Ist J.J. Watt ein Kandidat für den MVP-Award? Dallas ein Kandidat für den Titel? Und Brady immer noch "Elite"? Im Panel bewerten die SPOX-Redakteure Bastian Strobl, Stefan Petri, Adrian Franke und mySPOX-User JaydoggBO fünf Thesen zur aktuellen NFL-Saison.
These: J.J. Watt gewinnt den MVP-Award
Bastian Strobl (SPOX): Nein, leider nicht. Leider deswegen, weil Watt es mehr als verdient hätte. Der Typ ist einfach ein Monster, ohne ihn läuft bei den Texans nichts. In der Defense ist Watt sowieso über jeden Zweifel erhaben. Man darf gar nicht dran denken, was passiert, wenn mit Jadeveon Clowney auch noch der Top-Pick zurückkommt. Viel Spaß schon mal, liebe Gegner! Dazu seine drei Touchdowns, mittlerweile bringt der Defensive End Houston ja auch noch aufs Scoreboard. Und trotzdem wird es nicht reichen, weil die NFL nun mal besessen von der Offense ist. Ein Blick in die Geschichtsbücher reicht eigentlich: Von 59 MVPs waren 56 Quarterbacks, Running Backs oder Receiver. Und was wir auch nicht vergessen dürfen: Sollten die Texans die Playoffs verpassen, ist das alleine eigentlich das Ausschlusskriterium schlechthin. Kleine Quizfrage: Kann sich noch jemand an den letzten MVP ohne Postseason erinnern? Ein gewisser O.J. Simpson im Jahr 1973.
Stefan Petri (SPOX): Ich glaube nicht daran. Kein Zweifel, J.J. Watt ist ein Monster. Und wenn er die Saison auf diesem Level weiterspielt, kein QB eine Saison hinlegt wie Peyton 2013 und sich DeMarco Murray - der einzige RB mit einer realistischen Chance - verletzten sollte, dann ist es sicherlich möglich. Aber wie Basti schon sagt: Ohne Playoffs wird es ganz schwer. Da die Texans meiner Meinung nach im Januar schon im Urlaub sein werden, wird sich daher auch ein anderer Spieler die Krone aufsetzen. Dazu kommt: American Football ist aufgrund seiner einzigartigen Struktur einfach auf die Offensive, genauer gesagt auf den Quarterback zugeschnitten. Über den läuft jeder Spielzug, dementsprechend hat er die größten Möglichkeiten, das Spiel positiv und negativ zu beeinflussen. Ein Defensivspieler, so gut er auch sein mag, hat einfach nicht die gleichen Möglichkeiten. Die Offenses wissen ja auch, was die Stunde geschlagen hat, deswegen werden die Gameplans gegen Houston noch mehr darauf ausgerichtet sein, Watt aus dem Weg zu gehen bzw. ihn zu doppeln oder gar zu trippeln. Darunter werden seine Stats leiden. Unfair? Irgendwie schon, denn Watt macht seinen Job in diesem Jahr ganz sicher besser als jeder QB. Aber: That's the name of the game. Wenn er anfangen würde, regelmäßig Tight End zu spielen, dann könnten wir noch einmal drüber reden!
Adrian Franke (SPOX): First things first: Nur auf die Verteidiger bezogen ist Watt aktuell auf einem komplett eigenen Level. Vor Revis, vor Sherman, vor allen. Wie Watt in einer ansonsten durchschnittlichen Texans-Defense trotz fast permanenter Doppelbewachung regelmäßig Spiele komplett dominiert ist mehr als nur beeindruckend und Watt dürfte mit der Rückkehr von Jadeveon Clowney noch gefährlicher werden. Dazu hat er in der laufenden Saison so ganz nebenbei mehr Touchdowns auf dem Konto als Offensiv-Stars wie Calvin Johnson, Eddie Lacy oder Larry Fitzgerald. Kurzum: Kein Defense-Spieler kommt nur annähernd an Watt ran und wenn er so weiter macht, wäre er mein persönlicher MVP-Pick. Aber ob ich glaube, dass es dazu kommt? Leider nein. Seit dem großen Lawrence Taylor gewannen fast ausschließlich Quarterbacks den Titel und ich denke, so wird es auch in diesem Jahr laufen. Zu Watts Pech spielt Philip Rivers eine ebenfalls herausragende Saison und wird sich den Titel in meinen Augen am Ende schnappen. Und wenn es Rivers nicht wird, gibt es ja immer noch Peyton...
mySPOX-User JaydoggBO: Verdient wäre es auf alle Fälle, denn in dieser Saison fällt mir kaum ein Spieler in der Offense oder Defense ein, der in so vielen Bereichen wichtig für sein Team ist. Verdient hätte es Watt aber auch schon 2012 MVP zu werden - und hat den Award leider nicht bekommen. Watt ist ein wandelndes Missmatch in der D-Line, konzentriert immer ein bis zwei Spieler auf sich und sorgt so für mehr Möglichkeiten für den Rest der Defense. Er ist bisher der einzige Spieler, der in dieser Saison auf drei verschiedene Arten einen TD erzielen konnte, und besonders sein Pick Six gegen die Bills war für mich bemerkenswert, denn ich habe nicht gedacht dass er über mehr als 80 Yards so einen Speed beweisen kann. Watt führt alle Defensivspieler in WPA (Win Probabilty Added) mit 1,44 und +EPA/G (Positiv Expected Points Added per Game) mit 7,07 an, und insgesamt gibt es nur fünf Spieler, allesamt Quarterbacks, die eine höhere WPA haben. Er wird bis zum Ende der Saison in der Diskussion um den MVP involviert sein. Jedoch glaube ich trotzdem, dass es am Ende wieder ein Offensive Player wird, dafür ist zum einen die NFL offensiv fokussiert - und zum anderen werden die Texans auch dieses Jahr die Playoffs verpassen.
These 1: J.J. Watt gewinnt den MVP-Award
These 2: Die Overtime-Regeln müssen verändert werden
These 3: Die Raiders oder Jaguars bleiben ohne Sieg
These 4: Die Dallas Cowboys sind "for real"
These 5: Tom Brady ist kein Elite-Quarterback mehr
These: Die Overtime-Regeln müssen verändert werden
Adrian Franke (SPOX): Ein ganz klares ja! Die Regelung ist meiner Meinung nach unfair. Zwar kann zumindest ein Field Goal ein enges Spiel nicht mehr direkt entscheiden, dennoch bin ich da ganz bei Peyton: "Die Regeln wurden etwas geändert, aber es ändert sich eigentlich nichts, wenn dir direkt ein Touchdown gelingt. Damit wird der Münzwurf extrem wichtig." Wenn sich über 60 Minuten kein Team durchsetzen konnte, sollte nicht ein durch einen glücklichen Münzwurf ermöglichter guter Drive ausreichen, um das Spiel zu beenden. Dass das erste OT-Field-Goal das Spiel nicht mehr entscheidet, war zwar ein guter Schritt, aber ist letztlich auch nicht Fisch und nicht Fleisch - denn noch immer kann ein Team gewinnen, ohne dass es sich nochmals der gegnerischen Offense stellen muss. Für mich gibt es zwei sinnvolle Alternativen, um für mehr Fairness zu sorgen: Beide Offenses bekommen mindestens einmal den Ball. Steht es nach der jeweiligen Possession noch Unentschieden, entscheidet der nächste Punkt (egal ob Safety, Field Goal oder was auch immer). Alternativ könnte man, analog zum Fußball (wo das Golden Goal ja auch komplett abgeschafft wurde) schlicht ein "verkürztes" Viertel (zehn Minuten) durchspielen, nach welchem das Spiel in jedem Fall vorbei ist.
Bastian Strobl (SPOX): Manchmal muss man über die NFL schon schmunzeln. Da rühmt sich die Cash Cow des amerikanischen Sports mit ihren milliardenschweren TV-Verträgen, mit ihren hochdotierten Sponsoren-Deals - um dann ausgerechnet das Super-Bowl-Rematch dem Zufall, oder besser gesagt dem Glück zu überlassen. Es ist eigentlich nicht nachvollziehbar, warum die NFL weiterhin auf ihre Overtime-Regeln setzt. Sollte nicht jedes Team - egal in welchem Sport - die Möglichkeit besitzen, zurückzuschlagen? Beim Baseball beendet ein Run in den Extra-Innings ja auch nicht sofort das Spiel, nur weil das Auswärtsteam zuerst einen Hitter auf das Diamond lassen durfte. Deswegen kann ich Peyton Mannings Ärger durchaus verstehen. Die NFL muss reagieren - und könnte das eigentlich auch ganz einfach machen. Wie wäre es denn einfach mit einem kompletten fünften Viertel? Danach kann man sich immer noch - zumindest in der Regular Season - auf ein Unentschieden einigen.
mySPOX-User JaydoggBO: Verbessert wurde diese Regel schon 2012, und die damalige Regeländerung war auch notwendig. Doch ich finde die aktuelle Regel so in Ordnung. Beim Coin Flip hat erstmal jedes Team die selbe Wahrscheinlichkeit zu gewinnen. Nach Week 5 der Saison 2014 endeten gerade einmal 21,7 % aller Drives mit einem Touchdown und weitere 14,9 % aller Drives wurden mit einem Field Goal abgeschlossen. Also war die Wahrscheinlichkeit unter 50 %, dass die Seahawks ihren Drive mit einem Score abschließen. In Anbetracht dieser Statistiken liegt auch ein gewissen Druck bei dem Team, welches die Overtime beginnt, denn im Gegensatz zum ersten Drive reicht dann auch ein Fieldgoal. Damit ist die Wahrscheinlichkeit zu gewinnen für das zuerst verteidigende Team sogar größer. Es zeigt sich also, dass der Gewinn des Coin Flips nicht automatisch für einen Sieg sorgt - und Bill Belichick hat 2013 bewiesen, dass man auch gewinnen kann wenn man zuerst kickt, und das auch noch gegen die beste Offense der Liga. Am letzten Wochenende gab es auch ein sehr spannendes Spiel, welches in die Overtime ging und dort selbst nach dem Ende der 15 Minuten noch nicht entschieden war. Ich bin im übrigen auch froh, dass es im Gegensatz zu den anderen drei großen Sportarten in Amerika noch Unentschieden gibt, denn es muss nicht immer einen Gewinner geben.
Stefan Petri (SPOX): Wie lief das doch gleich nach dem Seattle-Denver-Spiel? Jeder, der etwas gegen die OT-Regeln sagte, bekam den Satz zu hören: "Hätte Denvers Defense doch einfach keinen TD zugelassen - dann hätte Peyton auch den Ball bekommen. Also haben sie es nicht verdient!" Dieses Argument ist - mit Verlaub - Schwachsinn! Das heißt doch: Wenn die Broncos den Ball noch einmal bekommen und ebenfalls einen TD hingelegt hätten (was zuvor ja nicht einmal eine Minute dauerte), dann hätten es die Seahawks ebenfalls nicht verdient, sich das "W" einzutragen. Aber dieser Gefahr mussten sie sich nicht stellen. Aufgrund eines Münzwurfs. Deswegen kaufe ich deine Statistiken auch nicht, JaydoggBO, ebenso wie die Tatsache, dass sich einmal ein Coach bei widrigen Wetterbedingungen gegen den Ball entschied. Beide Teams sollten die gleiche Chance bekommen, Coin Flip hin oder her. Und das ist nicht der Fall. Wenn man bei dieser Problematik zu große Angst vor weiteren Unentschieden hat, dann könnte man ja jeweils auf eine Two-Point-Conversion bestehen. Apropos Unentschieden: Ich bin nicht ganz sicher, was ich von ihnen halte. Einerseits hat es schon etwas, wenn kein Team als Sieger vom Feld geht. Aber andererseits bringt das schon ziemlich große Unordnung in die Standings. Sollte die Zahl der Ties irgendwann dramatisch ansteigen, kann man sich dem Problem ja noch einmal stellen.
These 1: J.J. Watt gewinnt den MVP-Award
These 2: Die Overtime-Regeln müssen verändert werden
These 3: Die Raiders oder Jaguars bleiben ohne Sieg
These 4: Die Dallas Cowboys sind "for real"
These 5: Tom Brady ist kein Elite-Quarterback mehr
These: Die Raiders / Jaguars bleiben ohne Sieg
Bastian Strobl (SPOX): Not gegen Elend. Pest gegen Cholera. Anders lässt sich dieser Zweikampf wohl nicht beschreiben. Und ich glaube sogar, wir werden am Ende der Saison ein absolutes Novum erleben. Zwei Teams mit einer jungfräulichen Win-Column. Denn mal im Ernst: Gegen wen sollen die Jaguars oder Raiders denn bitte gewinnen? Und vor allem wie? Blake Bortles und Derek Carr können einem nur leidtun, wobei gerade Carr trotzdem einen durchaus ansprechenden Job macht. Oaklands Quarterback hat aber auch den Vorteil, die bessere Defense hinter sich zu haben. Was nämlich in diesem Mannschafsteil bei den Jaguars passiert, spottet jeder Beschreibung, da lasse ich mich auch nicht von den ordentlichen Auftritten gegen Pittsburgh und Tennessee blenden. Zudem hat Oakland mit Tony Sparano einen neuen Head Coach, der sicherlich keine Wunderdinge von seinem Rookie-QB erwartet. Auch deswegen sehe ich die Raiders vielleicht ein Stückchen näher an einem Sieg. Gerade in Week 13 bei den Rams könnte etwas gehen, St. Louis hat schließlich genügend eigene Probleme. Aber ich bleibe dabei: Am 28. Dezember heißt es für beide Franchises 0-16!
Adrian Franke (SPOX): Die Frage hätten uns beide Teams am Sonntag ja fast zerschossen, was mich vor allem bei den Raiders gewundert hat - womit ich auch direkt zum Kern der Frage kommen: Ich glaube, Oakland bleibt in dieser Saison ohne Sieg! Ja, unter Tony Sparano wirkte das Team gegen die Chargers mit neuer Energie und ja, Derek Carr hat meine Erwartungen für sein Rookie-Jahr bisher deutlich übertroffen und wird von dem unter Sparano verkleinerten Playbook profitieren. Doch es ist vor allem der harte Spielplan, der gegen Oakland spricht: Die "einfachsten" Partien werden wohl die Auswärtsspiele in Cleveland und St. Louis. Dazu kommen große Probleme in der Pass-Defense, erst fünf Sacks und zwei Picks gelangen den Raiders. Jacksonville dagegen hat, allein durch die deutlich schwächere Division, mehrere schlagbare Gegner. Außerdem wird die Front Four mit Chris Clemons und Red Bryant langsam so stark wie vorher erwartet (schon 19 Sacks bislang) und Cecil Shorts wird immer fitter. Kurzum: Jacksonville wird sich am Ende bei zwei bis vier Siegen einpendeln. Bei den Raiders dagegen bleibt die Null stehen.
mySPOX-User JaydoggBO: Ja, dies ist sehr wahrscheinlich, denn beide Teams sind wirklich schlecht. Guckt man sich den Schedule der beiden Teams an, sehe ich für beide Teams in Week 16 die größte Chance auf einen Sieg. Die Raiders treten zuhause gegen die Bills an, die Jaguars begrüßen im heimischen Stadion die Titans. Vergleicht man die beiden Teams, sehe ich jedoch die Raiders als das leicht bessere Team an. In der Offense sind beide Teams ähnlich schlecht und verzeichnen die wenigsten Punkte pro Spiel (Raiders - 15,8 PPG; Jaguars 13,5 PPG) und haben nahezu identisch niedrige Offensive Success Rates (Raiders - 51,6 %; Jaguars 53,7 %). Doch in der Defense sind die Raiders das bessere Team und liegen im Mittelmaß der Liga. Dagegen sind Jaguars auch defensiv eins der schlechtesten Teams und gehören in fast jeder defensiven Statistik zu den fünf schlechtesten Teams. Bei beiden Teams besteht dazu noch das Problem, dass sie auf der wichtigsten Position im Football einen Rookie einsetzen (müssen). Bis heute verstehe ich jedoch bis heute noch nicht, dass die Jaguars Bortles an Rang drei gepickt haben. Er hat auch schon sieben Picks und von allen eingesetzten Quarterbacks hat nur Geno Smith eine geringere WPA (Win Probabilty Added).
Stefan Petri (SPOX): Ich bin von Schwarzsehern umgeben! Ganz ehrlich, ihr drei: Vor einer Woche war ich vielleicht noch bei euch. Aber dann brauchten die Titans ein vergeigtes Field Goal, um gegen Jacksonville zu gewinnen - und die Chargers retteten gerade noch so ihre Haut gegen Oakland. Deshalb prophezeie ich: Beide Teams haben nach 16 Spielen mindestens einen Sieg auf der Habenseite. Gegen wen? Keine Ahnung! Aber die Unterschiede in der National Football League sind einfach zu gering! Es wird eine Woche geben, da bringt Derek Carr wieder vier TDs an den Mann und der Gegner leistet sich ein paar dumme Turnover. Es wird ein Sonntag kommen, da ruft Blake Bortles sein ganzes Potenzial ab, der QB auf der Gegenseite jedoch nicht. Oder ein Team hat seinen Playoff-Platz sicher und schont seine Starter. Es gibt jedes Jahr so viele Graupenteams, aber bis auf die Lions 2008 hat es noch niemand geschafft, alle 16 Spiele zu verlieren. Das hat einen Grund: Es ist unglaublich schwer, nur zu verlieren. Freut euch, Jags und Raiders: Ihr seid aus dem Schneider!
These 1: J.J. Watt gewinnt den MVP-Award
These 2: Die Overtime-Regeln müssen verändert werden
These 3: Die Raiders oder Jaguars bleiben ohne Sieg
These 4: Die Dallas Cowboys sind "for real"
These 5: Tom Brady ist kein Elite-Quarterback mehr
These: Die Dallas Cowboys sind "for real"
Adrian Franke (SPOX): Ich bin immer noch beeindruckt von Dallas' Auftritt in Seattle. Die Seahawks wurden seit zwei Jahren zuhause nicht mehr derart dominiert und hätten die Special Teams der Cowboys nicht gepatzt, wäre es richtig deutlich geworden. In meinen Augen wird die Division an Dallas gehen, und zwar deutlich. Die Giants waren schon vor der Cruz-Verletzung inkonstant, auch die Eagles überzeugen mich bisher nicht und Washington dürfte keine Chance mehr haben. An Dallas auf der anderen Seite gefällt mir vieles sehr gut: Run- und Pass-Defense haben sich unter Rod Marinelli, der höchste Anerkennung verdient, im guten Mittelfeld festgesetzt, zudem kann Dallas Gegner physisch dominieren. Gleiches trifft auf die Offense zu: Die O-Line ist die beste der Liga und wird noch so manchem Team große Probleme bereiten - wenngleich sie durch den Ausfall von Tackle Doug Free den ersten Rückschlag verkraften muss. Die Cowboys halten zudem auch in Rückstand an ihrem Running Game fest und vermeiden zumeist die in den vergangenen Jahren so typisch gewordenen Patzer. Die Formel stimmt im Moment einfach. Außerdem bekommt DeMarco Murray schon jetzt immer wieder kleine Pausen in den Spielen und zum ersten Mal seit 1983 gelangen einer Cowboys-Offense zuletzt drei Mal hintereinander mindestens 400 Yards. Mein Tipp: Dallas steht am Ende bei 12-4 und darf sich in der Wildcard-Runde erholen. Aktuell sind die Cowboys für mich ein ernsthafter Contender.
Stefan Petri (SPOX): Die Fans von "America's Team" - mittlerweile sind die Broncos übrigens beliebter - müssen sich derzeit wohl jeden Tag kneifen, um sicher zu gehen, dass das ganze kein Traum ist. Ich gestehe: Ich hatte die Boys vor der Saison nicht auf der Rechnung. Bisher lief einfach alles perfekt, sieht man mal von Romos Auftaktspiel ab. Aber zwölf Siege? Sorry, Adrian, da kann ich nicht mitgehen. Drei Gimmies hat der Spielplan noch für Dallas parat: Jacksonville und zweimal Washington. Aber der Rest hat es durchaus in sich, auch wenn man bei den Giants mal wieder nicht weiß, woran man ist. Ich glaube, die schwierigen Wochen kommen erst noch: Jetzt ist man Favorit, jetzt ist man plötzlich unter Druck. Murray wird dieses Tempo unmöglich über drei weitere Monate gehen können, bisher war er extrem verletzungsanfällig. Fällt er aus, oder meldet sich Romos Rücken wieder, sieht es schon wieder ganz anders aus. Ich rechne eher mit 10-6, im Bestfall mit 11-5. In der Division sehe ich die Eagles vorn, und die Wildcards werden extrem umkämpft sein. Also: Ja, die Cowboys sind "for real", aber halte dich mit den Planungen für eine Championship-Parade noch etwas zurück, Jerry. Trotz aller Begeisterung: Die Postseason ist noch weit weg.
Bastian Strobl (SPOX): Tja, so schnell kann's gehen. Vor der Saison hätten wohl die Anwesenden - und nicht nur die - Dallas vieles zugetraut, aber sicherlich kein Playoff-Run. Und auf einmal sollen die Cowboys ein Super-Bowl-Contender sein? Vielleicht sogar besser als Seattle? Ganz langsam, liebe Freunde! Keine Frage, die Vorstellung gegen den amtierenden Champion war beeindruckend. Man steht bei 5-1, die Defense macht - trotz der Verletzungsmisere und den Abgängen - einen guten Job, dazu DeMarco Murray, der von manch einem schon in MVP-Regionen gelobt wird. Aber es sind halt immer noch die Cowboys. Da werden schon mal Unterhosen und Parfums geklaut, obwohl es sportlich eigentlich ziemlich perfekt läuft. Und auch der Causa Romo traue ich einfach noch nicht, dafür ist in der Vergangenheit zu viel passiert. Der Dezember wird kommen - und damit auch der typische Kollaps des Quarterbacks. Für die Playoffs reicht's übrigens trotzdem, in der Wildcard Round ist dann aber Schluss.
mySPOX-User JaydoggBO:Die Playoffs schätze ich als sehr realistisch ein in Dallas, sei es als Sieger der Division oder sonst über die Wildcard. Ich sehe sie aber auch als stärkstes Team ihrer Division, sie haben die wohl beste O-Line, einen Elite Quarterback und bei den Wide Receivern, Running Backs und Tight Ends jeweils Spieler die zu den Top 3 bis Top 5 auf ihren Positionen gehören. Fraglich war vor der Saison für mich die Defense, denn im letzten Jahr Vorjahr waren sie dort noch das nahezu schlechteste Team und haben in der Offseason auch noch Spieler wie DeMarcus Ware und Jason Hatcher gehen lassen. Gerade die Defense spielt diese Saison über ihren Erwartungen - und hätten die Special Teams in Seattle nicht soviel Mist gebaut hätte Seattle keinen Touchdown erzielt. Dazu spielt der oft gescholtene Tony Romo, mit Ausnahme des ersten Spiels gegen die Niners, eine sehr starke Saison und hatte die letzten beiden Spiele einige Highlight Plays. Besonders sein Play gegen J.J. Watt mit anschließendem Touchdown war sehr bemerkenswert. Ich sehe aktuell keine Indizien, wieso Dallas nicht die Playoffs erreichen sollte - und in den Playoffs ist durch den Modus der K.o.-Spiele alles möglich.
These 1: J.J. Watt gewinnt den MVP-Award
These 2: Die Overtime-Regeln müssen verändert werden
These 3: Die Raiders oder Jaguars bleiben ohne Sieg
These 4: Die Dallas Cowboys sind "for real"
These 5: Tom Brady ist kein Elite-Quarterback mehr
These: Tom Brady ist kein Elite-Quarterback mehr
Bastian Strobl (SPOX): Das geht mir alles ein wenig zu schnell, dieses typisch amerikanische "From Zero to Hero" und wieder zurück. Brady ist sicherlich nicht mehr derselbe Quarterback wie vor vier, fünf Jahren, insbesondere in Sachen Accuracy und Deep Ball. Trotz Model-Frau geht nun mal auch an einem 37-Jährigen das Alter nicht spurlos vorbei. Die Patriots sind aber auch nicht ganz schuldlos, bedenkt man, was sie Brady in den letzten Jahren und gerade auch in dieser Saison an die Seite gestellt haben. Insbesondere den Abgang von Logan Mankins bekam New England in den ersten Wochen knüppelhart zu spüren. Aber auch wenn man es nicht glauben mag, Bradys QB-Rating ging im Vergleich zum letzten Jahr wieder ein wenig nach oben. Und zweitens sollte sich jeder selber fragen: Wenn es in den Playoffs Spitz auf Knopf steht, welchem Quarterback würde man vertrauen? Manning und Rodgers fallen einem da wohl zuerst ein. Und dann? Rivers? Brees? Nein, für mich würde dann sofort der Routinier Brady kommen. Vielleicht kann er über die komplette Saison nicht mehr mit den Konkurrenten mithalten und lässt ein wenig die Konstanz vermissen, aber wenn es darauf ankommt, würde ich jederzeit auf die Karte Erfahrung setzen.
Adrian Franke (SPOX): Geht man nach den oberflächlichen Zahlen sind die Elite-Tage von Tom Terrific gezählt. Nur 62,7 Prozent seiner Pässe brachte der 37-Jährige in dieser Saison für 1.444 Yards und zehn Touchdowns an den Mitspieler: Allesamt Durchschnittswerte. Allerdings gilt es bei diesem so gerne diskutierten Thema, genauer hinzuschauen. Brady hat seit Jahren keinen Elite-Wide-Receiver mehr gehabt und Rob Gronkowski war seit 2012 mehr verletzt als auf dem Platz. Als ob es darüber hinaus nicht genug wäre, dass die Pats mit Wes Welker Bradys Lieblingsziel abgaben, wurde in der vergangenen Off-Season durch den Mankins-Trade die O-Line auch noch empfindlich geschwächt. 12 zugelassene Sacks waren bislang die Folge. Zugegeben: Was die weiten Pässe angeht, baut Brady seit Jahren kontinuierlich ab, trotzdem steht er für mich im Gesamtpaket noch vor etwa Stafford, Luck oder Ryan (die im Übrigen alle deutlich bessere Waffen zu ihrer Verfügung haben.). Aktuell sehe ich Aaron Rodgers, Peyton Manning, Philip Rivers und Drew Brees vor Brady - für mich die fünf Elite-Quarterbacks der NFL.
Stefan Petri (SPOX): Ach, wer weiß das schon: Spielt Brady super, dann hat er es seinen Kritikern gezeigt, ist er wieder da, ist er immer noch Elite, blablabla. Spielt er schlecht, dann hat er halt keine Waffen, ist die O-Line löchrig wie ein Schweizer Käse, blablabla. In solche Diskussionen spielt immer auch persönliche Sym- oder Antipathie rein, weil kein Quarterback in einem Vakuum beurteilt werden kann. Ergo: Die Formkurve der Patriots zeigt nach oben, und damit auch die von Brady. Über die letzten zwei Jahre allerdings geht es abwärts. Gehört er zur Elite? Ich beantworte die Frage lieber damit, welche QBs ich ihm vorziehen würde, sollte morgen ein Playoff-Spiel steigen: Rodgers, Manning (könnte ja auch an ihm liegen, dass seine Receiver immer so gut sind - revolutionärer Ansatz, ich weiß), Luck, Rivers, Wilson definitiv. Danach kommt für mich eine Stufe mit Brees, Brady, Ryan, vielleicht Flacco. Ist das noch Elite? Das soll jeder für sich entscheiden.
mySPOX-User JaydoggBO: Ich sehe Tom Brady immer noch im Kreis der Top 4 Quarterbacks der Liga zusammen mit Brees, Rodgers und Peyton Manning. Dazu muss man ja auch bedenken, dass die O-Line nicht ganz unbeteiligt dran war und Brady schon 12 Sacks einstecken musste. Er hatte in dieser Saison bisher ein wirklich schlechtes Game gegen die Chiefs, wo auch seine beiden einzigen Interceptions diese Saison geworfen wurden. Brady hat in dieser Saison jedoch ein besseres Rating (95,1) als noch im vergangenen Jahr (87,3). Die Frage ist aber wie lange er noch spielen wird, er ist schon 37 und die Patriots haben sich im vergangenen Draft mit Jimmy Garoppolo vermutlich den nächsten Quarterback der Franchise gesichert. Ich bin mir jedoch sicher, dass Brady derjenige sein wird, der entscheidet wie lange er bei den Patriots noch spielt. Bei der Diskussion um Brady darf man auch nicht vergessen was für ein Receiver Corps er hat und sollte das mal mit dem von seinem großen Rivalen Peyton Manning vergleichen. Zumal Gronkowski erst langsam wieder an den Betrieb herangeführt wird und immer noch nicht bei 100 % Leistungsvermögen steht. Aber ein Quarterback wie Brady sollte niemals abgeschrieben werden.
These 1: J.J. Watt gewinnt den MVP-Award
These 2: Die Overtime-Regeln müssen verändert werden
These 3: Die Raiders oder Jaguars bleiben ohne Sieg
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