"Dennis wird nie wie Dirk werden"

Dennis Schröder (r.) ist seit der EM ein umstrittener Spieler
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These: Bamberg wird zurecht vom DBB kritisiert

Marc-Oliver Robbers: So wie es jetzt gelaufen ist, ist es auf jeden Fall äußerst unglücklich! Das wirft kein gutes Bild auf Bamberg, kein gutes Bild auf Daniel Theis, aber auch kein gutes Bild auf den DBB. Dass so etwas über die Medien ausgetragen wird, ist natürlich schön für unsere Quote, aber schädlich für alle Beteiligten. Natürlich kennen wir nicht die genauen Hintergründe und können nur spekulieren, warum Theis nicht spielen konnte oder vielleicht durfte, aber warum haben die Beteiligten nicht einfach den Hörer in die Hand genommen und die Sache in einem Gespräch aus der Welt geschafft? Es wäre doch ein Leichtes gewesen, vor dem Theis-Comeback gegen Ulm sich abzusprechen.

Weiss: "Das ist nicht fair" von Bamberg

Es war doch klar, dass es hohe Wellen schlagen wird, wenn Theis wieder spielen wird. Schließlich hätte das DBB-Team jeden großen Mann gebrauchen können. Und warum postet Theis bei Facebook einen Dunk versehen mit dem Kommentar, dass die Schulter hält. Da kann ich den Unmut schon verstehen. Ob der DBB das dann während die Mannschaft um den Einzug in die nächste Runde kämpft so zum Thema machen muss, steht auf einem anderen Papier. Auch Nowitzki hätte sich da vielleicht besser auf die Zunge gebissen, die Aussage wurde schließlich von ihm forciert.

Matze Bielek: Ich kann verstehen, dass der DBB und auch die Spieler in Berlin in gewisser Weise enttäuscht sind, wenn sie die Videos auf der Facebookseite von Theis sehen und von seinen Einsatzzeiten lesen. Das zeigt auch, wie wichtig er für die Mannschaft gewesen wäre. Man müsste aber mehr Details kennen, um einer der beiden Seiten Recht geben zu können. Grundsätzlich müssen alle im Sinne des Basketballs in Deutschland alles tun, um Erfolg zu haben. Heim-EM, Hoffnung auf Olympia - viel mehr Motivation geht doch nicht.

War es eine Entscheidung im Stile so mancher NBA-Klubbesitzer nach dem Motto "ich möchte nicht, dass mein Spieler im Sommer dieses Turnier spielt", dann hätte ich dafür absolut kein Verständnis. Wenn Daniel hätte spielen wollen und spielen können und der Klub hätte es ihm "verboten", dann wäre das eine Katastrophe. Aber ihr merkt schon, da steckt viel Konjunktiv drin. In der Angelegenheit sollte jetzt schnellstmöglich geklärt werden, wer wann und warum entschieden hat, dass Daniel nicht bei der EM dabei ist. Unabhängig davon ist seine Operation Tatsache. Die Reha-Zeit war knapp. Ob er in nicht mal zwei Wochen Teamtraining EM-Form erreicht hätte, wage ich zu bezweifeln. Ich hoffe für den Basketball in Deutschland, dass die EM-Absage per SMS wirklich nur gesundheitliche Gründe hatte.

Felix Götz: Ich stimme euch da im Prinzip zu. Gerüchte, Theis habe auf die EM nicht ganz freiwillig verzichtet, gab es bereits vor Turnierstart. Und ganz ehrlich: Als er bereits Ende August auf dem Ulmer Münsterplatz an diesem Showmatch teilgenommen hat, fand ich das - vorsichtig ausgedrückt - unglücklich. Trotzdem muss man vorsichtig sein: Ob die Vorwürfe des DBB wirklich stimmen, weiß ich nicht. Wenn es aber wahr sein sollte, dass Theis von Bamberger Seite unter Druck gesetzt wurde, wäre das natürlich eine Frechheit. Es gibt eine Abstellungspflicht, der DBB steht über den Vereinsmannschaften - fertig! Mehr muss man dazu nicht sagen.

Haruka Gruber: Wer es positiv sehen will: Dank der Theis-Kontroverse bietet der deutsche Basketball auch nach dem EM-Ausscheiden genug Gesprächsstoff. Aber grundsätzlich ist das - wie Olli, Matze und Felix schon sagten - eine extrem unglückliche Geschichte für alle Beteiligten und es gibt nur Verlierer. Dass Bamberg auf sein eigenes Wohl bedacht ist und zumindest nichts dagegen hatte, dass sich Theis erst nach den BBL-Finals operieren ließ und ein früheres Comeback nicht forcierte, um den Heilungsverlauf nicht zu gefährden, verstehe ich komplett. Zumal Bamberg frühzeitig den DBB über die OP informiert hatte. Was sich die Brose Baskets allerdings vorwerfen lassen müssen: Sie haben völlig unnötig den DBB provoziert, in dem sie Theis in unbedeutenden Testspielen so lange einsetzten und dann noch diese Videos gepostet wurde.

Am Fakt an sich, dass Theis dem DBB-Team bei der EM wenn überhaupt nur eine sehr kleine Hilfe gewesen wäre, ändert es nichts. Aber von Bamberg war es nicht feinfühlig. Allerdings rechtfertigt das nicht das Gebaren des DBB. Wie Insider bestätigen, wurde Nowitzki aus Verbandskreisen eine gewisse Meinung souffliert, so dass er - obwohl das null zu ihm passt - Theis und indirekt Bamberg öffentlich attackierte. Der Verdacht liegt nahe, dass der Verband von eigenen Fehlern ablenken will - und was noch schwerer wiegt: Viele BBL-Klubs und viele Profis teilen den Eindruck. Grundsätzlich kann man streiten, ob nicht jeder deutsche Spieler alles daran setzen müsste, für die deutsche Nationalmannschaft aufzulaufen, statt eigene oder Klub-Interessen voranzustellen. Doch mittlerweile ist ein Muster erkennbar und bei vielen Spielern, deren Agenten und den Vereinen ist eine Verdrossenheit mit dem Verband zu vernehmen, was teilweise die hohe Anzahl an Absagen erklärt. Deswegen glaube ich, dass indirekt der DBB im Kleinkrieg mehr zu verlieren hat als Bamberg.

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