team, das San Antonio schlagen kann, wenn alles passt.
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Krawinkel: Das Problem bei Bogut sehe ich nicht. Die Warriors können auch in den Playoffs erfolgreich Small Ball spielen und es ist natürlich immer abhängig vom Gegner, aber bei welchem Team im Westen gibt es einen Center, der richtig offensiv gefährlich ist? Natürlich wäre ein Ausfall von Bogut ein Hit, aber das würde Golden State trotzdem nicht aufhalten. Die Warriors sind Schritt für Schritt nach vorne gekommen und haben aus ihren letzten Playoff-Niederlagen gelernt. Das einzige Problem, das ich sehe, ist Kerrs fehlende Erfahrung. Wenn es dann gegen Popovich geht, der mit allen Wassern gewaschen ist und jede Situation schon mal erlebt hat. Das könnte gefährlich werden. Daher ist es vielleicht Glück für die Warriors, dass die Spurs noch einmal abgerutscht sind und sich nun erst mal durchkämpfen müssen.
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