4. Der beste Spieler dieser Saison war...
Marcus Blumberg (SPOX): Bester Spieler heißt ja nicht MVP, weshalb die Saisonleistung seines Teams keine Rolle spielen muss. Insofern fällt mir spontan David Johnson von den Cardinals ein. Sein Team ist - da sind wir uns alle einig - ein Trümmerhaufen! Und dennoch ist er drauf und dran, die Saison mit über 2000 Scrimmage-Yards und mehr als 20 Touchdowns abzuschließen. Obwohl er null Unterstützung von seinen Kollegen bekommt, rennt er mit Power an Gegnern vorbei oder durch sie durch und ist kaum zu stoppen. Es ist seine zweite Saison und sein Breakout-Jahr. Im Vorjahr deutete er an, was geht, in diesem Jahr bestätigte er dann die positiven Eindrücke und stieg zum Star auf. In einer Saison, in der es nicht viel positives zu berichten gibt in der Wüste, geht er als einsamer Stern am Horizont hervor und könnte das neue Gesicht der Franchise werden - auf Jahre hinweg.
Das SPOX-Power-Ranking im Dezember: The Return of the Raiders?
Adrian Franke (SPOX): Johnson muss in dieser Diskussion erwähnt werden, und hättest du es nicht getan, Blumi, dann hätte ich es gemacht. In meinen Augen gibt es wenige Spieler, die in dieser Saison auf diesem Level gespielt haben. Arizonas Passing Game ist brutal abgestürzt, Teams können sich weitestgehend auf Johnson fokussieren - trotzdem macht er Woche für Woche seine 100+ Yards, und die Art und Weise, wie er sich trotz seiner Größe bewegt, ist schlicht beeindruckend, seine Jump-Cuts sind spektakulär! Aber ein Spieler überragt Johnson noch in puncto Beweglichkeit und Geduld hinter der Line of Scrimmage - meine Wahl fällt auf Le'Veon Bell! Der Running Back der Steelers steht bei unfassbaren 161,6 Scrimmage-Yards PRO SPIEL! Klar, da ist dann auch so etwas wie dieses absurde Bills-Spiel am Sonntag (42 Touches, 298 Yards) dabei, aber Bell hatte in dieser Saison in der Hälfte seiner Spiele mindestens 5,2 Yards pro Run und vier Mal über 9 Yards pro Catch. Dem 24-Jährigen zuzuschauen macht als Football-Fan einfach nur Spaß, Bell könnte der X-Faktor in den AFC-Playoffs werden!
Maximilian Länge (German Sea Hawkers e.V.): Rein von den Zahlen her ist es schwer, Ezekiel Elliott und Dak Prescott außen vor zu lassen. Doch ohne ihre - zweifelsohne "most valuable"- O-Line würden beide Spieler jetzt nicht in der MVP-Debatte gehandelt werden. Derek Carr ist ein aufstrebender Quarterback in einer wunderbar funktionierenden Offense, die seine Fehler ausbügelt. Matt Ryan ist die etwas ältere Carr-Version. Und Tom Brady fehlt zwar sein Top-Receiver Gronkowski, ihm fehlen aber eben auch vier Spiele. Der beste Spieler ist für mich der, der sein Team in schwierigen Situationen am besten unterstützt. Mich hat von diesem Standpunkt her 2016 ein Spieler besonders beeindruckt: Lions-Quarterback Matthew Stafford. Weil ihm nach dem Karriereende von Calvin Johnson der herausragende Mitspieler fehlte und er dennoch Stand heute Detroit zu einem Record von 9-4 geführt hat. Weil er unter dem neuen Offensive Coordinator Jim Bob Cooter sein Spiel umgestellt hat, bessere Entscheidungen trifft und seine Beine klug einsetzt. Und weil sensationelle acht seiner neun Siege Comebacks im 4. Quarter waren. Zur Berücksichtigung in der MVP-Diskussion fehlt dann auch nur noch die Playoff-Teilnahme.
Adrian Franke (SPOX): Da muss ich doch nochmal kurz einhaken: Wenn es die Lions in die Playoffs schaffen, würde meine MVP-Stimme innerhalb von handgestoppten 0,7 Sekunden an Matt Stafford gehen...
Stefan Petri (SPOX): Na, aber es geht hier ja explizit nicht um den MVP! Deshalb ist meine persönliche Definition folgende: Welcher Spieler hat seinen Job am besten gemacht? Und das ist für mich Ravens-Kicker Justin Tucker. Der macht in dieser Saison nämlich bisher einen buchstäblich perfekten Job. Gegen die Patriots ist seine Serie nach 35 Treffern in Folge gerissen, aber gegen den Block war er machtlos. Ansonsten fehlerlos bei Field Goals und PATs, und: 9/9 bei Field Goals über 50 Yards - es sind also nicht nur ein paar geschenkte, kurze Kicks. Der NFL-Rekord steht bei zehn solcher Treffer in einer Saison, gut möglich, dass er diesen noch knackt. Läuft der passionierte Opernsänger (!) an, sind das quasi automatische Punkte. Glücklicherweise haben wir die Zeiten hinter uns, in denen Kicker MVP werden konnten. Aber niemand macht seine Sache 2016 besser als Tucker.