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Top 5: Die wichtigsten Erkenntnisse aus Woche 5 in der NFL

SPOX-Redakteur Adrian Franke blickt zurück auf Woche 5 in der NFL.
© getty
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4. Ist die 49ers-Defense die moderne Blaupause?

Ich hatte es im Power Ranking der vergangenen Woche geschrieben: Dieser Niners-Defense zuzuschauen macht einfach Spaß.

Sechs Sacks, neun QB-Hits und sieben Tackles for Loss legte San Francisco gegen eine zugegebenermaßen komplett überforderte Panthers-Offense auf, doch ist das hier nicht der entscheidende Punkt: San Francisco ist neben Dallas eines der wenigen Teams, das defensiv so dominant ist, dass es die eigene Offense mittragen kann.

Das fängt mit dem Pass-Rush an. Nick Bosa - der gegen die Panthers mit einer Leistenverletzung raus musste - ging in diesen fünften Spieltag mit 30 Quarterback-Pressures - einzig Micah Parsons (22) hatte ansonsten unter Edge-Rushern mehr als 20. Mit Samson Ebukam (14) und Charles Omenihu (13) rangieren zwei weitere Niners-Edge-Rusher in der Top 30.

Am meisten hat mich im Spiel gegen die Rams die Flexibilität beeindruckt, die San Francisco in diesem Spiel an den Tag gelegt hat. Die Niners sind an sich eine 4-Man-Rush-Defense, die primär mit 2-Deep-Shells agiert und ihre tiefe Rotation in der Defensive Line nutzt, um ohne Blitzing zum Quarterback zu kommen.

Gegen die Rams blitzten die Niners Stafford dann bei fast einem Drittel seiner Dropbacks, vier der sieben (!) Sacks in jenem Spiel kamen mit fünf oder mehr Pass-Rushern. Gegen Denver (Blitz-Quote von 22,5 Prozent), Seattle (12,5 Prozent) und Chicago (26,1 Prozent/6 Blitze insgesamt) hatten die Niners es weitestgehend merklich anders gespielt.

San Franciscos Defense ist anpassungsfähig, die Defense aber hat einige Säulen, auf denen sie steht:

  • Die individuelle Qualität sowie die Tiefe in der Defensive Line sind auf höchstem NFL-Level. Das ist eine exzellent gecoachte Gruppe, deren Flexibilität jede Menge Stunts erlaubt, sodass DeMeco Ryans hier noch mehr als die Summe der Einzelteile herausholen kann
  • San Francisco hat den für mich besten Off-Ball-Linebacker in der NFL, in Person von Fred Warner. Warner ist herausragend darin, in Zone Coverage extrem viel Raum abzudecken. Und mehr noch, mit Dre Greenlaw (und Azeez Al-Shaair, wenn er wieder fit ist), daneben, haben die Niners gute Argumente für das beste Linebacker-Trio in der NFL
  • Allein diese Kombination - ein dominanter 4-Man-Rush sowie ein explosives, spielintelligentes Linebacker-Corps, das große Räume abdeckt, gibt der Defense einen hohen Floor. Es erlaubt San Francisco, viel mit zwei tiefen Safeties zu agieren, ohne dabei bei Early Down zu verlieren. Das bringt gegnerische Offenses in lange Down-und-Distance-Situationen, generell müssen Teams gegen die Niners überdurchschnittlich häufig über Third Down gehen.
  • Gleichzeitig aber spielt die Secondary aber auch deutlich besser als im Vorjahr. Die Verpflichtung von Charvarius Ward sieht bisher wie ein Volltreffer aus, Talanoa Hufangas antizipierende Spielweise hat schon zu mehreren Big Plays geführt, die Ausfälle von Jimmie Ward und Jason Verrett sind bisher kaum ins Gewicht gefallen.

49ers-Defense ist äußerst unterhaltsam

San Francisco kombiniert eine aggressive, physische und schnelle Front Four mit Reichweite, Spielintelligenz und Explosivität auf dem zweiten und dritten Level, und das macht es unheimlich schwer, gegen diese Defense den Ball zu bewegen - und es macht es sehr unterhaltsam, dieser Unit zuzuschauen.

Ich denke nicht, dass es die eine Blaupause gibt, wie man eine Defense in der NFL aktuell aufbauen sollte. Aber ich denke schon, dass vier der sechs, sieben besten Defenses in der bisherigen Saison - San Francisco, Buffalo, Jacksonville und Dallas - ihre Flexibilität und ihre Dominanz über einen dominanten 4-Man-Rush bekommen.

Und das ist eine Beobachtung, die sich für mich durch die letzten Jahre zieht. Ich denke, dass analog zu der Art und Weise, wie sich Offenses entwickelt haben, die Art und Weise, wie der Pass-Rush derzeit Offenses eindimensional machen kann, Defenses den bestmöglichen Zugriff auf gegnerische Offenses gibt.

Ja, eine Elite-Secondary gibt mehr Flexibilität dahingehend, was man im Blitzing machen kann, wie viele Ressourcen man in die Run-Defense stecken kann, unter anderem. Und es gibt bestimmte Situationen, in denen es wichtig ist, in Man Coverage bestehen zu können; die Eagles sind ein gutes Beispiel dafür, im Vergleich von der letzten zu dieser Saison.

San Francisco: Ist DeMeco Ryans bald weg?

Aber wenn wir über die letzten eineinhalb bis zwei Jahre gesehen haben, wie Elite-Offenses vor ernsthafte Probleme gestellt wurden, dann war das kaum einmal gegen eine Defense, die mit einer Top-Secondary punktet und darauf aufbauend blitzt oder über Pass-Rush-Designs zum Quarterback kommt. Mit dem Anstieg von 2-High-Coverages wurde die Defensive Line noch stärker in den Mittelpunkt gerückt.

Auffällig ist, dass ein Team wie San Francisco dabei seine Defensive Linemen nicht abwartend, sondern attackierend agieren lässt - die Qualität der Linebacker und Safeties dahinter trägt maßgeblich dazu bei, dass das funktioniert. Wie gesagt, eine Blaupause gibt es nicht - aber was die Niners aktuell spielen, kommt meiner Vorstellung einer solchen Blaupause im Moment schon sehr nahe.

Das ist einer der Gründe dafür, dass Ryans vermutlich in der kommenden Offseason Head-Coaching-Angebote erhalten wird. In manchen Aspekten wirkt seine Defense auf mich wie die "bessere Version" der Fangio-/Staley-Defense, und die Leistungen dieser Unit sprechen für sich.

Es würde mich außerdem nicht wundern, wenn Ryans dann Defensive-Line-Coach Kris Kocurek, der einen nicht zu unterschätzenden Anteil am Erfolg dieser Unit hat, als seinen Defensive Coordinator mitnehmen würde. Will sagen: Aus Niners-Perspektive sollte man diese Defense genießen, so lange man sie hat.