"Ich mag es, ein Bauer zu sein"

Andrea Trinchieri gewann in seiner ersten Saison in Bamberg die Meisterschaft
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SPOX: Sie haben uns im letzten Jahr erzählt, dass Ihnen die Bayern auf die Nerven gehen, weil sie immer die Spieler wollten, die sie wollten. War das in diesem Jahr auch so?

Trinchieri: Ich glaube, das war damals von mir nicht so schlau. Wenn ich so etwas aus meiner Position heraus sage, führt das zu einer Reaktion. Ich muss daher lernen, mich in diesen Momenten besser zu kontrollieren. Auch wenn sie mir auf die Nerven gehen, sollte ich das nicht sagen.

SPOX: Aber das war doch keine ernstgemeinte Aussage von Ihnen...

Trinchieri: Ironisch zu sein, ist sehr wichtig, aber die Bayern sind wirklich eine unglaubliche Organisation. Svetislav Pesic ist im Grunde der Gründer des deutschen Basketballs und auf jeden Fall ein Hall of Famer im europäischen Basketball. Daher habe ich enormen Respekt vor ihnen. Sie machen das anders als wir, aber ich respektiere das.

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SPOX: Für Sie sind die Bayern wieder der Meisterschaftsfavorit, aber Ihr Team ist doch nicht wirklich schlechter. Warum machen Sie Ihr Team kleiner als es wirklich ist?

Trinchieri: Hören Sie, es nun mal wirklich selten, dass ein Rookie-Coach mit einem Rookie-Team den Titel gewinnt. Deswegen mache ich mein Team nicht kleiner. Wer konnte schon davon ausgehen, dass die Bayern nach der Saison ohne einen einzigen Titel dastehen werden? Das war schon überraschend. Mein Team hat sich im letzten Jahr stark verbessert und sich die Möglichkeit erkämpft, in den Finals zu spielen. Da waren wir vielleicht das glücklichere Team, das die richtigen Dinge im richtigen Moment gemacht hat.

SPOX: Aber Sie haben die Aussage vor dieser Saison getätigt.

Trinchieri: Richtig, denn ich bin immer noch sicher, dass wir nie in der Lage sein werden, ihnen außerhalb des Platzes auf Augenhöhe zu begegnen. Sie sind München, sie sind eine der drei größten Sport-Organisationen der Welt. München ist München. Bamberg ist Bamberg. Sie nennen uns Bauern. Und das mag ich. Ein Bauer ist ein realistischer Mensch und sehr clever. Ich mag es, ein Bauer zu sein. Das bereitet mir keine Sorge. Wir machen es hier im wunderschönen Frankenland auf unsere Weise und sie machen es in einer der wichtigsten Städte der Welt eben auf ihre Art. Da werden wir nie mithalten können.

SPOX: "Ich mag es, ein Bauer zu sein" ist eine großartige Überschrift. Vielen Dank.

Trinchieri: In Italien gibt es viele Erzählungen über schlaue Bauern. Sie müssen mit ihrem Land klar kommen und das Land ist das einzige auf der Erde, das schon immer da war. Sie haben eine großartige Lebenseinstellung. Die Sonne geht auf, die Sonne geht unter und sie müssen ihre Arbeit machen.

SPOX: Es gibt aber nicht nur die Bayern, sondern auch Berlin. Wie gefährlich ist es für die Liga, wenn nur drei Teams das Geschehen dominieren? Die Artland Dragons haben ihre Konsequenzen daraus gezogen und sich zurückgezogen.

Trinchieri: Drei Teams sind besser als eins. Was sollen die Leute in Spanien sagen? Da war es schon immer so. Und drei ist keine schlechte Zahl. In diesem Jahr werden es mindestens vier sein. Das Management von Ulm hat einen unglaublichen Job in der Offseason gemacht und sie sind für mich ein ernsthafter Titelkandidat.

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SPOX: Lassen Sie uns über die Euroleague sprechen. Euroleague-Chef Jordi Bertomeu sagte im SPOX-Interview, dass für die deutschen Teams jedes Jahr das Ziel sein muss, ins Final Four zu kommen.

Trinchieri: Es sollte nicht das Ziel sein, aber sie sollten die Ambition haben, dies zu erreichen. Dieses Ziel kann dich nämlich richtig frustrieren, wenn du es nicht erreichst. Wenn du aber jeden Tag im Training die Ambition hast, das Final Four zu erreichen, ist es eine Motivation. Das macht einen Unterschied. Die Chance liegt vielleicht bei einem Prozent, aber es ist eine reelle Chance und dafür arbeiten wir. Wir sind aber in einer Höllengruppe, und wenn du in der Hölle bist, ist das einzige, was du tun kannst, laufen und das von Spiel zu Spiel und Tag zu Tag.

SPOX: Im nächsten Monat finden in Mailand die Global Games statt. Olimpia Milano spielt gegen die Boston Celtics. Ist das ein besonderes Spiel für Sie? Sie wurden schließlich in Mailand geboren? Ihr Großvater lebte in Boston.

Trinchieri: Ja, das stimmt. Ich bin mit der Celtics-Lakers-Rivalität aufgewachsen. Natürlich ist Boston heute ein anderes Team, aber sie sind auf einem guten Weg. Sie haben einen großartigen Coach. Aber das ist natürlich kein richtiges Spiel. Das ist mehr Showbusiness, aber ich mag das. Für die Fans ist das toll, aber wir wollen natürlich lieber ein Playoff-Spiel mit Blut und Schweiß sehen.

SPOX: Ihre Kollegen Sasha Obradovic und Svetislav Pesic sind bekanntlich nicht die größten Fans der NBA. Wie ist das bei Ihnen?

Trinchieri: Jedes Mal, wenn man etwas verallgemeinert, macht man einen Fehler. Es gibt sicher einige Aspekte in der NBA, die mir nicht gefallen, aber wenn man sich näher mit der Liga beschäftigt, sieht man Dinge, die einfach unglaublich sind. Man sollte die Liga nur nie mit Europa vergleichen. Schaut man sich zum Beispiel ein Playoff-Spiel in der Euroleague an und dann ein Regular-Season-Spiel in der NBA zwischen zwei Teams, die tanken, ist das ein himmelweiter Unterschied. Aber ein Playoff-Spiel in der NBA hat allerhöchstes Niveau. Die Organisationen, die Liga und das ganze Drumherum sind einfach unglaublich. Daher würde ich nie sagen, dass ich die NBA nicht mag.

SPOX: Gibt es bestimmte Trainer in der NBA, die sie beobachten?

Trinchieri: Natürlich. Popovich ist einfach Popovich. Brad Stevens von den Celtics ist ein sehr guter Coach. Dann mag ich Steve Kerr aus dem einfachen Grund, weil er es geschafft hat, das Herz und das Hirn seiner Spieler zu erreichen. Jeder hat nur auf Steph Curry geschaut, aber wie schnell sie in der Defense reagiert haben, war einfach unglaublich. Doc Rivers ist für mich der beste Coach, wenn es darum geht, Veteranen zu trainieren. Und als Italiener natürlich auch Ettore Messina.

Seite 1: Trinchieri über die Kunst, den Erfolg zu bestätigen und den Königstransfer

Seite 2: Trinchieri über die Vorwürfe vom DBB und das Problem der 6+6-Regel

Seite 3: Trinchieri über die Rivalität mit den Bayern und seine Meinung zur NBA

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