Small Fowards: Paul Zipser, Niels Giffey
Der relativ großen Erfahrung auf der Zwei steht auf der anderen Flügelposition ein enorm junges Tandem gegenüber. Mit Bayerns Edeltalent Paul Zipser (21) findet sich dort allerdings auch der vielleicht aufregendste Spieler der gesamten deutschen Mannschaft. Er hat das Potenzial, die EuroBasket zu seiner persönlichen Coming-Out-Party zu machen.
Zipser ist athletisch, kann werfen, scheut den Weg zum Korb nicht und hat auch kluge Pässe im Repertoire. Dass er außerdem ein starker Verteidiger ist, rundet das Gesamtpaket ab und macht ihn zu einem wertvollen Allrounder für ein Team, das von vielen Spezialisten geprägt ist. Auch deshalb hat er sich auf der Drei durchgesetzt und wird von Fleming fest als Starter eingeplant.
Bei den Bayern variierte seine Rolle immer wieder, gelegentlich wurde er auch gar nicht eingesetzt. Dennoch konnte er in der Euroleague und in der BBL schon einige wichtige Erfahrungen sammeln, die ihm bei der EM helfen werden.
Zipser will unbedingt in die NBA und wird im nächsten Sommer automatisch zum Draft angemeldet sein. Die EM könnte die Bühne sein, um sein zweifellos riesiges Potenzial einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. "Die EM ist seine Chance, sich zu zeigen. Mit Paul ist zu rechnen", sagte der frühere Nationalspieler Steffen Hamann kürzlich dem ZDF.
Paul Zipser im Fokus: Größe. Athletik. Übersicht.
Da Robin Benzing bei Fleming eher als Power Forward eingesetzt wird, ist der zweite Mann hinter Zipser Albas Niels Giffey. Auch er ist gerade mal 24 Jahre alt, hat aber ungleich mehr Erfahrung als sein Vordermann: Zweimal wurde er mit UConn NCAA-Champion, in seiner ersten Saison als Berliner war er direkt Leistungsträger in BBL und Euroleague und durfte häufig auch als Starter ran.
Giffey mag vom Potenzial her nicht ganz auf Zipsers Level sein, dafür ist er ein extrem solider Spieler, der sich wenige Fehler leistet. Mit seinem Mix aus Schnelligkeit, Athletik und Kraft kann er mehrere Positionen effektiv verteidigen. Zudem gefällt sein Jumper: Wettbewerbsübergreifend traf er letzte Saison 43 Prozent vom Perimeter. Gegen diese Quote hätte sicher auch Fleming wenig einzuwenden.
Power Forwards: Dirk Nowitzki, Robin Benzing, Alex King
Was hätte das für eine Wahnsinnsrotation auf der Vier sein können. Maxi Kleber. Daniel Theis. Ach, und natürlich noch dieser Dirk Nowitzki. Nun ist der beste europäische Basketballer aller Zeiten aber bekanntlich der einzige aus diesem illustren Trio, der in Berlin tatsächlich dabei ist - die Verletzungswelle hat vor allem auf den großen Positionen zugeschlagen.
Natürlich kann man trotzdem von keiner schlechten Besetzung sprechen, wenn man Nowitzki in seinen Reihen hat. Der mittlerweile 37-Jährige ist immer noch ein grandioser Schütze und Leader, wenngleich er das Team nicht mehr tragen kann wie zu früheren Zeiten. Vielmehr kann seine Präsenz dafür genutzt werden, um Räume für Schröder und Co. zu öffnen.
Wenn das Spiel dann am Ende entschieden werden muss, ist Nowitzki noch immer eine der besten Optionen, die man weltweit haben kann. Dass es bisher durchaus Kommunikationsprobleme gab, sollte nicht überbewertet werden: Für Nowitzki sind schließlich sowohl viele Mitspieler als auch der gesamte Coaching Staff des DBB-Teams neu.
Zuletzt zeigte er außerdem eine ansteigende Formkurve, allzu große Sorgen muss man sich um seine Performance also wohl nicht machen. Nowitzki ist enorm motiviert und würde unglaublich gerne nocheinmal bei Olympischen Spielen dabei sein. Nur sollte eben niemand von ihm erwarten, dass er die Uhr zurückdreht und das Turnier dominiert wie 2005 oder 2007.
Allein schon deshalb, weil er heuer mehr Pausen braucht als früher. Wenn der Dirkster auf die Bank geht, kommt zumeist als erstes Robin Benzing in die Partie - auch wenn er nominell als Small Forward gilt. Der Ex-Bayer kommt mit den meisten defensiven Aufgaben zwar zurecht, einige bulligere Vierer können ihn aber vor Probleme stellen.
Mike Taylor im Interview: "Wollten, dass Benzing der nächste Dirk wird"
Gegen Teams wie etwa Serbien (Nemanja Bjelica, Zoran Erceg) wird es richtig interessant - viel mehr Möglichkeiten hat Fleming aber schlichtweg nicht. Alex King ist zwar ein besserer Verteidiger als Benzing und erst recht Nowitzki, er hat mit 2,01 Metern allerdings auch gegen fast jeden Vierer Größennachteile.
Eigentlich sollte die Vier beim DBB-Team mindestens so stark (und tief) besetzt sein wie die Eins, stattdessen verfügt Fleming eigentlich nur über einen echten Power Forward. Hier ist all seine Kreativität gefragt.