These: Dwight Howard wird noch immer unterschätzt.
Haruka Gruber: Die These stimmt. Howard wird nach wie vor von den meisten als übergroßer, muskulöser Clown angesehen und steckt - vielleicht auch selbstverschuldet - in der Schublade fest, deswegen spielt er auch in keinem MVP-Ranking eine größere Rolle. Dabei ist von Dallas und Nowitzki abgesehen kein Spitzenteam so abhängig von einem Spieler wie Orlando von Howard. 21,7 Punkte, 56,5 Prozent Quote, 13,2 Rebounds und 2,3 Blocks sprechen für sich, dennoch hat man das Gefühl, dass Howard nicht ernst genommen wird. Das ist die klassische Denke: "Der ist ja so groß und so muskelbepackt, da kann man solche Leistungen wohl erwarten." Dass aber der Großteil der talentierten Center-Konkurrenten entweder dauernd verletzt ist, die Begabung verplempert oder einfach inkonstant spielt, vergessen viele. Howard hingegen hat in den letzten Jahren an seinen Fundamentals gearbeitet und lässt sich nicht mehr allein auf seine Athletik reduzieren. Anders formuliert: Howard gehört auch in der Wahrnehmung der Experten in die gleiche Kategorie wie Kobe, LeBron, Wade und Durant.
Florian Regelmann: Warum Howard unterschätzt sein soll, erschließt sich mir nicht. Der Typ wird für meine Begriffe gehypt ohne Ende. Nicht umsonst führt er aktuell schon wieder das Voting zum All-Star-Game an. Howard ist ohne Frage ein sehr guter Spieler, defensiv einer der besten der NBA, aber er gehört für mich auf keinen Fall in die oberste Eliteklasse mit Kobe oder LeBron. Er ist nicht ansatzweise so gut, wie Shaq es zum Beispiel im gleichen Alter war. Und Shaq musste noch gegen richtige Center spielen. Zu Shaq-Zeiten hätte es Howard mit seinen Zahlen vielleicht nicht mal ins All-Star-Team geschafft. Mir ist Howard auch zu viel Showman. Wenn er einen Wurf in die vierte Reihe blocken kann, fühlt er sich wie Superman. Aber er ist sicher der einzige Superman auf der Welt, der ums Verrecken keinen Jumpshot trifft.
Philipp Dornhegge: Hör mir auf mit dem Superman! Damit hat Shaq schon Mitte der 90er gespaßt, er hat sogar ein entsprechendes Tattoo auf dem Arm. Das regt mich seit Jahren auf. Howard ist nicht Superman! Sorry, das musste gesagt werden. Mach ruhig weiter.
Florian Regelmann: Was ich sagen wollte: Auch wenn sich sein Training mit Olajuwon auszahlen mag, ist Howard weit davon entfernt, offensiv ein Spiel dominieren zu können. In den Top 30 der Scorerliste nimmt nur Paul Pierce weniger Würfe pro Spiel. Ein Assist pro Spiel sagt auch einiges aus. Howard ist nicht in der Lage, sein Team zu tragen, deshalb finde ich ihn überhaupt nicht unterschätzt. Da denke ich dann doch eher an Nowitzki, wenn ich sehe, dass er gerade eine MVP-Saison spielt und im All-Star-Voting mal wieder einen riesigen Rückstand auf Kevin Durant, Pau Gasol und Carmelo Anthony hat. Aber lassen wir das mit dem Voting, da liegt Brendan Haywood bei den Centern auch auf Rang drei. Hinter Yao und Bynum. Vielleicht startet ja Haywood das All-Star-Game...
Michael Wilbon: Ich habe überhaupt nicht den Eindruck, dass Howard noch unterschätzt wird. Nach meinem Empfinden ist er anerkanntermaßen der beste Center der Welt. Er ist ein All-NBA-First-Teamer, All-Star, hat etliche Werbeverträge und wird von seinen Kollegen in den höchsten Tönen gelobt. Sein Offensivspiel hat sich diesen Sommer noch mal dramatisch verbessert. Seine mentale Reife hat er bewiesen, als er seine Mitspieler öffentlich an den Pranger stellte und bessere Defense einforderte. In der Vergangenheit hieß es immer, Howard sei zu spaßfixiert, konzentriere sich nur auf seinen Körper und nicht auf seine basketballerische Ausbildung. Mir scheint, dass er an all diesen Punkten gearbeitet hat und längst zur absoluten Liga-Elite gehört. Mehr individuelle Awards kann er allerdings nur gewinnen, wenn Orlando gewinnt. Als Center ist man abhängig von guten Schützen, Passgebern und Hilfe bei der Reboundarbeit. Ich denke, dass es die richtige Entscheidung war, Carter und Lewis loszuwerden. Aber ohne Gortat fehlt plötzlich ein Backup-Center. Als Team wird es Orlando schwer haben. Um Boston zu schlagen, braucht man mehrere talentierte Big Men - und nicht nur Howard.
Philipp Dornhegge: Ich möchte mich Mikes Meinung weitgehend anschließen - und dem Kollegen Regelmann vehement widersprechen. Dass er mit so wenigen Würfen, wie er sie nimmt, viele Punkte macht, spricht doch nur für Howard. Und gegen Van Gundy, der immer noch nicht komplett eingesehen hat, dass sein Center auch offensiv die Hauptlast tragen sollte. Das mit den Assists ist eine schöne Zahl, aber ich bin mir sicher, dass wenn die NBA - wie die NHL - zwei Vorlagen pro Treffer vergeben würde, Howards Assistzahlen in den Himmel schießen würden. Was ich sagen will: Howard ist aufgrund seiner Athletik und seiner neu gewonnen Post-Moves so dominant, dass er immer gedoppelt wird und deshalb fast als Spielmacher fungiert. Er spielt den Ball raus, dann kommt aber meist noch ein weiterer Pass, bis ein Schütze frei steht. Wovon ich noch nicht so recht überzeugt bin, ist seine angebliche mentale Reife. Für mich sieht ein Killer-Instinkt jedenfalls anders aus. Dass er seinen Coach in letzter Zeit lieb gewonnen hat, weil er jetzt mit ihm Chest-Bumps auf der Bank machen kann, ist doch wohl völlig daneben. Trotzdem ist Howard der beste Center der Liga. Dass er nicht die Zahlen vom jungen Shaq, von David Robinson oder Hakeem Olajuwon hat, spielt doch keine Rolle. Kein anderer ist besser.These 1: Miami holt in den nächsten fünf Jahren mehr Titel als die Lakers.
These 2: Die Mavs brauchen Melo, um Meister zu werden.
These 3: Die Chicago Bulls stehen vor dem Beginn einer Dynastie.
These 4: Die NBA wird nie eine European Disivion haben.
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