Oakland Raiders
Neuer Head Coach: Jon Gruden
Bisherige NFL-Erfahrung: Offensive Assistant (1990/49ers), Offensive Assistant (1992/Packers), Wide-Receiver-Coach (1993-1994/Packers), Offensive Coordinator (1995-1997/Eagles), Head Coach (1998-2001/Raiders), Head Coach (2002-2008/Buccaneers).
Wichtigste Baustelle: Die Offense. Kein neuer Head Coach kommt mit auch nur ansatzweise der Aura daher, wie sie Gruden mit nach Oakland bringt. Nicht umsonst gaben die Raiders ihm prompt einen Zehnjahresvertrag über 100 Millionen Dollar, um ihn aus der ESPN-Kommentatoren-Kabine loszueisen.
Es ist einerseits ohne Frage ein durch Prestige und persönliche Wünsche entstandenes Engagement - Raiders-Eigentümer Mark Davis wollte Gruden schon seit Jahren holen, und letztlich weiß zu diesem Zeitpunkt niemand, welche Art Coach Gruden sein wird und wie sein Auftreten beim Team ankommt. Andererseits ist es auch ein enormes Investment und Risiko für ein Team, das vor dem bevorstehenden Umzug nach Las Vegas sportlich so stabil wie möglich auftreten sollte.
Und so muss Gruden jetzt zeigen, dass er noch immer eine Offense besser machen kann, und dass ihm die Zeit als TV-Experte mit dem Blick aus der Vogelperspektive auf offensive sowie defensive Trends möglicherweise sogar geholfen hat. Denn die Raiders waren in der vergangenen Saison insbesondere offensiv eine massive Enttäuschung, während sich die Defense nach dem Coordinator-Tausch in Week 12 immerhin einigermaßen stabilisierte.
Personelles Fragezeichen: Derek Carr und Amari Cooper. Die Quarterback-Head-Coach-Dynamik wird in Oakland ganz besonders im Fokus stehen: Beide haben lange, hoch dotierte Verträge, beide sollen die Säulen der Raiders auf Jahre hin sein. "Er hat einen tollen Arm. Er ist athletisch. Er ist ein natürlicher Anführer. Er ist jung und in seiner Prime. Ich denke, er hat noch viel Luft nach oben", schwärmte Gruden bereits öffentlich von seinem Quarterback.
Das mag alles so stimmen, korrekt ist aber auch: Auf dem Platz hat man das in der vergangenen Saison viel zu selten gesehen. Da sah man viel eher einen Quarterback, der den Ball konstant schnellstmöglich los werden wollte (im Schnitt nach 2,4 Sekunden, der schnellste Wert aller Quarterbacks) und dann riesige Probleme hatte, sobald ein Gegner das Kurzpassspiel eliminierte.
Carr agierte mitunter desolat gegen Pressure und konnte kaum einmal ein Downfield-Game aufziehen. Hier muss Gruden ansetzen und verhindern, dass Carrs Probleme in der Pocket schlimmer werden. Quarterbacks, die eine Angst vor dem Pass-Rush entwickeln, gelingt es selten, die wieder vollständig los zu werden.
Allerdings kann man diese Debatte auch nicht losgelöst von Carrs Receiving-Corps betrachten. Das nämlich hatte durch die Bank weg eine desolate Saison und insbesondere bei Amari Cooper, der dieses Team ebenfalls noch langfristig prägen soll, sind die Drops längst ein Problem, über das man nicht mehr hinwegschauen kann. Die Offensive Line ist noch immer überdurchschnittlich, jetzt liegt es an Gruden, Carr und der gesamten Offense, die in der Theorie vorhandenen PS auch auf die Straße zu bringen.
Coordinators: Greg Olson (Offense), Paul Guenther (Defense). Vor dem Hintergrund der Carr-Personalie ist Olson zunächst einmal keine allzu große Überraschung. Der 54-Jährige nämlich war nicht nur bereits Carrs Offensive Coordinator in dessen Rookie-Saison - er hat sich primär durch seine Arbeit mit Quarterbacks hochgearbeitet: In dieser Funktion arbeitete er im College (Idaho/1994-1996 und Purdue/1997-2000) sowie in der NFL (49ers/2001, Bears/2003, Lions/2004-2005 und 2017 bei den Rams).
Als Offensive Coordinator, zuletzt unter anderem in Oakland und in Jacksonville, hat Olson primär einen Ruf: Er steht nicht für ein spezifisches Scheme oder eine spezifische Offense-Richtung, stattdessen liegt sein Fokus darauf, die Offense möglichst individuell an die Stärken seiner jeweiligen Spieler anzupassen. So ließ er bereits horizontale genau wie vertikale Offenses spielen, arbeitete mit einem mobilen Quarterback wie Terrelle Pryor oder auch Pocket-Passern mit einem starken Arm wie Josh Freeman oder Blake Bortles.
Guenther ist da anders geprägt. Der 46-Jährige arbeitete von 2005 bis 2017 bei den Cincinnati Bengals, erst als Assistant Coach und seit 2014 als Defensive Coordinator. Gelernt hat er dabei unter anderem von dem heutigen Vikings-Head-Coach Mike Zimmer, was Raiders-Fans etwa beim Double-A-Gap-Blitz wiedererkennen dürften.
Ansonsten bevorzugt es Guenther, mit dem 4-Men-Rush Druck zu machen, und die Line dabei einer strikten Rotation zu unterziehen. Mit Khalil Mack, Mario Edwards, Bruce Irvin und Eddie Vanderdoes hat er hier einige Bausteine, mit denen man arbeiten kann. Eine große Frage in Oakland wird aber sein: Wie kann man das Cornerback- und das Linebacker-Corps verbessern?