These: Die NBA braucht den 4-Pointer.
Timo Böckenhüser: Ganz ehrlich: Egal, wer dieses Gerücht in Umlauf gebracht hat, diese Idee ist der größte Schwachsinn, den ich seit Jahren gehört habe! Wer einen 4-Pointer sehen will, soll zu einer Show der Harlem Globetrotters gehen. Ganz ehrlich: Man muss an Traditionen, sprich der Grundidee, mit der Dr. James Naismith 1891 unseren geliebten Sport erfunden hat, festhalten. Die Einführung der Dreierlinie war Revolution genug. Regeländerungen machen hier und da Sinn, doch einen 4-Pointer einzuführen, würde den Basketball nachhaltig verändern. Das Spiel würde sich grundlegend ändern, denn wie der US-Shooting-Guru Dave Hopla ganz richtig anmerkt, würde noch viel mehr von außen geballert werden. Der Ring hängt beim Basketball auf 3,05 Metern, ein Freiwurf zählt einen Punkt, Dunks, Midrange-Jumper, etc. zwei und ein Schuss von Downtown drei - that's it! Einen 4-Pointer braucht wirklich niemand. Lasst uns noch einmal kurz über diese Schnapsidee lachen und sie dann ganz schnell vergessen!
Florian Regelmann: Ich bin ja eh als großer Traditionalist bekannt, der die meisten Neuerungen kategorisch ablehnt. Das trifft in diesem Fall ganz besonders zu, und damit bin ich voll bei Timo: Wer kann sich so einen unerträglichen Quatsch nur ausdenken? Die NBA ist keine Zirkusveranstaltung! Die Einführung eines 4-Pointers würde das Spiel ruinieren. Die Dreierquoten gehen Jahr für Jahr runter, die Dreierspezialisten werden immer weniger, noch mehr Backsteine ist wirklich das Letzte, was wir sehen wollen. Wenn ich mir vorstelle, was für grauenhafte Würfe dann noch mehr genommen werden würden. Josh Smith würde sicher 4-Pointer nehmen, so viel steht fest. Und wie geht es dann weiter? Kommt dann irgendwann der 5-Pointer? Die Idee ist kompletter Wahnsinn. Sieht das irgendjemand anders?
Philipp Dornhegge: Wärst Du 1979 auch gegen den Dreier gewesen, hättest Du damals schon über Basketball nachgedacht? Das galt seinerzeit auch als Revolution, die den Puristen anfangs sauer aufstieß. Auch wenn, wie George Karl jetzt bei der Sloan Sports Analytics Conference erzählte, schon James Naismith innerhalb weniger Jahre über den Dreier nachgedacht haben soll. Es steht doch völlig außer Frage, dass die Dreierlinie ein Gewinn war, grausige Wurfauswahl einiger Spieler hin oder her. Sie war vielleicht sogar ganz entscheidend, um das Spiel zu "retten", als sie gemeinsam mit Magic Johnson und Larry Bird in die Liga kam. Stellt Euch mal vor, es gäbe heute nur Zweier. Wie sollte man da gegen Memphis und Co. effektiv scoren? Ich gebe Dir aber insofern Recht, Flo, als die Sache bei dem 4-Pointer anders gelagert ist. Die Idee ist ja, das Spielfeld unter Umständen breiter zu machen, um auch an den Seiten den 4-Pointer reinquetschen zu können. An der Stelle ist der 4-Pointer nicht so sehr das Problem, sondern die Vergrößerung des Feldes. Da würde die Defense noch weiter auseinander gezogen, als es durch die Dreierlinie schon der Fall ist. Leute wie LeBron James, Russell Westbrook und Co., die dank ihrer Power und Athletik mühelos ziehen können, wären vollkommen unstoppable. Anders als Flo und Timo denke ich über jede mögliche Neuerung - auch und gerade in Sachen Draft und Playoff-Modus - sehr gern nach. Aber dem 4-Pointer kann ich nichts abgewinnen.
Haruka Gruber: Das ist mir zu moderat ausgedrückt, Phil. Ich bin vielmehr komplett bei Timo und Flo! 1979 wurde bestimmt ähnlich kontrovers diskutiert, ob die Dreipunkte-Linie eingeführt werden soll nicht, aber dieses Vier-Punkte-Ding ist nur absurd. Die Dreierlinie hatten zumindest einen Sinn: So wurde der Court breit gemacht, es staute sich nicht mehr alles unter dem Korb, es entstanden neue Strategien und Taktiken. Aber was soll eine Vierpunkte-Linie bringen - wo immer sie gezogen wird? Ich finde den Grundgedanken, bestehende Regeln auch mal zu hinterfragen, interessant. Es war zu lesen, dass sich seit 50 Jahren zwar die Größe des Basketball-Courts nicht verändert hat, dafür der durchschnittliche NBA-Spieler aber heute 11 Kilo schwerer und fast 8 Zentimeter größer ist als damals. Dennoch kann ich mir nicht vorstellen, dass eine Vierpunkte-Regelung den Sport bereichert. Im Gegenteil. Wie George Karl sagt: Die Seele des Spiels ist es immer noch, mit Kraft und Raffinesse am Korb zu punkten. Aber darf dann ein genialer Post-Move von Tim Duncan gegen Dwight Howard zukünftig nur die Hälfte wert sein im Vergleich zu einem vogelwilden Wurf von J.R. Smith von der Mittellinie?
Dornhegge: Ich gebe Euch ja wie gesagt grundsätzlich recht. Aber lasst mal die Kirche im Dorf: Beim 4-Pointer geht's nicht darum, dass Spieler jetzt Würfe nehmen sollen, die sie nicht drauf haben. Sondern darum, dass ein Steph Curry seine Dreier auch mühelos anderthalb Meter hinter der Linie einnetzt, dass LeBron lässige Sprungwürfe aus zehn Metern nimmt, und ob es dann nicht sinnvoll und gerecht wäre, die Spieler, die das draufhaben, entsprechend zu belohnen. Aber die Entwertung des Zweiers ist ein schlagendes Argument, keine Frage. Ein anderer Gesichtspunkt, den man nicht unterschätzen darf: Würde das Spielfeld verbreitert, würden die NBA-Arenen mindestens zwei Reihen Courtside Seats einbüßen. Das macht kein Besitzer mit.
These 1: Nur ein neuer Besitzer kann die Knicks retten
These 2: Die NBA braucht den 4-Pointer
These 3: Die Rockets und Clippers sind Finals-Kandidaten