NFL

NFL Third and Long Week 5 Recap - Wilson/Mahomes/McCaffrey: Wer führt im MVP-Rennen?

SPOX-Redakteur Adrian Franke blickt in seiner wöchentlichen Kolumne zurück auf Week 5.
© getty
Cookie-Einstellungen

Ihr wollt Fragen an die SPOX-NFL-Kolumne stellen? Das geht direkt hier an den Autor!

Gruden, Raiders, Texans, Falcons, Top-Pick - eure Fragen

CTG: Könnte Grudens Plan tatsächlich aufgehen und die Raiders spielen pünktlich zum Umzug nach Vegas um die Playoffs (oder mehr) mit?

Ich hatte die Raiders zuletzt schon als eine der Positiv-Überraschungen des ersten Saisonviertels bezeichnet, und daran hat sich natürlich mit dem Sieg gegen die Bears nichts geändert. Vielleicht am bemerkenswertesten finde ich, dass Gruden es geschafft hat, ohne spektakuläre Waffen und mit einem Quarterback, dessen Stil in der NFL bestens bekannt ist, dennoch ein effizientes Kurzpassspiel aufzuziehen.

Gegen die Bears hatten die Raiders ganz direkt einen festen Plan gegen Khalil Mack. Rollouts weg von ihm, Trap-Runs gegen ihn, permanente Double-Teams - und dann dennoch ein schneller Release für Carr. So eliminiert man einen Elite-Pass-Rusher, und genau das ist Oakland am Sonntag gelungen.

Wohin führt der Weg jetzt? Die Entwicklung des Teams und auch von Spielern wie etwa Darren Waller oder Josh Jacobs muss Raiders-Fans Mut machen. Und sicher, wenn man den aktuellen Saisonverlauf sieht, könnte Oakland mit einer weiteren guten Offseason 2020 ein Wildcard-Anwärter werden. Grudens Saison bisher jedenfalls ist vielversprechend.

Die faszinierendste Personalie ist natürlich der Quarterback. Derek Carr spielt bislang eine gute Saison, trotzdem wird er immer mit Limitierungen kommen. Es ist das "Andy Dalton"-Phänomen: Wenn die Umstände gut sind, wird Carr gute Leistungen abliefern. Aber er ist für mich nach wie vor nicht der Quarterback, um den ich langfristig ein Team aufbauen will, einfach deshalb, weil mit ihm immer ein Deckel auf dem Potenzial eines Teams sein wird. Insofern würde es mich, gerade bei QB-Fanatiker Gruden, wundern, wenn die Raiders in Las Vegas diese Position nicht zeitnah adressieren.

Leif: Bekommen die Dolphins Konkurrenz für den Nummer-1-Draft-Pick, beispielsweise durch die Bengals oder die Redskins?

Die Dolphins haben nach wie vor das schlechteste Team der Liga, daran besteht für mich kein Zweifel.

Aber wir reden hier von der NFL, in der selbst für so ein schlechtes Team wie Miami in einzelnen Spielen Kleinigkeiten über Sieg und Niederlage entscheiden werden. Beispielsweise in den beiden Duellen mit den Jets - oder ganz konkret in den direkten Spielen gegen Washington nächste Woche, die nach der Gruden-Entlassung eine komplette Wundertüte sind (an dieser Stelle ein größeres Yikes!), sowie gegen Cincinnati in Woche 16.

Und selbst von den Dolphins haben wir es jetzt mehrfach jeweils über zumindest eine Halbzeit - sowohl in Dallas als auch gegen die Chargers - gesehen, dass Miami dann ein Spiel eben doch eng halten, dass die Offense doch einige gute Drives hinlegen und dass die Defense über ihren individuellen Möglichkeiten spielen kann.

Insofern: So schlecht Miami gerade in den ersten Spielen aussah und so deutlich letztlich auch gegen Dallas und die Chargers verloren wurde - der Nummer-1-Pick ist noch weit davon entfernt, sicher in South Beach eingetütet zu sein. Auch wenn Miami auf dem Papier in jedem Spiel der Underdog sein sollte.

Chris Hook: Wie erklärst du dir die teils krassen Schwankungen bei den Leistungen der Texans? Nur der Qualität der Gegner geschuldet?

Ich hatte es im Podcast irgendwann zuletzt gesagt: Bei einem anderen NFL-Analysten habe ich mal den Spruch aufgeschnappt, dass eine Offense früher oder später immer die Identität ihres Quarterbacks annimmt. Das macht natürlich Sinn, da die Spielweise des Quarterbacks die Offense einfach prägt; ist der Quarterback risikoscheu und auf Sicherheit bedacht, wird es viele kurze und wenige Risiko-Pässe geben. Ist er ein Gunslinger, eher das Gegenteil. Und so weiter.

Bei Watson bedeutet das eben Phasen, Momente und manchmal, wie diese Woche, ganze Spiele, in denen wir von allerhöchstem Quarterback-Level sprechen. Aber deutlich häufiger und extremer als etwa bei einem Patrick Mahomes oder Russell Wilson geht es auch in die ganz andere Richtung - für Phasen, für einzelne Momente und manchmal auch für ein ganzes Spiel.

Bei Watson bedeutet das, dass er den Ball zu lange hält und so Sacks anzieht, was ein absoluter Drive-Killer auch für diese Offense sein kann. Und auch, dass er Risiko-Pässe wirft, die ein Spiel auf den Kopf stellen können. Kombiniert man das mit einer nach wie vor inkonstanten Offensive Line und einer sehr wackligen Secondary, bekommt man schnell das Rezept für genau diese Schwankungen.

Sven: Sollten die Falcons jetzt den Coach wechseln, oder leiden und erst am Black Monday reagieren?

Solange sie keinen konkreten Nachfolger in der Hinterhand haben, würde ich vorerst mit Quinn weitermachen. Einen neuen Coach im Laufe der Saison suchen - sofern das der Plan ist, Teambesitzer Arthur Blank stärkte Quinn nach dem Texans-Spiel ja nochmals öffentlich den Rücken - kann man immer noch, aber ohne eine direkte Alternative hätte Atlanta zunächst einmal nicht viel davon, jetzt die Reißleine zu ziehen.

Dass Quinn mehr und mehr untragbar ist, steht für mich aber auch immer weniger außer Frage. Er hat es nach wie vor nicht ansatzweise geschafft, diese Defense zu stabilisieren - im Gegenteil. Die Verpflichtung von Dirk Koetter wird ihm auch nicht den Job retten, und gegen die Texans hatte er auch einen krassen In-Game-Fehler.

Als die Falcons knapp vier Minuten vor dem Ende bis auf acht Punkte (32:40) ran gekommen waren, kickte Atlanta den Ball tief - und Wile fing den Ball an der 7-Yard-Line, wo er ins Seitenaus trat. Die Refs entschieden, dass der Kick ins Seitenaus geflogen war, womit Houston den Ball an der 40-Yard-Line erhielt.

Ein klarer Fehler, da Wile den Ball im Feld berührte und danach über die Linie trat. Das reicht in dem Fall. Es hätte Texans-Ballbesitz an der 7-Yard-Line sein müssen; es wäre nur ein illegaler Kick ins Aus gewesen, wenn Wile den Ball gefangen hätte, während er mindestens mit einem Fuß im Seitenaus gestanden hätte. Hier haben Quinn und sein Trainerstab komplett versagt und Houston 33 Yards geschenkt, die Texans schafften zwei Third Downs und machten mit dem nächsten Touchdown den Deckel drauf.

Dennis Sk: Ist die Vielzahl an Turnovern von Lamar Jackson in den letzten Spielen gegen die Browns und Steelers besorgniserregend? In den ersten drei Spielen ist Jackson ohne Interception geblieben ...

Da die Ravens ja bereits letzte Woche im Mailbag ein Thema waren, etwas kürzer und auf Jackson konzentriert. Ich hatte letzte Woche schon auf meine Pre-Draft-Evaluierung zu Jackson hingewiesen, und den Bogen vom Frühjahr 2018 zu der aktuellen Ravens-Situation mit der Kernfrage geschlagen: Ist Lamar Jackson wirklich ein konstanter Passer geworden?

Ich denke, hier können wir nach fünf Spielen relativ klar sagen, dass die Antwort aktuell noch Nein lautet. Vielleicht ändert sich das noch, vielleicht ändert sich das niemals. Aber schon das Chiefs-Spiel hätte für Jackson in puncto Total Stats viel übler aussehen müssen, und gegen die Steelers resultierten jetzt auch die Turnover aus einigen dieser Pässe.

Es würde mich vor diesem Hintergrund nicht wundern, wenn die Offense Jackson wieder vermehrt als Runner einsetzen würde. 14 Runs hatte Jackson gegen Pittsburgh, es war nach dem Cardinals-Spiel in Woche 2 (16 Runs) sein Spitzenwert für diese Saison. Es sind auch die einzigen beiden Spiele bisher dieses Jahr mit zweistelliger Run-Zahl für Jackson.

Was Jackson als Runner angeht, ist mein Gefühl, dass wir nach wie vor nicht die volle Vielfalt der Ravens-Offense gesehen haben. So wie er als Passer aktuell spielt - und ich sage ganz ausdrücklich nicht "schlecht", sondern "inkonstant -, würde es mich nicht wundern, wenn die Game Plans der Ravens in den nächsten Wochen etwas anders aussehen.

Steven Diehl: Wie lange ist Gruden noch tragbar? 0-5 in seiner sechsten Saison.

Die Frage kam natürlich vor Montagmorgen, aber um das Thema aufzugreifen, habe ich sie drin gelassen.

Gruden ist raus in Washington. Dass das früher oder später passieren würde, stand außer Frage. Alles, was in Washington gerade durchsickert - insbesondere erneut Berichte, wonach Gruden Dwayne Haskins nicht wollte und dieser Pick vom Teambesitzer durchgedrückt wurde - zeichnen das Bild einer kaputten Beziehung. Sollten diese Gerüchte stimmen, wäre es ohnehin ein kompletter Wahnsinn, in dieser völlig aussichtslosen Konstellation in die Saison zu gehen. Und doch passt es, leider, irgendwo zu dem, was wir von den Redskins inzwischen gewohnt sind.

Auch der Zeitpunkt ist vielsagend. Niemand hat erwartet, dass Gruden mit Colt McCoy die Patriots schlägt, und Washington war ja dank seiner Defense sogar eine ganze Weile in diesem Spiel. Diese Trennung war längst beschlossene Sache.

Wie geht es jetzt weiter? Washington muss herausfinden, was man in einigen Personalien hat. Dazu gehört Haskins, dazu gehört auch jemand wie Kevin O'Connell, der jetzt die offensiven Play-Caller-Pflichten übernehmen sollte. Diese Evaluierungen sind der einzig wirklich relevante Part für die ausstehende Redskins-Saison.

Washington, das seit Jahren in puncto Team-Führung und Team-Zusammenstellung Fragezeichen aufwirft, steht vor einer absolut kritischen Offseason. Je nachdem, welchen Weg man wählt, könnte das auch ein Szenario sein, in dem alles über den Haufen geworfen wird.

Geschäftsführer Bruce Allen sollte eigentlich der nächste sein, der jetzt gehen muss. Washington wirkt seit zu langer Zeit wie ein Team, dem eine klare Richtung fehlt und das nicht die richtigen Personen in den wichtigsten Positionen hat.

Inhalt:
Artikel und Videos zum Thema