Was bedeutet die Niederlage für Klitschko?
Eigentlich sollte das Duell gegen den britischen Underdog für Klitschko nichts weiter als ein lockerer Zwischenschritt sein. Die Vorbereitung auf einen großen Vereinigungskampf gegen den US-amerikanischen WBC-Champion Deontay Wilder, der im kommenden Jahr der Höhepunkt in der Karriere des Ukrainers hätte werden sollen.
"Das wäre schon eine interessante Geschichte für mich", hatte Klitschko Anfang des Jahres selbst ein solches Aufeinandertreffen ins Spiel gebracht. Auch Legende Lennox Lewis hob zuletzt die Bedeutung einer Titelvereinigung der großen Verbände hervor: "Um mein legitimer Nachfolger zu sein, muss er alle WM-Gürtel besitzen", sagte der 50-Jährige der Welt am Sonntag: "Denn ich hatte sie alle."
Durch seine Technik, die Power hinter seinen Fäusten, die Evolution seiner Defensive unter Trainer-Legende Emanuel Steward und speziell den Willen, sich selbst nach all den Jahren in jedem Trainingscamp aufs Neue ans Limit zu bringen, hatte sich Klitschko Schritt für Schritt einen Platz unter den Großen seiner Zunft erarbeitet. Er schien unaufhaltsam. Gegen Fury war von davon allerdings rein gar nichts zu erkennen.
Das Duell zwischen Klitschko und Fury im RE-LIVE
Angetreten als Pflichtherausforderer der WBA und WBO, rechneten die wenigsten Experten dem Briten eine realistische Chance gegen den scheinbar unbesiegbaren Weltmeister aus, der mit erhobenem Haupt Richtung Box-Olymp marschierte. Auch im Lager des Ukrainers herrschte im Vorfeld die gewohnte Selbstsicherheit, ein Knockout schien Pflicht.
Nachdem in der ESPRIT Arena der erste Gong ertönt war, änderte sich das Bild jedoch schlagartig. Die Vorstellung, die Klitschko den rund 45.000 Zuschauern bot, war erschreckend. Er wirkte taktisch schlecht vorbereitet, überfordert, hilflos - und viel schlimmer: alt.
Die klare Punktniederlage nach zwölf Runden war die logische Konsequenz. Mit dem Desaster von Düsseldorf wurde die Ära des Ukrainers ebenso jäh gestoppt wie die Jagd auf den Uralt-Rekord von Legende Joe Louis. Der Lauf Klitschkos hat ein Ende - und das unabhängig von dem Ergebnis eines möglichen Rückkampfes zwischen beiden Boxern.
Zwar sollte man einen Athleten wie Klitschko, der über eine Dekade seinen Sport praktisch nach Belieben dominierte, niemals zu früh abschreiben, den entthronten Weltmeister erwartet nun allerdings eine wahre Mammutaufgabe, will er sich die Titel der WBA, IBF, WBO und IBO zurückholen. Die Vorstellung im ersten Duell hat auf jeden Fall tiefe Narben hinterlassen.
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