Was bedeutet Furys Triumph für das Schwergewicht?
In erster Linie war der überraschende Sieg des Außenseiters aus Manchester das Ende einer historischen Ära - und das unabhängig vom Ausgang eines möglichen Rückkampfes. Das Erschreckende daran: Wirklich gut boxte Fury nicht, konnte es sich allerdings sogar mehrfach leisten, während des Kampfes beide Hände hinter den Rücken zu nehmen und seinen Gegner neben Worten so auch mit Gesten verhöhnen, ohne im Gegenzug ernsthafte Konsequenzen fürchten zu müssen.
Zwar zeigte der Brite, wie man Klitschko vor allem auf mentaler Ebene angehen muss und erstarrte nicht vor Ehrfurcht, jedoch profitierte er dabei vor allem von seinen Vorteilen bei Größe und Reichweite - und besiegte seinen überfordert wirkenden Gegner so mit dessen eigenen Waffen. Auch das Alter schien in Düsseldorf erstmals eine wichtige Rolle zu spielen.
Boxerisch war die Leistung trotz seines guten Matchplans auf einem Niveau, welches niemals reichen darf, um drei der vier wichtigsten Titel im Schwergewicht zu erringen.
Ob der große Triumph des Briten deshalb, wie von vielen erhofft, auch eine neue Zeitrechnung im Schwergewichtsboxen einleiten wird, darf bezweifelt werden. Dies ist nicht zuletzt der Fall, da Klitschko per festgelegter Klausel auf jeden Fall die Chance erhalten wird, sich die Titel zurückzuholen - die Lehren aus seinem persönlichen Waterloo hat er dabei auf seiner Seite.
Fury im Porträt: Superheld mit Therapiebedarf
"Der Fighter ist noch in mir!", kündigte der Ukrainer bereits an: "Es wird einen Rückkampf geben." Ein Sieg der Ex-Champions würde die Uhr zwar nicht zurückdrehen, der Nimbus der inzwischen erarbeiteten Unschlagbarkeit ist unwiederbringlich verloren, allerdings wäre auf gewisse Weise dennoch alles wieder beim Alten, der ersehnte Neuanfang vergessen.
Sollte Fury jedoch auch einen etwaigen Rückkampf als Sieger verlassen, steht dem Boxen in der Tat wohl eine massive Veränderung bevor. Eine Renaissance ist somit nicht zu erwarten.
Denn eines darf bei all der Euphorie vieler Klitschko-Kritiker nicht vergessen werden: Auch wenn Leute wie Anthony Joshua für Hoffnung sorgen, so sind viele Boxer, die auch weiterhin um die Titel kämpfen und Fury vielleicht zeitnah in dessen Grenzen verweisen werden, in der Vergangenheit dem Ukrainer zum Opfer gefallen.
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