Die Angst geht um

Haruka Gruber
05. Februar 201507:21
SPOXgetty
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Basketball-Deutschland fiebert der Heim-EM 2015 entgegen und hofft für die Teilnahme der NBA-Stars Dirk Nowitzki, Dennis Schröder und Chris Kaman. Dabei könnte auch ohne das Trio der Ausscheidungskampf um einen der 12 Kader-Plätze so hart werden wie nie. Einige Leistungsträger der Vergangenheit wie Robin Benzing und Lucca Staiger müssen zittern. Wie würde Euer Kader aussehen? Stimmt jetzt ab!

Center

Zusage offen:Chris Kaman (32, Portland)

Ausdruck seiner noch immer vorhandenen Qualität: Nach Robin Lopez' Ausfall war Kaman bis zur Rückkehr seines Kollegen der Starting Center beim Team mit der viertbesten Bilanz der Western Conference. Wird entsprechend von allen gelobt, "The Oregonian" schreibt etwa: "Kaman - die perfekte Ergänzung." Mit 9,3 Punkten bei einer Wurfquote von 48,7 Prozent ist er statistisch sogar schlechter als in der unheilvollen Vorsaison bei den Lakers. Doch die 6,89 Rebounds (Anstieg von 5,9) deuten seine Wertigkeit für Portland an, weswegen Bundestrainer Chris Fleming in der "BIG" sagt: "Er spielt seine beste Saison seit Jahren." Kaman wird nie der Athletischste oder der Emsigste in der Defense sein, aber kraft seiner Masse, seines Shot-Blockings und den vielfältigen Offensivskills wäre er trotz seiner dann 33 Jahre eine Verstärkung bei der EM.

Sicher dabei: Tibor Pleiß (25, FC Barcelona)

Ob der Zurückhaltung der Oklahoma City Thunder, die seine NBA-Rechte halten, entschied sich Pleiß dazu, zumindest in Europa das Größtmögliche zu erreichen und wechselte nach Barcelona. Das Fazit nach der ersten Saisonhälfte liest sich zweideutig: Einerseits konnte er noch nicht endgültig überzeugen, so dass gleich 11 Spieler häufiger eingesetzt werden. Andererseits geht Pleiß nicht unter: Spielzeiten zwischen 10 und 20 Minuten sind bei einer derart tief besetzten Top-Mannschaft respektabel. Besonders im Dezember zeigte der Trend in der spanischen Liga vorsichtig nach oben: 10,2 Punkte und 5,8 Rebounds in 18 Minuten. Auch wenn er bei Barca mit Maciej Lampe nur um die erste Backup-Rolle für Ante Tomic kämpft: Bei der EM könnte Pleiß mit Kaman eines der besten Center-Duos des Turniers bilden.

VOTING Wie würde Euer EM-Kader aussehen?

Gute Chance: Tim Ohlbrecht (26, Ulm)

Nach Jahren der Missverständnisse hat sich Basketball-Deutschland mit Ohlbrecht versöhnt. Athletisch war das einstige Supertalent immer herausragend, seit der D-League-Exkursion spielt er zudem stabil und konstant wie nie. Unter allen deutschen BBL-Profis weist er den mit Abstand besten Effektivitätswert auf, in 21:37 Minuten gelingen ihm 13,4 Punkte bei überragenden Quoten (71,0 Prozent aus dem Feld, 45,5 Prozent Dreier), 6,4 Rebounds und 1,5 Blocks. Wenn das angespannte Verhältnis zum DBB nicht wäre: klarer Pick für die EM, falls Kaman absagt.

Ohlbrecht im Interview: "Dachte an einen schlechten Witz"

Geringe Chance: Maik Zirbes (25, Roter Stern Belgrad)

Radikale Entscheidung im Sommer: Völlig ungewöhnlich für einen deutschen Profi, wechselte Zirbes im Sommer von Bamberg nach Belgrad, um das knallharte serbische Basketball-Programm kennenzulernen und das von vielen an ihm kritisierte Phlegma abzulegen. Ein Experiment, worauf es zu achten lohnt. In der Euroleague nutzt er die knappen Spielzeiten (12:56 Minuten) als Vertreter von MVP-Kandidat Boban Marjanovic für 5,1 Punkte und 3,2 Rebounds - wobei ihm ausgerechnet gegen Alba die schwächste Leistung unterlief (lediglich je 1 Punkt und Rebound). In der ABA League, der Liga der besten Teams aus dem ehemaligen Jugoslawien, wird Zirbes mehr eingesetzt (18,4 Minuten) und nutzt dies für 9,3 Punkt (61,5 Prozent Wurfquote) und 4,5 Rebounds. Sollte Kaman nicht für die EM nominiert werden, könnte Zirbes wie Ohlbrecht davon profitieren.

Geringe Chance: Johannes Voigtmann (22, Frankfurt) SPOX

Hat sich fast unbemerkt zu einem der besten BBL-Center verbessert und ist hinter Ohlbrecht zweiteffektivster BBL-Deutscher überhaupt. Steigert sich in dieser Saison erneut bei den Punkten (jetzt 11,4), Quoten (60,5 Prozent), Rebounds (5,5) und Assists (2,3). Ist weniger ein Athlet als mehr ein klassischer Center, der Physis und Übersicht vereint. Und: Vielleicht der beste Passgeber unter den deutschen Big Men.

Keine Chance:

Bogdan Radosavljevic (21, Tübingen): Die EM würde zu früh kommen, aber ein Center der Zukunft. War bei den Bayern umstritten, in Tübingen hingegen mit teils auffälligen Leistungen, wobei ihm die Beständigkeit abgeht.

Andreas Seiferth (25, Artland): In den letzten Jahren zwar Teil des DBB-Teams, angesichts neuer oder wieder erstarkter Konkurrenz ohne Chance für die EM. Spielt bei den Dragons eine unscheinbare Saison (6,3 Punkte in 16:18 Minuten).

Yassin Idbihi (31, Bayern): Verlor in München an Bedeutung (nur noch 11:31 Minuten), wurde vom DBB ohnehin nie besonders gefördert.

Center: Ein Weltklasse-Duo

Power Forward: Dirk, das Beast und der Elegante

Small Forward: Solide als Kompliment

Shooting Guard: Die Three-and-D-Spezialisten

Point Guard: Schröder und die Backup-Frage

Fazit: Hart, härter, EM-Nominierung

Voting: Wie würde Euer EM-Kader aussehen?

Power Forward

Zusage offen:Dirk Nowitzki (36, Dallas)

Spielt so wenig wie seit der Rookie-Saison nicht mehr (29,7 Minuten), die primäre Scoring-Verantwortung ging auf Monta Ellis über und mit Rajon Rondo kam ein weiterer Superstar - und doch bleibt Nowitzki das Zentralgestirn der Mavs. Was bedeutet: Sollte Dallas ein weiter Playoff-Run gelingen und Nowitzki sich erschöpft fühlen, würde die Chance auf eine EM-Zusage massiv sinken. Ein ähnlicher Fehler wie bei der EM 2011, als sich Nowitzki die zehrende Meisterschaft ignorierend bereiterklärt hatte, wird sich nicht wiederholen.

Nowitzki im Interview: "Dennis kann zum Starter werden"

Sicher dabei: Daniel Theis (22, Bamberg)

Außerhalb des Courts ein Ausbund an Freundlichkeit, auf dem Court ein Derwisch mit einem Höchstmaß an Eifer, Entschlossenheit und Hingabe. "Er bringt Energie, die wir sonst nicht haben", sagt Bundestrainer Fleming. Dieser "Beast-Modus" gepaart mit Athletik auf NBA-Niveau macht aus Theis ein Unikum im DBB-Kader. Erfüllt nach seinem Wechsel von Ulm nach Bamberg mühelos die gestiegenen Erwartungen mit 10,7 Punkten, 5,4 Rebounds und 1,4 Blocks (Platz 3 in der BBL). Wenn er seinen Distanzwurf zuverlässiger treffen würde (31,3 Prozent Dreier), wäre er schon jetzt ein Spieler der höchsten europäischen Güteklasse.

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Sehr gute Chance: Maxi Kleber (23, Obradoiro CAB)

Der Antagonist zu Theis: Gleich alt und gleiche Position, zugleich ein gänzlich anderer Forward-Typ. Seine Athletik wird zwar häufig unterschätzt, aber anders als Theis spielt Kleber mehr elegant als wuchtig und trifft sicher von außen. Entsprechend können beide sogar gemeinsam auflaufen, sollte bei der EM Small Ball als Variante vonnöten sein. Dass Kleber für die EM überhaupt nominiert wird, ist sehr wahrscheinlich. Der überraschende Wechsel zum spanischen Mittelfeld-Klub Obradoiro erweist sich als richtig, Kleber ist zweitbester Scorer (11,4 Punkte) und Top-Rebounder (6,6) des Teams, zudem verwandelt er 43 Prozent der Dreier.

Kleber im Interview: "Bamberg? Kein Risiko eingehen!"

Schlechte Chance: Danilo Barthel (23, Frankfurt)

Seine Spielanlage ist so unkonventionell wie spannend: Während Theis als Athletik-Freak und Kleber als eleganter Scorer beschrieben werden können, entzieht sich Barthel jedem Klischee. Er stopft den Ball bei jeder sich ergebenden Möglichkeit und trifft zugleich hochprozentig von außen (46,0 Prozent) für 10,9 Punkte (zudem 5,6 Rebounds). Nicht zufällig nahm er beim BBL-All-Star-Game am Dreier-Contest teil und wurde gefragt, ob er auch beim Dunk-Wettbewerb teilnehmen möchte. Jene Vielseitigkeit dürfte sein größtes Asset im EM-Nominierungsprozess gegenüber Olhbrecht oder Harris sein. Die jüngste Verletzung (Knochenödem im Fuß), die eine wochenlange Pause nach sich zieht, ist allerdings ein großes Malus.

Geringe Chance: Elias Harris (25, Bamberg) SPOX

Nach dem das NBA-Abenteuer schnell beendet war, ging er nach Bamberg und fand sich ordentlich in die BBL ein. Nur: Statt sich in der aktuellen Saison weiter zu steigern, zeigen alle Indizes deutlich nach unten. Dabei geht es nicht nur um die schwachen 6,6 Punkte und 2,6 Rebounds in der BBL, sondern um die teils lustlose Körpersprache. Bundestrainer Fleming mit der Ansage an Harris: "Die Frage ist, was sein Ziel ist - und wie eifrig er dem hinterhergeht." Was Harris womöglich unterschätzt: Noch vor drei, vier Jahren war seine Athletik ein Alleinstellungsmerkmal im DBB-Team. Es kamen jedoch Theis, Kleber und Barthel nach und Ohlbrecht kehrte zurück.

Geringe Chance: Christian Standhardinger (25, Mitteldeutscher BC)

Mitverantwortlich für die wundersame Cinderella-Story des MBC zu Beginn der BBL-Saison, konnte den Absturz mit 10 Niederlagen in Serie allerdings nicht verhindern. In einer mittlerweile tief verunsicherten Mannschaft ist Standhardinger nur einer von vielen. Sollte er beim MBC eine Wende bewirken können, bewahrt er sich eventuell eine Minimalchance auf die EM, obwohl er beim DBB über keinen Fürsprecher verfügt. Die Statistiken sind zumindest vorzeigbar: 11,7 Punkte und 5,1 Rebounds.

Standhardinger im Interview: "Soll ich weniger nachdenken?"

Keine Chance:

Philipp Neumann (22, Oldenburg): Am Ende der Rotation in Oldenburg. Die 13:29 Minuten nutzt er immerhin für 4,8 Punkte und 3,1 Rebounds. Was nichts daran ändert, dass zwischen der Power-Forward-Elite und Neumann ein veritabler Abstand klafft.

Center: Ein Weltklasse-Duo

Power Forward: Dirk, das Beast und der Elegante

Small Forward: Solide als Kompliment

Shooting Guard: Die Three-and-D-Spezialisten

Point Guard: Schröder und die Backup-Frage

Fazit: Hart, härter, EM-Nominierung

Voting: Wie würde Euer EM-Kader aussehen?

Small Forward

Sicher dabei: Niels Giffey (23, Berlin)

Der DBB besitzt eine Vielzahl an fähigen Big Men und Point Guards, auf den Flügelpositionen des Small Forwards und Shooting Guards mangelt es hingegen an Alternativen, weswegen sich Giffey schon jetzt auf eine Nominierung verlassen kann. Der zweimalige College-Champ ist kein Übertalent, aber im positivsten Sinne "extrem solide", wie es Fleming beschreibt. Giffey (7,0 Punkte, 2,2 Rebounds, 37,8 Prozent Dreier) kann nichts außergewöhnlich gut, zugleich weist er keine eklatanten Defizite auf: zuverlässiger Wurf, ordentlicher Drive, geschulte Post-Moves, fehlerfreier Ballvortrag, nicht zu unterschätzende Spielübersicht, vorzeigbare Athletik, engagierte Defense, überdurchschnittliches Rebounding - und: Giffey kann auf sowohl als Small Forward wie als Shooting Guard eingesetzt werden.

Gute Chance: Alex King (29, Berlin)

So etwas wie die Seele von Alba: Wie es sich für einen Kapitän gehört, geht er mit positiver Grundenergie und Fleiß voran, hält die Mannschaft zusammen und dient nach außen und innen als integrative Figur. Dabei ist King nicht nur als Leader von Wert: Er kann als einziger im DBB-Team kraft seiner Athletik und physischen Spielweise beide Forward-Positionen fast gleich gut verteidigen. Und offensiv verwandelt er immerhin den offenen Dreier, wobei der Wurf weiterhin zu den Schwächen zählt: Im Vergleich zu seinen Anfangsjahren ist er aus der Distanz wesentlich gefährlicher, dennoch ist nicht darauf Verlass. In der BBL trifft er 48,2 Prozent der Dreier, in der Euroleague wiederum beträgt die Quote leidliche 20,9 Prozent.

VOTING Wie würde Euer EM-Kader aussehen?

Geringe Chance: Robin Benzing (26, FC Bayern)

Als ob Benzing noch immer zu den Talenten gezählt werden könnte: "Er hat in der Entwicklung noch Luft nach oben", sagt Bundestrainer Fleming in der "BIG". Nur: Benzing wurde Ende Januar 26 Jahre alt und wäre bei der EM einer der Erfahrenen im DBB-Kader - vorausgesetzt, er wird nominiert. Dies ist allerdings fraglich. Seit der EM 2009 war er zwar eine feste Größe im DBB-Team und offensiv immer eine der ersten Optionen, doch spätestens diese Saison drängt sich die Frage nach Benzings Wertigkeit auf. Von den NBA-Profis abgesehen kann sich kein deutscher Nationalspieler auf so vielfältige Weise den eigenen Wurf kreiieren, in den letzten drei Jahren kam aber keine Facette mehr hinzu - was statistisch belegbar ist. Sprich: Der leichte Abwärtstrend aus seinem ersten Bayern-Jahr 2012/13 (10,5 Punkte, 3,5 Rebounds) bis zu dieser Saison (8,0 Punkte, 2,9 Rebounds) sowie der sechswöchige Ausfall zuletzt gefährden die Nominierung akut.

Geringe Chance: Philipp Schwethelm (25, Ulm) SPOX

Das Einstellen des inoffiziellen Dreier-Weltrekords (92 Treffer bei 100 Versuchen) festigte Schwethelms Ruf als einer der besten Distanzschützen Deutschlands. Die Frage: Reicht diese Spezialfähigkeit für eine Nominierung? Teamkollege Per Günther verbessert sich von Jahr zu Jahr, Ohlbrecht spielt nach seinem Wechsel nach Ulm die beste Saison seiner Karriere und vor ihm hatte Vorgänger Daniel Theis ein ähnlich beeindruckendes Jahr. Und Schwethelm? Er war, ist und bleibt wohl ein Rollenspieler, der vor allem Dreier wirft (42,4 Prozent in der BBL)und kaum etwas anderes anbietet. In dieser Saison nahm er in 20 Spielen lediglich 17 Würfe innerhalb des Zweipunktbereichs. Entsprechend gering sind die Aussichten auf eine Nominierung.

Keine Chance:

Philip Zwiener (29, Oldenburg): Nachdem er in Trier und Bremerhaven massiv Spielminuten bekam und sich als zuverlässiger Scorer erwies, wagte er den Wechsel zu einem Topteam nach Oldenburg. Auch, um wieder zum DBB-Team zurückzukehren. Ein erfolgloses Unterfangen: 12:44 Minuten und 4,2 Punkte werden nicht reichen.

Center: Ein Weltklasse-Duo

Power Forward: Dirk, das Beast und der Elegante

Small Forward: Solide als Kompliment

Shooting Guard: Die Three-and-D-Spezialisten

Point Guard: Schröder und die Backup-Frage

Fazit: Hart, härter, EM-Nominierung

Voting: Wie würde Euer EM-Kader aussehen?

Shooting Guard

Gute Chance: Karsten Tadda (26, Bamberg)

Er nahm zwar an der EM 2013 teil, ob der Nichtbeachtung durch den damaligen Bundestrainer Frank Menz schrieb er nach Turnierende jedoch wutentbrannt einen Tweet, den er sofort wieder löschen musste. Seitdem änderte sich einiges: Während der ansonsten enttäuschend verlaufenen EM-Quali 2014 war er einer der Wenigen, die die Abwesenheit der NBA- und Summer-League-Profis als Herausforderung annahmen und überzeugten. Dabei zeigte Tadda nicht nur die bekannt bissige Verteidigung, sondern Offensiv-Skills wie den Dreier und gelegentlichen Drives zum Korb. In dieser Saison setzt sich dies in Bamberg fort. Pikant: Fleming war bis zum Vorjahr Taddas Trainer und traute diesem den Leistungssprung nicht unbedingt zu. Trotzdem ist eine Nominierung realistisch: Tadda trifft wie Schwethelm und Staiger den offenen Dreier (BBL: 43,8 Prozent) und kann zugleich den besten Guard des Gegners verteidigen.

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Gute Chance: Akeem Vargas (24, Berlin)

Kaum zu glauben: Der unter den Gegenspielern angeblich unbeliebteste Profi der BBL spielte noch vor zwei Jahren in der zweiten Liga ProA. Mittlerweile verteidigt er selbst in der Euroleague furchtlos die Superstars und scheut sich nicht, physisch und verbal die Grenzen auszuloten. In dieser Saison fügte er seiner Defense und seinem Trash Talk eine weitere Komponente hinzu: Der früher ungelenk werfende Vargas verwandelt plötzlich selbst auf Euroleague-Level konstant seine Dreier und verdoppelte seine Quote zur BBL-Vorsaison (51,0 zu 26,9 Prozent). Es wird interessant, ob Fleming nur einen "Three and D"-Spezialisten nominiert und zwischen Tadda und Vargas wählt oder beide mittnimmt.

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VOTING Wie würde Euer EM-Kader aussehen?

Geringe Chance: Lucca Staiger (26, FC Bayern)

Die Steigerung zu Schwethelm: Es gibt keinen deutschen Nationalmannschafts-Anwärter, der sich auf eine Talent reduzieren lässt. "Luccas Wert für uns ist die Fähigkeit als überragender Werfer", sagt daher Bundestrainer Fleming. Staiger hat den weitesten Range aller Dreierschützen - doch damit hat es sich weitesgehend. So wirft er in dieser BBL-Saison unter anderem achtmal so oft aus der Distanz wie innerhalb des Zweipunktbereichs (58 zu 7). Wenn dann wie in der Euroleague der Dreier nicht fällt (28,6 Prozent), verliert Staiger sofort an Bedeutung. Auch bei Fleming.

Geringe Chance: Paul Zipser (20, FC Bayern)

Womöglich der aufregendste Name für die EM. Wer sich in Europa und bei den NBA-Scouts nach dem größten Talent in der BBL umhört, bekommt immer die gleiche Antwort: Paul Zipser. Anders als Schwethelm, Staiger, Tadda, Vargas oder Benzing und King weiß man nicht, was für ein Spielertypus Zipser ist, weil ihm die unterschiedlichsten Fähigkeiten zu eigen sind. Er wird offiziell als Shooting Guard aufgeführt, besitzt zugleich die Größe eines Small Forwards und die Spielintelligenz eines Point Guards. Der Sieg in Braunschweig kurz vor Weihnachten (13 Punkte und 8 Rebounds in 16:10 Minuten) war eine Vorahnung dessen, zu was Zipser fähig ist. "Er ist ein extrem interessanter Spieler", sagt Fleming. Ein reizvolles Szenario: Als Vorbereitung für seine zukünftig hervorgehobene Bedeutung beim DBB wird er frei von jeder Erwartung als 12. Spieler für die EM nominiert.

Geringe Chance: David Brembly (21, Bayreuth) SPOX

Der Vater aus den USA, die Mutter Polin - und er selbst deutscher Nationalspieler: Der in Köln geborene David Brembly wurde in Deutschland kaum beachtet, weil er in der ohnehin wenig beachteten polnischen Liga seinen ersten Profi-Vertrag bei Trefl Sopot unterzeichnet hatte und dort nicht besonders auffiel. Daher wechselte er in dieser Saison nach Bayreuth - und ist so etwas wie das "Next big thing" der BBL. Er wurde nicht nur zum All-Star-Game eingeladen, sondern nahm davor und dazwischen sogar am Dunk-Contest und am Dreier-Wettbewerb teil. Ein Zeugnis seiner Vielfältigkeit. Woran es noch hapert: an der Beständigkeit. Zwischen Mitte Dezember und Mitte Januar erzielte er nur 3,8 Punkte.

Keine Chance:

Maurice Stuckey (24, Oldenburg): Erhält in Oldenburg ordentlich Spielzeit (17:53 Minuten), wobei ihm noch das Besondere fehlt. Zumal er als Combo-Guard mit 1,87 Meter in einem ohnehin kleinen Backcourt mit Dennis Schröder, Heiko Schaffartzik und Per Günther undersized wäre.

Andrej Mangold (28, Bonn): Der wichtigste Deutsche bei einem sicheren Playoff-Team, was nichts daran ändert, dass die EM illusorisch ist. Der Combo-Guard definiert sich fast ausschließlich über die Defense, anders als Tadda oder Vargas fehlt ihm jedoch der verlässliche Dreier (BBL: 23,1 Prozent).

Center: Ein Weltklasse-Duo

Power Forward: Dirk, das Beast und der Elegante

Small Forward: Solide als Kompliment

Shooting Guard: Die Three-and-D-Spezialisten

Point Guard: Schröder und die Backup-Frage

Fazit: Hart, härter, EM-Nominierung

Voting: Wie würde Euer EM-Kader aussehen?

Point Guard

Zusage offen:Dennis Schröder (21, Atlanta)

Noch immer wundert man sich, wie aus einem Jüngling innerhalb weniger Monate ein fertiger NBA-Profi werden konnte. In seinem ersten Sommer mit der A-Nationalmannschaft bewährte sich Schröder als neuer Starting-Point-Guard, so dass ihm selbst die Altgedienten sofort die Alpharolle überließen. Mit dem neuen Selbstverständnis kehrte er nach Atlanta zurück und ist nun fester Teil der Rotation (8,4 Punkte in 18,1 Minuten), weswegen eine Freigabe der dankbaren Hawks für die EM wahrscheinlich ist. Erstaunlich, wie Schröder mit seiner ungeheuerlichen Schnelligkeit selbst in der NBA zu einer Referenz wurde. Sollte in seiner Karriere nichts Unvorhergesehenes geschehen, wird Schröder wohl als bester Spielmacher in die deutsche Basketball-Historie eingehen.

Schröder im Interview: "Gemeinsam mit Dirk Großes erreichen"

Sicher dabei: Per Günther (26, Ulm)

Es erinnerte fast an eine Laudatio. "Per ist der beste Game-Manager, den wir haben. Er wird für uns wichtig sein", sagt Fleming in der "BIG" und nennt noch weitere Vorzüge des Ulmer Point Guards wie Furchtlosigkeit und Spielintelligenz. Zudem würde Günther, mit 12,9 Punkten zweitbester und 4,9 Assists bester Deutscher in der BBL, zu jenen Nationalspielern zählen, die sich mit der europäischen Spitze messen könnten. Neben ihm zählt Fleming nur Kleber, Theis und Pleiß auf. Die Worte sind so bemerkenswert, weil viele Coaches und Experten noch immer der Meinung sind, dass er für das höchste Niveau zu untalentiert sowie körperlich zu unterlegen wäre und nur in der BBL mithalten könne. Anders ausgedrückt: Noch nie hat sich ein Bundestrainer derart positiv über Günther geäußert wie Fleming - was wiederum einige Rückschlüsse für die EM ermöglicht.

Günther im Interview: "Arroganz war mein Panzer"

VOTING Wie würde Euer EM-Kader aussehen?

Sicher dabei: Heiko Schaffartzik (31, FC Bayern)

Kaffeesatzleserei - oder legitime Interpretation? Im erwähnten Interview wird Fleming ebenfalls auf den letztjährigen DBB-Kapitän Schaffartzik angesprochen. Der Bundestrainer lobte ihn für dessen Führungsanspruch und seinen Wurf - ansonsten war die Bewertung nicht ganz so euphorisch wie bei Günther. Was eines zeigt: Für Fleming wird das Austarieren der Minuten von Schröder, Günther und Schaffartzik wohl die herausforderndste Aufgabe. Während der EM-Quali verzichtete der sonst dominante Schaffartzik auf den Ballvortrag, wich häufig auf Shooting Guard aus und ließ Schröder das Spiel übernehmen - was dem Team gut bekam, ihm selbst allerdings nicht. Schaffartzik wirkte als Sidekick ungewohnt unsicher. Zumal im letzten Sommer Günther verletzt ausgefallen war. Wenn dieser von Fleming gestützt wird, wird sich Schaffartziks Bedeutung vielleicht weiter verringern. Andererseits: Von Nowitzki abgesehen ist kein Deutscher in kritischen Phasen so wurfsicher wie Schaffartzik. Das bewies er im Januar bei den knappen Bayern-Siegen gegen Bremerhaven und Ulm - übrigens im direkten Duell gegen Günther.

Gute Chance: Maodo Lo (22, Columbia University) SPOX

Der neue Liebling der Fachpresse und auch des DBB zeigt sich begeistert über die Entdeckung. Die Columbia University gehört nicht zu den Elite-Basketball-Programmen in den USA (Bilanz: 10-8), im dritten College-Jahr 15,9 Punkte bei einer Quote von 42,1 Prozent Dreiern sowie 4,8 Rebounds zu verzeichnen, ist dennoch bemerkenswert. Lo ist kein Überathlet wie Schröder, kein klassischer Point Guard wie Günther und kein Crunchtime-Performer wie Schaffartzik, trotzdem könnte er mit seinem kompletten Spiel und den 1,92 Metern eine wertvolle Ergänzung sein, vielleicht als Combo-Guard auf der dünn besetzten Shooting-Guard-Position.

Keine Chance:

Konstantin Klein (23, Frankfurt): Bildet mit Barthel und Voigtmann den deutschen Kern der Skyliners. War drei Monate verletzt, bestätigte zuvor aber die guten Eindrücke aus der Vorsaison. Seine kompromisslose Defense ist ohnehin überdurchschnittlich und sein verbesserter Dreier fällt weiter konstant (36,0 Prozent), nun trifft er unter Bedrängnis in der Nähe des Korbs bessere Entscheidungen. Die EM 2015 kommt wegen des Ausfalls und den zahlreichen Mitbewerbern zu früh, doch zukünftig dürfte er mit Günther, Schaffartzik und Lo bei der Besetzung des Schröder-Backups wettstreiten.

Bastian Doreth (25, Artland): Einer der charismatischsten Spieler der BBL und im DBB-Team allseits beliebt. Dennoch: Sportlich klafft eine Lücke zu den mittlerweile deutlich besseren Point-Guard-Rivalen. So engagiert er spielt, sein Scoring-Output (3,1 Punkte in 15:32 Minuten) bewegt sich schlicht auf einem zu niedrigen Level.

Center: Ein Weltklasse-Duo

Power Forward: Dirk, das Beast und der Elegante

Small Forward: Solide als Kompliment

Shooting Guard: Die Three-and-D-Spezialisten

Point Guard: Schröder und die Backup-Frage

Fazit: Hart, härter, EM-Nominierung

Voting: Wie würde Euer EM-Kader aussehen?

Fazit

Bundestrainer Fleming fing direkt nach der Amtsübernahme damit an, alle Kandidaten aus dem sehr weit gefassten DBB-Kader zu kontaktieren. Mit Bedacht, denn dem Selektionsprozess kommt angesichts der großen Auswahl eine entscheidende Bedeutung zu. Von den 24 Spielern mit berechtigten Hoffnungen verbleiben 12 im endgültigen EM-Kader.

Üblicherweise werden 7 Spieler für den Frontcourt (Center, Power Forward, Small Forward) und 5 Spieler für den Backcourt (Shooting Guard, Point Guard) bestimmt. Geht man weiterhin davon aus, dass Kaman, Nowitzki und Schröder an der EM teilnehmen, sind nur noch 9 Plätze vakant (5 Frontcourt, 4 Backcourt). Im diesem Fall könnte der Kader folgendermaßen aussehen - ohne Ohlbrecht, Benzing oder Staiger:

Center: Kamann, Pleiß

Power Forward: Nowitzki, Theis, Kleber

Small Forward: Giffey, King

Shooting Guard: Tadda (oder Vargas), Schaffartzik

Point Guard: Schröder, Günther, Lo (oder Vargas)

VOTING Wie würde Euer EM-Kader aussehen?

Ein weiteres, nicht auszuschließendes Szenario: Wegen Überlastung oder dem Verletzungsrisiko sagen Kaman, Nowitzki und Schröder für die EM ab. Dann stünden alle 12 Plätze zur Verfügung:

Center: Pleiß, Ohlbrecht

Power Forward: Theis, Kleber SPOX

Small Forward: Giffey, King, Benzing (oder Zipser)

Shooting Guard: Tadda, Vargas

Point Guard: Günther, Schaffartzik, Lo

Dieses Gedankenspiel dient zur Verdeutlichung: Selbst in Abwesenheit der NBA-Stars könnte die deutsche Mannschaft konkurrenzfähig sein, wenn selbst frühere Leistungsträger wie Benzing, Staiger und Schwethelm um eine Nominierung fürchten müssen. Die Angst unter den Nationalspielern geht um - für den deutschen Basketball sind das hingegen erfreuliche Nachrichten.

Center: Ein Weltklasse-Duo

Power Forward: Dirk, das Beast und der Elegante

Small Forward: Solide als Kompliment

Shooting Guard: Die Three-and-D-Spezialisten

Point Guard: Schröder und die Backup-Frage

Fazit: Hart, härter, EM-Nominierung

Voting: Wie würde Euer EM-Kader aussehen?

Voting

Achtung: Das Ranglistenvoting ist gewichtet. Der Spieler an Position 1 bekommt zwölf Punkte, der Spieler an Position 12 bekommt einen Punkt.

Center: Ein Weltklasse-Duo

Power Forward: Dirk, das Beast und der Elegante

Small Forward: Solide als Kompliment

Shooting Guard: Die Three-and-D-Spezialisten

Point Guard: Schröder und die Backup-Frage

Fazit: Hart, härter, EM-Nominierung

Voting: Wie würde Euer EM-Kader aussehen?