NBA

"Eine der besten Nowitzki-Saisons"

Von Philipp Dornhegge, Haruka Gruber und Florian Regelmann
Ist Dirk Nowitzki noch ein MVP-Kandidat? Die Triangle Offense diskutiert mit John Schuhmann
© getty
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These: Andre Drummond ist auf dem Weg zum Superstar.

Philipp Dornhegge: Erste Frage: Was macht einen Superstar aus? Ein Superstar muss aus meiner Sicht nicht nur gut spielen, er muss auch massentauglich sein, den Gelegenheitsfan ansprechen und generell eine Marke sein. Deshalb ist Dwyane Wade zum Beispiel weiterhin ein Superstar, obwohl er "nur noch" LeBrons Sidekick ist. LaMarcus Aldridge aber wird es schwer haben, jemals als richtiger Superstar zu gelten. Unter diesen Gesichtspunkten haben es Center grundsätzlich schon mal schwer, zum Superstar zu werden. Shaq ist es aufgrund seiner lockeren Art relativ leicht, aber die Identifikation mit einem kleineren Spieler liegt für den Otto-Normal-Verbraucher nunmal näher als mit einem Hünen. Dwight Howard hat sich ja schon auf fast peinlich anbiedernde Art selbst in eine Superstar-Rolle manövriert, ein Brook Lopez ist davon ein gutes Stück entfernt. Andre Drummond hat auf jeden Fall ganz gute Chancen, wenn man sich zum Beispiel seine Nutzung der sozialen Medien anschaut. Der Kerl kommt sehr locker rüber, öffnet sich sehr stark und bezieht so die Fans in sein Leben ein. Und dann hat er natürlich auf dem Court den großen Vorteil - zum Beispiel gegenüber Lopez -, dass er ein unfassbar spektakulärer Spieler ist. Selbst seine Rebounds sind Highlights, ganz zu schweigen natürlich von den Blocks und Dunks. Sein Windmill Jam kürzlich war einer, den man sonst nur von Paul George und Co. sieht. Das Gesamtpaket stimmt jedenfalls, auch wenn seine sportliche Reife den Superstar-Status noch nicht rechtfertigt.

Florian Regelmann: Ganz so weit wird es wohl nicht kommen, aber Andre Drummond ist ja echt ein Kandidat, den Rekord von Chris Dudley (31,9 Prozent in der Saison 1989/90) zu brechen und als schlechtester Freiwerfer in die Geschichte einzugehen. Aber wisst Ihr was? Auch wenn es mir fast wehtut, das zu sagen: Drummond kann noch so eine miese Quote von der Linie haben, das wird nichts daran ändern, dass er ein NBA-Superstar sein und einen Maximalvertrag bekommen wird. Genau so wie es bei Dwight Howard der Fall war. Der Howard-Vergleich wird ja oft gezogen, aber er ist auch einfach stimmig. Drummond ist physisch so ein unfassbares Vieh, da macht es kaum was, dass sein Spiel in der Offense so übelst limitiert ist. Wenn nichts mehr geht, einfach irgendwie den Ball zu Drummond unter den Korb schmeißen. Was ihn am Ende aber zum Superstar machen wird, ist seine Defense. Wahrscheinlich ist er jetzt schon der beste Rebounder der NBA und es ist bemerkenswert, wie er das Spiel in der Defense beeinflussen kann. Er sammelt ja nicht nur Rebounds und Blocks, er sammelt auch massig Steals. Und er ist auch fähig, einen Schritt rauszumachen und einen Shooter zu verteidigen zum Beispiel. Und er ist eben erst 20 Jahre alt. In vielen Bereichen ist er sicher noch ziemlich roh, für mich aber trotzdem in dieser Saison schon ein All-Star.

Haruka Gruber: Mal provokant gefragt: Wenn Howard es zum Superstar schafft und sich als Superman bezeichnen darf - warum nicht auch Drummond? Howard legte im gleichen Alter fast identische Stats auf. Von den Anlagen her könnte Drummond in 5 Jahren der beste Center der Welt sein, wenn er sich nur den Ansatz von Post-Moves und einen nicht ganz so scheußlichen Wurf aneignet. Daher: Totale Zustimmung zur These. Auch nach Detroits Niederlage gegen Houston, als Howard mit 35 Punkten und 19 Rebounds Drummond zerstört hat. Da dankte er Howard sogar nach dem Spiel, weil er so viel gelernt hätte. Das war bemerkenswert. Wenn er diese Attitüde beibehält, wird er sich aus dem Kreis der besten Center bald absetzen. DeMarcus Cousins und Brook Lopez sind die besseren Scorer, Marc Gaol ist kompletter, Roy Hibbert und Joakim Noah verfügen über mehr Erfahrung, Al Horford hat den besseren Wurf und Spencer Hawes besitzt mehr Basketball-IQ - aber in naher Zukunft wird Drummond sie alle überholen.

John Schuhmann: Ich bin nicht so zuversichtlich wie Ihr. Versteht mich nicht falsch, Drummond hat sicher das Zeug zum Superstar. Die physischen Voraussetzungen sind alle da. Aber der Weg ist noch ziemlich weit. Er ist einfach ein Spieler, der - Stand jetzt - jemanden braucht, der ihm hilft, um Punkte zu erzielen, weil er keine Post Moves hat. Seine Pick'n'Roll-Defense halte ich für längst nicht so stark, wie es sich bei Flos Lobrede anhört. Und seine Freiwurfquote ist verheerend. Es gibt ohne Zweifel einige Teams, die es inzwischen bereuen, ihn im Draft 2012 nicht genommen zu haben. Aber Drummond hat trotz allem noch sehr viel Arbeit vor sich, ehe er Abend für Abend einer der besten Spieler auf dem Court ist.

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