These: Die Overtime-Regeln müssen verändert werden
Adrian Franke (SPOX): Ein ganz klares ja! Die Regelung ist meiner Meinung nach unfair. Zwar kann zumindest ein Field Goal ein enges Spiel nicht mehr direkt entscheiden, dennoch bin ich da ganz bei Peyton: "Die Regeln wurden etwas geändert, aber es ändert sich eigentlich nichts, wenn dir direkt ein Touchdown gelingt. Damit wird der Münzwurf extrem wichtig." Wenn sich über 60 Minuten kein Team durchsetzen konnte, sollte nicht ein durch einen glücklichen Münzwurf ermöglichter guter Drive ausreichen, um das Spiel zu beenden. Dass das erste OT-Field-Goal das Spiel nicht mehr entscheidet, war zwar ein guter Schritt, aber ist letztlich auch nicht Fisch und nicht Fleisch - denn noch immer kann ein Team gewinnen, ohne dass es sich nochmals der gegnerischen Offense stellen muss. Für mich gibt es zwei sinnvolle Alternativen, um für mehr Fairness zu sorgen: Beide Offenses bekommen mindestens einmal den Ball. Steht es nach der jeweiligen Possession noch Unentschieden, entscheidet der nächste Punkt (egal ob Safety, Field Goal oder was auch immer). Alternativ könnte man, analog zum Fußball (wo das Golden Goal ja auch komplett abgeschafft wurde) schlicht ein "verkürztes" Viertel (zehn Minuten) durchspielen, nach welchem das Spiel in jedem Fall vorbei ist.
Bastian Strobl (SPOX): Manchmal muss man über die NFL schon schmunzeln. Da rühmt sich die Cash Cow des amerikanischen Sports mit ihren milliardenschweren TV-Verträgen, mit ihren hochdotierten Sponsoren-Deals - um dann ausgerechnet das Super-Bowl-Rematch dem Zufall, oder besser gesagt dem Glück zu überlassen. Es ist eigentlich nicht nachvollziehbar, warum die NFL weiterhin auf ihre Overtime-Regeln setzt. Sollte nicht jedes Team - egal in welchem Sport - die Möglichkeit besitzen, zurückzuschlagen? Beim Baseball beendet ein Run in den Extra-Innings ja auch nicht sofort das Spiel, nur weil das Auswärtsteam zuerst einen Hitter auf das Diamond lassen durfte. Deswegen kann ich Peyton Mannings Ärger durchaus verstehen. Die NFL muss reagieren - und könnte das eigentlich auch ganz einfach machen. Wie wäre es denn einfach mit einem kompletten fünften Viertel? Danach kann man sich immer noch - zumindest in der Regular Season - auf ein Unentschieden einigen.
mySPOX-User JaydoggBO: Verbessert wurde diese Regel schon 2012, und die damalige Regeländerung war auch notwendig. Doch ich finde die aktuelle Regel so in Ordnung. Beim Coin Flip hat erstmal jedes Team die selbe Wahrscheinlichkeit zu gewinnen. Nach Week 5 der Saison 2014 endeten gerade einmal 21,7 % aller Drives mit einem Touchdown und weitere 14,9 % aller Drives wurden mit einem Field Goal abgeschlossen. Also war die Wahrscheinlichkeit unter 50 %, dass die Seahawks ihren Drive mit einem Score abschließen. In Anbetracht dieser Statistiken liegt auch ein gewissen Druck bei dem Team, welches die Overtime beginnt, denn im Gegensatz zum ersten Drive reicht dann auch ein Fieldgoal. Damit ist die Wahrscheinlichkeit zu gewinnen für das zuerst verteidigende Team sogar größer. Es zeigt sich also, dass der Gewinn des Coin Flips nicht automatisch für einen Sieg sorgt - und Bill Belichick hat 2013 bewiesen, dass man auch gewinnen kann wenn man zuerst kickt, und das auch noch gegen die beste Offense der Liga. Am letzten Wochenende gab es auch ein sehr spannendes Spiel, welches in die Overtime ging und dort selbst nach dem Ende der 15 Minuten noch nicht entschieden war. Ich bin im übrigen auch froh, dass es im Gegensatz zu den anderen drei großen Sportarten in Amerika noch Unentschieden gibt, denn es muss nicht immer einen Gewinner geben.
Stefan Petri (SPOX): Wie lief das doch gleich nach dem Seattle-Denver-Spiel? Jeder, der etwas gegen die OT-Regeln sagte, bekam den Satz zu hören: "Hätte Denvers Defense doch einfach keinen TD zugelassen - dann hätte Peyton auch den Ball bekommen. Also haben sie es nicht verdient!" Dieses Argument ist - mit Verlaub - Schwachsinn! Das heißt doch: Wenn die Broncos den Ball noch einmal bekommen und ebenfalls einen TD hingelegt hätten (was zuvor ja nicht einmal eine Minute dauerte), dann hätten es die Seahawks ebenfalls nicht verdient, sich das "W" einzutragen. Aber dieser Gefahr mussten sie sich nicht stellen. Aufgrund eines Münzwurfs. Deswegen kaufe ich deine Statistiken auch nicht, JaydoggBO, ebenso wie die Tatsache, dass sich einmal ein Coach bei widrigen Wetterbedingungen gegen den Ball entschied. Beide Teams sollten die gleiche Chance bekommen, Coin Flip hin oder her. Und das ist nicht der Fall. Wenn man bei dieser Problematik zu große Angst vor weiteren Unentschieden hat, dann könnte man ja jeweils auf eine Two-Point-Conversion bestehen. Apropos Unentschieden: Ich bin nicht ganz sicher, was ich von ihnen halte. Einerseits hat es schon etwas, wenn kein Team als Sieger vom Feld geht. Aber andererseits bringt das schon ziemlich große Unordnung in die Standings. Sollte die Zahl der Ties irgendwann dramatisch ansteigen, kann man sich dem Problem ja noch einmal stellen.
These 1: J.J. Watt gewinnt den MVP-Award
These 2: Die Overtime-Regeln müssen verändert werden
These 3: Die Raiders oder Jaguars bleiben ohne Sieg