Big Board: Die Plätze 49 bis 40
49. Jordan Love, QB, Utah State
Wenn man Verletzungen ausklammert, ist Love der wohl größte Boom-or-Bust-Pick dieser Klasse. Loves Highlight-Plays lassen einen denken, dass man den nächsten Elite-Quarterback gefunden hat: Ein spektakulär schneller Release, ein fantastischer Arm, der Bälle aus jedem Winkel und von jeder Plattform anbringen kann, Athletik - das ist alles da. Doch die schlechten Stats letztes Jahr (20 TDs, 17 INTs) waren nicht einfach nur dem Umbruch bei Utah State geschuldet, oder eben den Plays, bei denen Love zu viel wollte, wie er selbst bei der Combine zugab. Klebt regelmäßig am ersten Read, übersieht Verteidiger komplett, Accuracy ist inkonstant, Entscheidungen und Reads dauern viel zu lange. Im Moment ein Projekt und mehr ein Athlet auf der Quarterback-Position.
48. Akeem Davis-Gaither, LB, Appalachian State
Die Athletik bei Davis-Gaither ist überdeutlich. Der Linebacker bewegt sich wahnsinnig gut auf engem Raum, hat aber auch Speed, Reichweite und spielt mit Antizipation, um Lücken und Pass-Fenster zu schließen. Davis-Gaither ist ein moderner Linebacker aus dem Bilderbuch, weil er in Coverage extrem gut aussah, problemlos jede Bewegung von Running Backs in der Route mitgehen konnte und auch als Blitzer glänzte. Selbst als Edge-Rusher kam er in der Rolle um Tackles herum. Deckte auch Tight Ends und zum Teil sogar Receiver im Slot. Davis-Gaither ist klein und sein Tackling in der Folge inkonstant, er hat nicht die Power, die man von einem Inside Linebacker in der NFL erwarten würde und bleibt auch häufiger an Blocks hängen. Aber seine Rolle gegen den Pass alleine macht ihn sehr spannend.
47. Michael Pittman, WR, USC
Wenn man Pittman mit einem Wort beschreiben müsste, dann wäre es wohl "Raumdeuter". Versteht einfach wahnsinnig gut, wo sich in der Coverage lücken auftun, arbeitet andauernd, um frei zu sein und hat dann extrem verlässliche Hände. Super Waffe im Kurzpassspiel, ein physischer Receiver am Catch Point mit sehr großem Catch-Radius über die MItte des Feldes. Pittman ist weder sonderlich explosiv, noch sonderlich agil. Press Coverage bereitet ihm teilweise Probleme, er läuft auch keine sonderlich scharfen Routes. Kann eine X-Rolle ähnlich wie ein Alshon Jeffery einnehmen, sein idealer Platz in der NFL könnte aber als Big Slot Receiver sein.
46. Tyler Johnson, WR, Minnesota
Johnson wurde erst im College vom High-School-Quarterback und -Defensive-Back zum Receiver umgeschult - dafür ist er schon eindrucksvoll weit. Ein toller Route-Runner mit schnellen Füßen, super fließenden Bewegungen, hat einfach ein sehr gutes Gefühl dafür, wann er einen Cut setzen soll. Johnson arbeitet konstant mit kleinen, schnellen Körpertäuschungen und kreiert so schlicht regelmäßig Separation. Das sieht man auch in der Red Zone, wo er letztes Jahr mehr Bälle gefangen hat als jeder andere College Wide Receiver (19). Johnson gewinnt nicht mit Speed, er gewinnt nicht mit Explosivität, und das gibt ihm gewisse Limitierungen. Aber gerade im Kurzpassspiel sollte er in der NFL schnell eine Rolle finden.
45. Laviska Shenault, WR, Colorado
Das Schweizer Taschenmesser unter den Receivern. Spielt Outside, im Slot, als Running Back, als Returner und sogar als Wildcat-Quarterback. Lief Routes aus dem Backfield und bringt enorme Qualitäten nach dem Catch mit. Hat auch regelmäßig Downfield gewonnen, Shenault ist ein extrem physischer Spieler mit guten Händen. Aber: Alles was mit Route-Running zu tun hat ist wahnsinnig roh, das gilt auch für seinen Release. Kreiert somit wenig Separation und viele Plays waren direkt darauf ausgelegt, dass er den Ball frei fangen und dann in den Raum arbeiten kann. Shenault braucht schlicht eine sehr spezifische Rolle und einen kreativen Offensive Coordinator, das ist kein Receiver, der einfach in jeder Offense als Nummer 2 oder Nummer 3 funktioniert. Ein gewisses Boom-or-Bust-Potenzial ist hier auf jeden Fall dabei, womöglich wird Shenault nur eine Art Gadget-Spieler.
44. Jake Fromm, QB, Georgia
Sehr hohe, sichere Base-Line. Fromm ist ein klassischer Pocket-Passer, der Coverages erkennt, das Feld liest und den Ball mit Antizipation verteilt. Touch im vertikalen Passspiel ist sichtbar, Dropback und Wurf sind meist eine fließende Bewegung und der Release ist relativ kompakt. Seine Augen bleiben auch gegen Pressure Downfield. Doch Fromm hat zweifellos Limitierungen, beginnend mit der Armstärke. Hier hatte er mehr als nur ein paar Wackler auf Tape, umso verwunderlicher war es, dass er dennoch zu häufig Bälle in Fenster erzwingen wollte, die gar nicht da sind. Sein Pocket-Verhalten ist auch noch zu inkonstant. Fromm muss in eine Offense, in der er den Ball primär im Kurzpassspiel schnell und präzise verteilen kann.
43. Zack Baun, Edge/LB, Wisconsin
Ein gefährlicher Pass-Rusher, das sei zunächst gesagt. Baun ist ein explosiver Spieler mit sehr guten Bewegungen auf engem Raum, Richtungswechsel kommen problemlos und so navigiert er sich auffallend häufig schnell durch die Offensive Line oder auch um einen Tackle herum. Sehr gut auch in Coverage, PFF listet ihn über die vergangenen beiden Jahre bei 195 Coverage-Snaps - und nur 112 zugelassenen Yards. Bei Baun wird die Rolle in der NFL interessant sein: Er könnte eine Art Edge-Linebacker-Hybrid vom Stil wie Kyle Van Noy werden, um in der NFL als Edge-Verteidiger zu bestehen, muss er aber noch deutlich mehr Power aufbauen. Blieb häufig an Tackles komplett hängen.
42. Kenneth Murray, LB, Oklahoma
Wenn Murray in einer geraden Linie verteidigen darf, hat er eine absolut spektakuläre Explosivität. Die Combine-Tests bestätigten hier das Tape, Murray hat durch seinen Speed eine enorme Reichweite und nimmt auch im Play nach einem Richtungswechsel sehr schnell wieder Geschwindigkeit auf. Ein gefährlicher Blitzer und ein sehr produktiver Downhill-Run-Stopper. Das größte Fragezeichen betrifft seine Reads. Reagiert häufiger mal einen Schritt zu langsam, klebt mit seinen Augen zu lange im Backfield, fällt auf Fakes rein. Ist auch nicht der agilste Spieler und seine Coverage-Qualitäten sind durch den Speed in Ordnung, aber auch nicht mehr. Murray muss in eine Defense, in der er nicht viel lesen muss sondern mit seiner Athletik attackieren darf.
41. D'Andre Swift, RB, Georgia
Der klare Nummer-1-Back auf meinem Board. Swift kann blitzartig in den zweiten Gang beschleunigen, er ist explosiv, extrem agil und kombiniert das mit meist guten Reads. Die Richtungswechsel auch im vollen Lauf sind mühelos, dazu zeigt er als Receiver extrem gute Hände, findet den Ball auch Downfield. Lässt Gegenspieler mit seinen schnellen Füßen und schnellen Bewegungen regelmäßig komplett ins Leere laufen. Er ist kein Power-Runner und mit seinem teilweise eher aufrechten Laufstil wurde er bisweilen von Verteidigern komplett zerlegt. Aber hier ist echtes Potenzial für einen 3-Down-Back.
40. K.J. Hamler, SWR, Penn State
Wahrscheinlich der "aufregendste" Slot-Receiver dieser Klasse. Hamlers Tape ist schlicht spektakulär: Hamler explodiert vom Snap weg, kann jederzeit in der Route plötzlich aufs Tempo drücken - und dann ist er weg. Setzt irre scharfe Cuts, aus dem Slot heraus gegen Off-Coverage unfassbar schwer zu verteidigen und für die Defense gibt es dann häufig gar keinen Zugriff. Hat aber auch vertikal gewonnen (elf Catches bei Pässen mindestens 20 Yards Downfield), spielt einfach giftig und mit Feuer. Warum also nicht noch höher? Hamler hat offensichtliche physische Limitierungen: Er ist sehr klein, er hat kaum Power - physische Cornerbacks können ihn dominieren und blocken wird er auch eher selten. Dazu noch deutlich zu viele Drops, Hamler ist primär ein "Body-Catcher", will den Ball also nahe am Körper fangen statt mit ausgestreckten Armen. Ein reiner Slot-Receiver in der NFL.