Center: Tibor Pleiß, Johannes Voigtmann
Auch auf der Fünf gab es mit der Verletzung von Maik Zirbes einen bitteren Ausfall zu verkraften. Der bullige Center von Roter Stern Belgrad war eigentlich fest als Backup eingeplant, zumal sich sein Skillset gravierend von dem von Starter Tibor Pleiß unterscheidet. Wo Pleiß mit Finesse glänzt, tankt Zirbes sich lieber durch und lebt von der und für die Drecksarbeit. "Nach dem Ausfall von Maik wird's eng", sagte Hamann.
Durch seinen Ausfall rückt nun der Frankfurter Johannes Voigtmann zum designierten Backup auf, auch wenn Nowitzki wohl ebenfalls einige Minuten auf der Fünf spielen soll. Der 22-Jährige hat offensiv eine überragende Saison hinter sich und feierte vor allem in der EuroChallenge seinen persönlichen Durchbruch (16 Punkte pro Spiel).
Er hat allerdings noch nicht wahnsinnig viele Spiele gegen die stärksten Gegner absolviert und ist generell nicht gerade erfahren. Mit seiner unbekümmerten Art dürfte er einige richtig gute Spiele machen können, es fragt sich aber, wie konstant er auf dieser in der Deutschland-Gruppe so stark besetzten Position bestehen kann. Es war kein Zufall, dass er vor Zirbes' Verletzung noch als heißer Streichkandidat galt.
Umso wichtiger wird es sein, dass Pleiß nicht in alte Muster verfällt und sich unnötige Fouls abholt, die Fleming dazu zwingen, seine Spielzeit zu begrenzen. Der Neu-Jazzer ist dafür einfach viel zu wichtig, sowohl vorne, als auch in der Defensive.
Seine starke Leistung im zweiten Test gegen Frankreich und Rudy Gobert machte Hoffnung: Deutschland wird den 25-Jährigen in Bestform brauchen, wenn die Vorrunde geschafft werden soll. Offensiv ist sein Mix aus gutem Wurf und Länge einfach richtig schwer zu verteidigen, wenn der Jumper fällt.
Fazit: Fleming hat eine gute Truppe beisammen - allerdings wird das DBB-Team wohl noch lange mit der "Was wäre wenn"-Frage konfrontiert werden. Die Ausfälle auf den großen Positionen wiegen schwer und sind vor allem wegen des enorm komprimierten Spielplans (5 Spiele in 6 Tagen) doppelt bitter.
In voller Mannsstärke wäre dieses Team vermutlich die talentierteste deutsche Mannschaft seit vielen Jahren, vielleicht sogar aller Zeiten. Das wäre nicht gleichbedeutend mit einer sicheren Medaille oder dergleichen gewesen, hätte die Chancen aber natürlich sehr erhöht.
Mit dem finalen Kader ist es letztendlich unrealistisch, solche Träume zu hegen. Vielmehr sollte es das Ziel sein, unter die ersten sieben zu kommen, um eine Chance auf Olympia im nächsten Jahr zu haben. Und das wird angesichts der brutalen Gruppe schon schwer genug, in der man schließlich mindestens Vierter werden muss.
An guten Tagen von Nowitzki und Schröder kann das DBB-Team es mit fast jeder Mannschaft der Welt aufnehmen und hat eine realistische Siegchance. Nur weiß eben niemand, wie viele dieser "guten Tage" es tatsächlich geben wird. Und wenn die Jumper von Schröder, Gavel und Co. nicht fallen, kann das DBB-Team gleichzeitig gegen jede Mannschaft der Welt verlieren.
Nowitzki wird nicht in jedem Spiel die Kohlen aus dem Feuer holen können wie früher, ob Schröder es konstant durch seine Drives schaffen kann, muss sich erst zeigen.
Mit etwas mehr Zeit zur Vorbereitung und natürlich etwas mehr Gesundheit wäre das DBB-Team wahrscheinlich in der Lage gewesen, das Alter von Nowitzki zu kompensieren und die Verantwortung auf mehr Schultern zu verteilen. Nun sind es letztendlich doch wieder wenige Spieler, die den Großteil der Last übernehmen müssen. Schade.
Der EM-Spielplan im Überblick