Die Ski-WM 2015 schließt ihre Pforten. Höchste Zeit für SPOX, einen Blick zurückzuwerfen. Mit dabei: ein Fehlstart, verrückte Fans und eine "frauenfeindliche" Nationalhymne. Über allem schweben aber Deutschlands Comeback-Könige sowie die Rache des Imperiums.
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Das Imperium schlägt zurück: Rache ist bekanntlich süß. Deshalb dürfte der überlegene Sieg im Medaillenspiegel den Österreichern besonders gut schmecken. Bei der Heim-WM 2013 wurde man von den Amerikanern nämlich noch geschlagen, jetzt gab es die Revanche auf US-Boden.
Bei genauerem Hinsehen wurde die USA aber nicht wirklich von einem Imperium niedergestreckt, eher von einem aufmüpfigen gallischen Dorf. Denn im Medaillenspiegel gewonnen hat das Bundesland Salzburg. Hirscher, Fenninger, Reichelt und Kirchgasser haben alle ihre Wurzeln dort.
Ganz so leicht wollen wir es unseren Nachbarn aber auch nicht machen. Frau Fenninger hat immerhin einen deutschen Manager und deswegen sogar Krach mit dem ÖSV angefangen. Uns gehört also auch ein kleines Stück des Goldkuchens.
Trotzdem alles Friede, Freude, Eierkuchen in der Alpenrepublik? Nein, da war doch noch was. Abfahrt. Schlechteste WM-Ergebnis aller Zeiten. Aber selbst das konnte den Österreichern nicht die Gaudi verderben,...
Küng is King: ...denn dann feiert man einfach eine fette Party mit dem neuen König der Abfahrt: Patrick Küng. Der 31-Jährige gewann völlig überraschend die Königsdisziplin und ließ die Schweiz narrisch werden. Auf Feiern mit seinen Landsleuten hatte Küng aber keinen Bock. Deshalb ab ins Haus der Österreicher!
Und weil die ja bei dieser WM aus dem Feiern eh nicht mehr rauskamen, kam es auf die eine Party auch nicht mehr an. Inwieweit die Abfahrtsgewinnerin Tina Maze, die insgesamt gar drei Mal Edelmetall gewann, in die Feierlichkeiten verwickelt war, ist nicht bekannt...
Die spinnen, die Sachsen: Es gibt sie, die treuen Fans aus Deutschland. Tausende Kilometer über den großen Teich, um bei der WM ihren Star anzufeuern. Aber was war das denn? Nicht Neureuther, nicht Dopfer, auch nicht Viktoria Rebensburg war ihr Held. Ein Dutzend Sachsen feierten Ted Ligety, den US-Boy.
Lutz Ebert, Gründer des "Ted-Ligety-Fanclubs", klärte auf und erzählte die schicksalhafte Begegnung mit dem Amerikaner: "Wir stellten fest, dass er keinen Fanklub hat". Aha! So wurde der Verein 2012 also geboren, mit dem Motto: "Push the Limit Ted Ligety".
Die DSV-Comebacker: Oh, es hätte ganz böse für den DSV ausgehen können. Viktoria Rebensburg gab zu: "Die Nächte waren kurz." Im Gegensatz zu King Küng und den Feierbiestern aus Österreich lag das allerdings nicht an wilden Partys. Ein Deja-vu drohte. Wie 1999 in Vail zeigten die Deutschen zwar gute Leistungen, aber eine Medaille blieb aus.
Aber dann. Dann hatte Vicky Victorious plötzlich auch Lust auf Feiern. "Vollgas, Sekt oder Selters", sagte sie über ihre Gedanken vor dem zweiten Durchgang im Riesenslalom. Und was sprang raus? Platz zwei, Silber, Sekt und Party.
Weil das DSV-Ziel aber drei Medaillen war, musste die F&F-Monarchie alias Fritz Dopfer und Felix Neureuther nachlegen. Wieder brachte das rebensburgerische "Sekt-Prinzip" den Erfolg. Von Platz sechs und sieben rauschten die beiden noch zu Silber und Bronze und feierten ein tolles DSV-Comeback. Erstmals seit 1987 standen wieder zwei Deutsche auf dem WM-Podest. Damals siegte Frank Wörndl, Armin Bittner wurde Dritter.
Es könnte allerdings Neureuthers letzter großer Erfolg gewesen sein. Nachdem der bayerische Lausbub Mathias Berthold im Deutschen Haus mit einer Flasche Schampus übergossen hatte, reagierte der Cheftrainer: "Der Felix wird zur Strafe nur noch bei FIS-City-Rennen starten." Viel Spaß schon mal, Felix!
Der Prinz von Mexiko: Ein immer wieder beliebtes Gesellschaftsspiel vor der Fernseher durfte auch bei dieser WM nicht fehlen: das Kürzelraten. Klar, Abkürzungen wie "GER" für Germany oder "AUT" für Austria sind allgemein bekannt. Aber schon mal herausgefunden, was "TLS" bedeutet?
TLS, oder besser gesagt Timor Loro Sa'e, ist Osttimor. Na also, war doch ganz leicht. Zu verdanken haben wir diese Hürde Yohan Goncalves Goutt, der im Slalom mit 49 Sekunden Rückstand ins Ziel kam.
Doch ein Exot übertraf sie alle, quasi die Legende aller Exoten: Hubertus von Hohenlohe. Mit 58,09 Sekunden Rückstand wurde er Letzter. Hach, ohne diese Männer wäre es doch auch irgendwie langweilig. Der Prinz von Hohenlohe stammt, auch wenn sein Name anderes vermuten lässt, übrigens aus "MEX".
Bankjob: Augen zu, Luft anhalten, beten. Mit 110 km/h stürzte Ondrej Bank kurz vor dem Ziel der Kombi-Abfahrt. Er knallte auf den Boden, rutschte bewusstlos ins Ziel und wurde minutenlang im Zielbereich behandelt. Man musste das Schlimmste befürchten. Wenige Stunden später machte dann ein Foto auf Facebook die Runde.
Darauf zu sehen ist der Tscheche, wie er auf einem Sofa sitzt und ein Brötchen isst. Wie bitte? Nein, das ist kein Scherz. Bank zog sich Schürfwunden, Prellungen, eine Gehirnerschütterung und eine Verletzung am Sprunggelenk zu. Umhauen tut das den 34-Jährigen aber nicht. Oder wie Neureuther dazu sagte: "Unser Job ist manchmal echt heftig..."
Flops
Goldlose Lindsey: Ein Satz mit X, das war wohl nix. Endlich wollte Lindsey Vonn ihr Trauma von Beaver Creek beenden und sich noch unsterblicher machen, als sie eh schon ist. Doch dann das: 0000. Vier Versuche, vier Mal kein Gold.
Und das als erfolgreichste Skifahrerin aller Zeiten. Und das bei der Heim-WM. Damned! Woran es lag? "Ich werde aus diesem Berg einfach nicht schlau", so Vonn nach ihrem Ausscheiden bei der Super-Kombination. Man möchte ihr zustimmen. Selbst die Anwesenheit ihres Lebensgefährten Tiger Woods und Bronze im Super-G dürften den Superstar nicht getröstet haben.
Mission impossible: Von wegen Land der unbegrenzten Möglichkeiten! Die USA sind und bleiben für die Italiener kein gutes Pflaster. Medaillen für Bella Italia? No, niente. Ist man im Weltcup-Nationencup hinter Österreich noch die Nummer zwei, kehrt man von dieser WM mit leeren Händen zurück.
Allerdings kommt diese Pleite nicht ganz unvorbereitet. Weder 1980 in Lake Placid noch 1989 und 1999 bei den Weltmeisterschaften in Vail hat es für die Azzurri Gold, Silber oder Bronze gegeben. Die USA und italienische Ski-Fahrer, sie werden wohl keine Freunde mehr.
Töchterlos in Vail: Wenn die Österreicher selbst nicht für einen kleinen Skandal sorgen, dann übernimmt das eben der Veranstalter. Wäre sonst ja auch nicht dasselbe. Wie es sich gehört, probte der "Colorado Children Choir" vor der WM fleißig die Nationalhymnen ein. Auch die österreichische. Doch jetzt kommt's: Die Kinder sangen "Heimat größer Söhne". Geht ja gar nicht!
Denn in Österreich singt man inzwischen "Heimat großer Töchter, Söhne". Weil das alles nicht reicht, werfen die Grünen dem ÖSV vor, davon gewusst und bewusst nichts gegen die Diskriminierung der österreichischen Athletinnen unternommen zu haben.
In einem offenen Brief an den Verband heißt es unter anderem: "Haben Sie denn keine anderen Probleme?" Liebe Grünen, schaut auf den Medaillenspiegel. Nein, sie haben keine anderen Probleme.
Mensch Miller: War's das? Das soll es wirklich gewesen sein? Das Ende einer großen Karriere? Man könnte Bode Miller wirklich einen besseren Abschied von der großen Bühne wünschen. Ein Sturz, keine Medaille und so wirklich im Mittelpunkt stand er auch nicht.
Gut, der Mann war lange verletzt. Ein Topfavorit war er auch nicht. Aber insgeheim hat man sich doch mehr erhofft als nur ein ekliges Bild seiner Grusel-Wunde. Aber SPOX weiß, das kann es nicht gewesen sein. Ein Winter ohne Miller-Time? Das wäre wie Colorado ohne Gras.
Fehlstart mit Folgen: Als würden 18 Sekunden Rückstand im Ziel nicht reichen. Nein, für Catherine Elvinger aus Luxemburg kamen noch eine Disqualifikation und Spott dazu. Was war passiert?
Die 19-Jährige stand am Start des Riesenslaloms, stoß sich ab und blieb sofort wieder stehen. Fragend blickte sie zurück - und fuhr dann doch weiter. Das Startsignal erfolgte auf jeden Fall erst nach ihrem überstürzten Start.
Ein bitterer Moment für das Nachwuchstalent, das durch das im Netz verbreitete Video ihres Missgeschicks so doch für mehr mediale Aufmerksamkeit sorgte, als ihr lieb sein dürfte.
Zahmer Superelch: So sehr die WM-Abfahrt die Ski-Nationen auch zum Feiern bewegte ("Küng is King"), einer dürfte eher in einer Kneipe beim Frustsaufen gesessen sein. Kjetil Jansrud dominierte vor der WM in den Speed-Wettbewerben, wie er Lust und Laune hatte, Goldmedaillen des norwegischen "Superelchs" schienen unausweichlich.
Aber Beaver Creek belehrte ihn eines Besseren. Küng wurde zum Abfahrtsking, Jansrud nutzten auch alle Siege zuvor nichts. Immerhin gab es noch Silber in der Kombination, aber hätte man ihm vor der WM nur einmal Platz zwei versprochen, er hätte sicher dankend abgelehnt.
Die besten Sprüche der WM
"Ich bin ein bisschen enttäuscht, wir hatten eigentlich vereinbart, dass er der Vorläufer bei der Frauen-Abfahrt ist" (FIS-Präsident Gian Franco Kasper zu IOC-Präsident Thomas Bach, der nur einen Tag bei der Ski-WM vor Ort war).
"Ich wusste nicht, dass er mich so früh in meiner Amtszeit loswerden will. Aber wir verstehen uns gut, also verzeihe ich ihm diese Nachfrage" (Antwort von Bach).
"Ich wusste, ich kann nichts verlieren, nur gewinnen. Und wenn ich nichts gewinne, habe ich auch nichts verloren." (Anna Fenninger, Österreich, nach ihrem Sieg im WM-Super-G).
"Das sind keine Rennschweine" (Cheftrainer Mathias Berthold nach dem Super-G über die etwas mutlosen DSV-Abfahrer). (SID)
"Heute war der absolut verrückteste, unglaublichste, hektischtste, unwirklichste Tag meines Lebens. Zeit zu gehen ..." (Dustin Cook aus Kanada, sensationeller Zweiter im WM-Super-G, per Twitter von einer Siegesfeier). (SID)
"Ziemlich cool. Ich bin ein freundlicher, offener Typ ..." (Der eher verlegene deutsche Ski-Rennläufer Linus Strasser auf die Bitte eines Journalisten, sich doch ein wenig selbst zu beschreiben).
"Ey, das ist hier keine Kontaktbörse" (Felix Neureuther im Scherz zu Strasser).
"Ich werde aus diesem Berg einfach nicht schlau" (Lindsey Vonn, USA, nach ihrem Ausscheiden in der Super-Kombination).
"Es ist schon verrückt genug, was ich tue" (Tina Maze, Slowenien, nach Gold in der Super-Kombi auf die Frage, ob sie neben allen fünf Einzeldisziplinen auch den Team-Wettbewerb bestreiten werde).
"Vollgas, Sekt oder Selters. Und zum Glück ist es Sekt" (Viktoria Rebensburg, WM-Zweite im Riesenslalom, zu ihren Gedanken vor dem zweiten Durchgang)
"Ich habe so gute Sportler hier, wenn ich da heimkomme ohne Medaille, das ist ja Wahnsinn" (Wolfgang Maier, Alpindirektor des DSV, erleichtert nach Silber für Rebensburg)
"Kaum fahren wir drei Monate durch die Gegend, schon passt der Ski" (Markus Anwander, Chefrainer der DSV-Frauen, nach Silber Riesenslalom).
"Marcel ist ein absoluter Ausnahmeskifahrer. Was ihn auszeichnet, ist der unbedingte Wille, dieser Drang nach Perfektion. Er ordnet alles dem Sport unter, das macht ihn so stark, vielleicht stärker als andere. ... Aber ich bin schon auch nicht so schlecht" (Felix Neureuther vor der WM im SID-Interview)
"Jeder Tag, an dem man vor Marcel Hirscher ist, ist ein guter Tag." (Ted Ligety, USA, nach Gold im Riesenslalom vor Marcel Hirscher, Österreich).
"Ich wollte etwas Episches machen, das die Leute zum Weinen bringt." (Mikaela Shiffrin, USA, über ihre Pläne für einen anständigen Jubel nach einem Sieg im Slalom).
"Ich bin da ein bisschen ein Trottel" (Mikaela Shiffrin nach Slalom-Gold auf die Frage, warum sie nicht ausgelassen gejubelt habe).
"Now the Austrians are throwing the Kaiserschmarrn against the wall" (Ausruf des Renn-Moderators nach dem Ausscheiden der mitfavorisierten Österreicherin Eva-Maria Brem im Riesenslalom). (SID)
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