NBA

Würmer, Zwerge und MVPs

Manu Ginobili, Draymond Green und Dennis Rodman - drei Beispiele für Fundstücke der zweiten Runde
© spox
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Platz 7

Manu Ginobili (57. Pick, 1999)

Manuuuuuuuuuu! Der Gaucho mit der fiesen Friese kam zwar erst vier Jahre nach seinem Draft tatsächlich in die NBA, seither ist er jedoch nicht mehr aus ebendieser wegzudenken. Ginobili war in jedem seiner 14 Jahre in den Playoffs und hat die Rolle des Sixth Man gewissermaßen neu definiert. Er wurde nur zweimal All-Star, obwohl er vermutlich mindestens sechs Jahre lang der zweitbeste Spur nach Tim Duncan war.

Stets stellte er sein Ego hinten an und tat einfach nur alles Nötige, um seinem Team zum Erfolg zu verhelfen. Als kreativer Passer, als noch kreativerer Scorer, als Clutch-Performer - und von Zeit zu Zeit natürlich auch als Flopper. Über einige Jahre zockte vermutlich niemand so wild und gleichzeitig effektiv wie Ginobili.

Ach und ganz nebenbei: Ginobili öffnete natürlich auch eine Tür für internationale Guards ohne College-Erfahrung, die es zuvor vermutlich sogar noch schwerer hatten als Big Men. Manu rockte die Euroleague und Olympische Turniere, Manu rockte 14 Jahre die NBA - und vielleicht (hoffentlich) macht er das auch noch etwas länger.

Auch mit mittlerweile 38 Jahren und längst kahlem Schädel hat der Mann schließlich noch mehr Game als die damals in der Lottery gedrafteten Jonathan Bender, Trajan Langdon, Aleksandar Radojevic oder William Avery. Ganz zu schweigen von Frederic Weis (Pick 15).

Platz 6

Dennis Rodman (27. Pick, 1986)

Der "Wurm" ist eine absolute Legende und dennoch ist es durchaus verständlich, dass er erst in der zweiten Runde gepickt wurde. Denn seine Karriere zeigte ganz deutlich: Wenn ein Coach mit ihm umgehen konnte, drehte Rodman auf. Wenn das nicht der Fall war, drehte Rodman durch und war für sein Team eher schädlich.

Gut für Dennis, dass er unter anderem von Chuck Daly und Phil Jackson betreut, geleitet und gelegentlich wohl auch therapiert wurde. Wie er dann aufblühen konnte, ist ja bestens bekannt: Als einer der besten Verteidiger und vielleicht sogar als bester Rebounder NBA-Geschichte, als fünffacher Champion. Wer mehr über Rodman lesen möchte, findet hier die zugehörige Legendengeschichte.

Hier soll nur noch kurz der '86er Draft erwähnt werden: Dort wurden neben Rodman auch Price (siehe oben), Kevin Duckworth, Otis Smith und Jeff Hornacek (Karriereschnitt jeweils über 10 Punkte) in der zweiten Runde gedraftet, Drazen Petrovic (der Mozart des Basketballs!) gar erst in der dritten. Scouting ist eben doch recht subjektiv.

Platz 5

Hal Greer (13. Pick, 1958)

Obwohl der mittlerweile 79-jährige Greer schon 1982 in die Hall of Fame aufgenommen wurde und eine mehr als beeindruckende Karriere hingelegt hat (unter anderem zehn All-Star-Games), wird er eigentlich nie erwähnt - nicht einmal dann, wenn es um die großen Helden der 60er Jahre geht.

Dabei war er über 15 Jahre ein potenter Scorer (19,2 Punkte als Karriereschnitt, 24 Punkte in seiner besten Saison) und gewann 1967 als zweitbester Sixers-Spieler neben Wilt Chamberlain die Meisterschaft. Vielleicht lag es daran, dass seine Weggefährten irgendwie nichts Interessantes über ihn zu erzählen hatten.

Ein Beispiel etwa: Dolph Schayes' Beschreibung von Greer. "Greer kam jeden Tag zum Spiel. Er kam auf die gleiche Art zum Training und zu jedem anderen Team-Termin. Jede Zugfahrt und jeden Flug erreichte er pünktlich. Er betätigte die Stechuhr. Er brachte seine Lunchbox mit." Mann, das muss ja ein faszinierender Typ gewesen sein.

Immerhin: Bill Simmons fand für sein "Book of Basketball" heraus, dass Greers Jumper dermaßen sicher war, dass er sogar seine Freiwürfe aus dem Sprung nahm - und über seine Karriere mehr als 80 Prozent davon traf! Unmittelbar vor ihm wurden übrigens Joe Quigg und Lamar Sharrar gedraftet, die kombiniert keine einzige NBA-Minute absolviert haben.

Platz 4

Dennis Johnson (29. Pick, 1976)

Noch so ein Spieler, der in der Auflistung der besten Spieler der Geschichte viel zu oft vergessen wird. "DJ" war vielleicht der beste Spieler der 80er, über den heutzutage überhaupt nicht mehr gesprochen wird - selbst die Hall of Fame brauchte eine halbe Ewigkeit, bis sie ihn 2010 endlich aufnahm. Drei Jahre nach seinem Tod im Alter von nur 52 Jahren.

Sein Andenken jedoch lebt weiter. In Seattle, wo er die SuperSonics direkt in seiner zweiten Saison als Finals-MVP (!) zum einzigen Titel der Franchise-Geschichte führte. Und erst recht in Boston, wo er mit dem Superteam um Bird und McHale zwei weitere Titel holte und wo seine Nummer 3 nicht mehr vergeben wird.

Seinen legendärsten Moment kennt ohnehin jeder NBA-Fan: "Now there's a steal by Bird! Underneath to DJ who lays it in! Right at one second left! What a play by Bird! Bird stole the in-bounding pass, laid it up to DJ, and DJ laid it up and in, and Boston has a one-point lead with one second left! Oh my, this place is going crazy!!!"

Die Aktion in Spiel 5 der Eastern Conference Finals 1987 ist wohl die berühmteste, aber lange nicht die einzige große Aktion des Dennis Johnson. Über die Jahre wurde er nicht nur Finals-MVP, sondern auch fünfmal All-Star und gleich sechsmal Mitglied des All-Defensive First Teams.

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