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@cpshimself: Wie lässt sich die Stärke in den Playoffs der zuvor totgesagten Celtics erklären?
Die Celtics haben die Erwartungen in den Playoffs jetzt schon übertroffen, ganz klar. Ohne Kyrie Irving und Gordon Hayward war eigentlich klar, dass jeder Sieg eine Art "Zubrot" sein würde. Schon in der ersten Runde gegen Milwaukee habe ich nur mit der Begründung auf Celtics in 7 getippt, weil diese neben dem Heimvorteil auch die klarer definierte Identität und den besseren Gameplan(er) auf ihrer Seite hatten.
Gewissermaßen setzt sich das auch gegen Philly fort, auch wenn ich hier auf die Sixers gesetzt hatte. Brad Stevens coacht momentan absolut überragende Playoffs und nimmt Philly fast jeden Vorteil - die Sixers kommen selten ins Laufen, gegen Ben Simmons und seinen fehlenden Wurf baut Boston eine Mauer, den Schützen wie J.J. Redick stehen die Celtics zumeist gut auf den Füßen, sodass ihr Impact viel geringer ist als noch gegen Miami. Zudem spielt Philly den Celtics voll in die Karten, indem sie so oft über Embiid im Post gehen und dadurch ihr Spiel viel langsamer machen als nötig. Wieder und wieder stehen vier Spieler rum, während Embiid gegen Baynes oder Horford an die Arbeit geht.
Das Argument Stevens alleine reicht mir allerdings nicht. Ich habe gestern schon analysiert, wie Embiid verteidigt wird, dazu sollte man aber auch nochmal betonen: So schlecht, wie der Celtics-Kader zuletzt oft gemacht wurde (auch von mir!), ist er auch nach den ganzen Verletzungen nicht.
Die Sache ist eher, dass viele ihrer besten Spieler jung beziehungsweise unbewiesen sind. Es hatte niemand erwartet, dass Jayson Tatum in dieser Serie der bessere Rookie als Simmons sein würde, auch die Leistungen von Jaylen Brown oder natürlich Scary Terry Rozier waren so nicht zu erwarten gewesen. Diese Spieler sind jung und hungrig und gerade im Fall von Rozier lassen sie sich auch emotional gerade in den Heimspielen tragen.
Zudem haben die Celtics eine Riege von Veteranen, die wissen, was sie zu tun haben, wie Marcus Morris oder eben Baynes, der mit den Spurs ja auch schon einen Titel geholt hat. Sie machen weniger Fehler als Philly, wo die beiden besten Spieler eben aktuell ihre allerersten Playoffs absolvieren.
A propos: Über vier Spiele hieß der beste Spieler der Serie bisher Horford, nicht Embiid oder Simmons. Niemand würde behaupten, dass der fünffache All-Star der talentierteste Spieler dieser drei wäre, aber in dieser Serie zeigt sich wirklich eindrucksvoll, wie viel Erfahrung ausmachen kann. Horford weiß in jeder Situation, was er zu tun hat, Embiid weiß es (noch) nicht.
Dennoch muss man festhalten: Es hätte nach drei Spielen auch problemlos 2-1 für die Sixers stehen können, dominant sind die Celtics in dieser Serie genauso wenig wie in der vorherigen. Ihr Net-Rating ist nur haarscharf positiv (+1,1). Aber vor allem dank Horford und Stevens sind sie in den entscheidenden Situationen derzeit einfach cleverer als ihre Gegner.
@kamil2_0: Wenn die Celtics nächstes Jahr komplett gesund bleiben, können sie dann überhaupt noch geschlagen werden?
Auch wenn die Celtics gesund bleiben und LeBron ein neues Superteam irgendwo aufbaut, wird bis auf Weiteres Golden State der Favorit sein, solange der Curry-KD-Thompson-Green-Kern besteht. Das nur vorweg. Aber mit Sicherheit sieht die Zukunft der Celtics rosig aus, zumal sie auch noch weitere teils hohe Picks in der Hinterhand haben, um gegebenenfalls Deals einzufädeln.
Wenn man sich Tatum, Rozier und Brown aktuell so anschaut, wird man den Gedanken nicht los, dass diese Saison letztendlich ein ideales Lehrjahr darstellt - alle drei haben riesengroße Schritte gemacht, die sonst wohl zumindest nicht in diesem Tempo möglich gewesen wären. Gerade Rozier bringt die Celtics jetzt wiederum auch in die Situation, dass sie entscheiden müssen, ob sie lieber ihn oder den kommenden RFA Smart bezahlen und behalten wollen - aber das ist ein Luxusproblem.
Es ist aktuell natürlich nicht vorauszusagen, ob insbesondere Hayward nächste Saison genau der Spieler sein kann, der er vorher bei Utah war, oder ob er noch länger brauchen wird. Auch bei Irvings Knieproblemen ist zumindest milde Skepsis angebracht. Aber es sieht definitiv danach aus, dass die Celtics eins der Teams der Zukunft im Osten sein werden - genau wie übrigens auch Philly.
@berat_hoxha1: Hätte Philly nicht den No.1 Pick gegen Veteranen traden sollen, statt einen Backup für Simmons zu picken?
Philly hat Markelle Fultz nicht mit dem Ziel gedraftet, ihn dauerhaft zum Backup von Simmons zu machen. Partiell vielleicht in der ersten Saison, aber prinzipiell sollen die beiden No.1-Picks definitiv zusammenspielen - das ermöglicht das Skillset von Fultz, der nominell gut abseits des Balles agieren kann. Das war zumindest die Erwartung vor der Saison.
Da ging man natürlich noch nicht davon aus, dass Fultz sich im Sommer die vorher gute Wurfbewegung zerstören (lassen) würde. Bis heute ist nicht wirklich klar, was da passiert ist und was genau es mit seiner mysteriösen Schulterverletzung auf sich hatte, daher soll hier auch nicht spekuliert werden. In jedem Fall liegt aber noch viel Arbeit vor ihm, um das Ganze wieder zu reparieren, auch wenn es am Ende der Saison zumindest ein paar ordentliche Ansätze zu sehen gab.
Wenn die Sixers alles rückgängig machen könnten, hätten sie vermutlich gerne Tatum gedraftet - aber auch dessen Entwicklung war so wohl nicht vorherzusehen. Fultz ist aber noch lange kein hoffnungsloser Fall. Wenn man sich jetzt ausschließlich auf diese Saison konzentriert hätte, wären Veteranen natürlich besser gewesen, die "Ära" der Embiid/Simmons-Sixers sollte aber ja noch etwas länger dauern.
Im Idealfall ist Fultz dann ein prominenter Teil davon, sein Starpotenzial ist ja nicht auf einmal geklaut wie bei Space Jam. Und auch andernfalls wäre es sinnvoller, ihn erstmal ein paar Spiele machen zu lassen - aktuell ist sein Trade-Wert logischerweise ziemlich im Keller.
@Heuni: Wie können die Spurs sich verjüngen? Rebuild scheint keine Option zu sein.
Da Pau Gasol, LaMarcus Aldridge und Patty Mills alle noch einige Jahre ziemlich viel Geld verdienen werden, ist dies keine allzu leichte Aufgabe. Keiner dieser Spieler hat echten Trade-Wert, was man übrigens über fast den gesamten Kader sagen kann, abgesehen von Dejounte Murray, den man ziemlich sicher nicht abgeben will, und Kawhi Leonard.
Wenn San Antonio sich mit Kawhi einig wird und einen neuen Deal finalisiert, werden die Spurs ansonsten das tun, was sie immer tun: Sie werden am Ende der ersten Runde einen "professionellen" Rookie draften und ansonsten den Markt für junge, günstige Spieler sondieren, vermutlich auch in Europa. Vielleicht versuchen sie auch Danny Green zu traden, sollte dieser seine Option über 10 Mio. Dollar ziehen.
Die Gehälter der wichtigsten Spurs-Spieler in Millionen Dollar
Spieler | 2017/18 | 2018/19 | 2019/20 | 2020/21 | 2021/22 |
LaMarcus Aldridge | 21,5 | 22,3 | 26 | 24 | UFA |
Kawhi Leonard | 18,9 | 20,1 | 21,3* | UFA | |
Pau Gasol | 16 | 16 | 16 | UFA | |
Tony Parker | 15,5 | UFA | |||
Patty Mills | 10,7 | 12,4 | 13,3 | 13,3 | UFA |
Danny Green | 10 | 10* | UFA | ||
Rudy Gay | 8,4 | 8,8* | UFA | ||
Manu Ginobili | 2,5 | 2,5 | UFA | ||
Kyle Anderson | 2,2 | RFA | |||
Dejounte Murray | 1,3 | 1,5 | 1,7** | RFA |
*Spieleroption, **Teamoption, UFA = Unrestricted Free Agent, RFA = Restricted Free Agent
Wird man sich mit Kawhi jedoch nicht einig, ist ein Trade des Superstars die logische Konsequenz und das Mittel, um den Kader tatsächlich signifikant zu verjüngen. Dies würde dann allerdings wohl auch einen größeren Rebuild mit sich bringen.