Premier League
Von Frank Oschwald
Spieltag des Spieltags: Wäre die Premier League ein Mensch, hätte man sie nach dem Wochenende mit großer Wahrscheinlichkeit mit einer weißen Zwangsjacke abgeholt, in eine Gummizelle gesteckt und ihr mal klar vor Augen geführt, dass sie jetzt mal einen Fencheltee trinken und aufhören soll, so zu spinnen. Der Versuch, den ganzen Irrsinn des Wochenendes nur annähernd in die Blitzlichter zu packen, ist kläglich gescheitert. Selbst bei einer 12-teiligen Büchersaga hätte man gegen Ende vermutlich leichte Platzprobleme.
Dennoch ist es aus journalistischer Sicht nicht vertretbar, alles unter den Teppich zu kehren. Deshalb in ticker-ähnlicher Kurzform die Geschehnisse des Wochenendes: Southampton schießt Sunderland mit 8:0 (acht!) aus dem Stadion, Arsenal erzielte in der ersten Minute der Nachspielzeit gegen Hull den 2:2-Ausgleich, Sergio Agüero machte gegen Tottenham vier Hütten (und soll nun von Sunderland-Scouts unter Beobachtung stehen) und bei QPR gegen Liverpool hagelt es in den letzten Minuten Tore. So sah das dann von der Torreihenfolge aus: siebenundachtzigste Minute, neunzigste Minute, zweiundneunzigste Minute, fünfundneunzigste Minute. Dass es dabei zwei Eigentore und bei City gegen Tottenham vier Elfmeter gab, nimmt man da eigentlich schon mit einem Achselzucken hin. Jetzt komm' aber mal wieder runter, PL!
Schwalbe des Spieltags: Schiedsrichter sein kann manchmal ziemlich doof sein. Einmal sieht man ein Trikotzupfer im Strafraum nicht oder übersieht ein verstecktes Handspiel eines Verteidigers, ist das Geschrei groß. Dabei passiert es halt mal, dass man so eine verzwickte Szene nicht genau gesehen hat und eventuell missinterpretiert. So geschehen auch am Wochenende beim Spiel Bradford City gegen Sheffield United in der dritten englischen Liga. Dort kam es im Strafraum zu einem schwer zu interpretierenden Zweikampf mit Rory McArdle (als Verteidiger) und Stefan Scougall (als Angreifer) in den Hauptrollen.
Da Scougall den Ball im Strafraum abschirmte und den hinter ihm stehenden McArdle so den Weg versperrte, griff dieser um den Bauch des Angreifers, um ihn dann über das Knie auf den Boden zu wrestlen. Während bei dieser Szene beim Wrestling, Kickboxen und UFC wegen übertriebener Härte direkt der Schiedsrichter dazwischen gehen würde, blieb hier die Pfeife stumm. Nur ein lässiges Kopfschütteln hatte der Referee noch für den völlig verdutzten Scougall übrig. Aber: völlig zu recht. McArdle hatte nach seinem Special-Move ja schließlich vergessen, sich auf Scougall zu legen und ihn anzuzählen. Und die Schulterblätter waren auch nicht auf dem Boden.
Anything else? Was drei Pünktchen doch für wunderbare Dinge mit der Laune anstellen können. Ein Praxisbeispiel dafür lieferten am Wochenende die beiden Streithähne der letzten Wochen, Arsene Wenger und Jose Mourinho. Beide standen nach den jeweiligen Spielen den Journalisten Rede und Antwort. Im Emirates Stadium bekam BBC-Reporterin Jacqui Oatley die volle Breitseite des vor wenigen Wochen entdeckten Wenger-Rampage-Modus ab. Auf eine taktische Frage antwortete der Gute-Laune-Onkel a.D.: "Das habe ich nicht gesagt. Hören sie mir überhaupt zu?" Die Journalistin machte unbeeindruckt weiter und bohrte weiter in der wengerschen Remis-Wunde. Die Defensive sei ja nicht so dolle gewesen heute. "Sie waren doch heute beim Spiel, oder? Warum stellen Sie mir dann solche Fragen?", schnaubte Wenger zurück. Ganz anders Chelsea-Coach Jose Mourinho. Dieser enthüllte auf der Pressekonferenz nach dem Spiel gegen Crystal Palace sein neues Erfolgsrezept. Ein Journalist fragte den Portugiesen. "Sie haben letztes Jahr gegen Crystal Palace verloren und im Anschluss auf einen Zettel geschrieben, dass es ihrem Team an Eiern fehlte. Warum gab es diesmal einen Sieg?" Mourinho grinste und forderte in Mou-Englisch Block und Stift. Dort kritzelte der Portugiese dann die Lösung der Chelsea-Serie drauf und grinste wie ein Kind, dessen Pupskissen-Streich gerade voll aufgegangen ist: "Big Balls".
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