NBA

"Clippers? Ein legitimer Titelanwärter"

Von Philipp Dornhegge, Haruka Gruber und Florian Regelmann
Die Rockets und Clippers als Contender? Wall ein MVP? Das und mehr in der Triangle Offense
© getty
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These: Die Rockets und Clippers sind Finals-Kandidaten.

Florian Regelmann: Ja, wobei ich sogar den Rockets mehr zutraue als den Clippers. Ich kann mir nicht helfen, aber ich habe einfach nach wie vor Zweifel, ob die Clippers Playoff-Basketball wirklich so gut drauf haben, dass es im Westen reicht. Wie wir alle wissen, macht ihr nicht zu stoppendes Transition-Spektakel einen großen Teil ihres Erfolgs aus. Aber selbst die Clippers werden in den Playoffs auf ein langsameres Tempo gezwungen, da sehe ich Probleme. Houston ist meiner Meinung nach für die Postseason etwas besser aufgestellt. Mir gefällt vor allem die Balance, die die Rockets mittlerweile haben. Houston lebt eben nicht nur von den vielen Dreiern, sondern überzeugt mit einem sehr guten Inside-Out-Verhältnis. Dazu kommt, dass Houston defensiv nicht so schlecht ist, wie man oft denkt, wenn man die Zahlen sieht. Die Rockets haben wohl die beste Transition-Defense der Liga, obwohl sie dennoch das offensive Brett crashen. Das ist schon ziemlich beeindruckend. Auch da ist gerade Patrick Beverleys Einfluss gar nicht hoch genug einzuschätzen. Bei allem Lob gerade für die Rockets gibt es aber für mich noch ein gefährlicheres Team, die Warriors. Golden State hat für mich ein Team, das in die Finals kommen kann. Über die Starting-Five müssen wir nicht reden und dazu kommt jetzt eine bockstarke Bank. Jermaine O'Neal ist überragend drauf nach seiner Rückkehr, Steve Blake zu holen war ein starker Schachzug, Jordan Crawford, Draymond Green, Harrison Barnes - Golden State fehlt einzig und allein in der Regular Season etwas die Konstanz. Aber vom Potenzial können die Warriors jede Serie gewinnen.

Der Playoff-Kampf im Westen: alles live mit dem NBA League Pass!

Haruka Gruber: Bei den Clippers ist das langsamere Tempo in den Playoffs ein Gegenargument, aber bei Golden State nicht? Irgendwas stimmt da nicht. Die Warriors können vielleicht etwas konventioneller spielen und Iggy hat letztes Jahr bewiesen, wie er in der Postseason aufdrehen kann. Aber ob in einer Playoff-Schlacht Curry, Lee oder Klay Thompson so weiter punkten und vor allem defensiv bestehen können, will ich erst einmal sehen. Da sehe ich die Clippers weiter vorne. Alberne Shootouts wie beim Sieg gegen OKC sind kein Gradmesser, aber dass sie zuletzt drei Teams, darunter mit Phoenix und Houston zwei Top-Offensiv-Mannschaften der NBA, unter 100 Punkten hielten, ist schon einmal ein Anfang. Gespannt bin ich vor allem auf Griffin: Sollte er weiter so vielseitig spielen, glaube ich, dass selbst ein Tim Duncan in einer Serie richtige Probleme bekommt. Und so riskant Nachverpflichtungen sind, ist die Tiefe der Bank schon beeindruckend. Danny Granger bildet mit Matt Barnes ein gutes Small-Forward-Duo, weil sie sich gut ergänzen: Der eine scort und bringt Länge, der andere ist giftig und verteidigt. Glen Davis bringt Leidenschaft und ist eine Scoring-Option, selbst Hedo Turkoglu könnte als Nummer 10 oder 11 der Rotation wertvoll sein. Wenn J.J. Redick zurückkehrt, ist es ein Wahnsinnsteam. Mir gefällt der Mut der Clippers, sie gehen aufs Ganze. Sie wissen auch, dass es im Westen kein Überteam gibt. Wie für die Rockets gilt: Die Finals sind machbar.

Timo Böckenhüser: Ja und nein. Die Rockets sind seit Ende Januar wirklich gut drauf und haben 13 ihrer letzten 15 Spiele gewonnen, darunter gegen Meister Miami und Vize-Champ San Antonio. Das waren schon zwei Ausrufezeichen, dennoch sehe ich die Rockets nicht als Contender, dafür ist ihre Defense einfach zu mies. 101,7 gegnerische Punkte pro Partie sind viel zu viel für einen Finals-Kandidaten. Vor allem von James Harden, der zum Teil katastrophal seinen Gegenspieler verteidigt, muss viel mehr kommen. Die Clippers hingegen sehe ich in diesem Jahr neben San Antonio und Oklahoma City als heißesten Finals-Anwärter. Warum? Weil sie mit Chris Paul den besten Point Guard der Liga als Leader haben. Weil sie endlich mit Doc Rivers einen guten Trainer haben. Und weil die Big Men Blake Griffin und DeAndre Jordan ihr Spiel in diesem Jahr auf ein höheres Level gehievt haben. Die beiden verbuchen Abend für Abend zusammen 34,3 Punkte, 23,7 Rebounds, davon 6,5 offensiv, und 3,0 Blocks. Griffin trifft endlich solide seine Freiwürfe und ist offensiv variabler. Dazu haben die Clippers mit Jamal Crawford, Darren Collison, Matt Barnes, Jared Dudley, J.J. Redick und Zugang Danny Granger Waffen ohne Ende und gegen jeden Gegner ein Rezept. Tief, tiefer, Clippers! Wenn diese Truppe in den finalen 20 Spielen noch etwas Feintuning betreibt, ist sie nicht nur ein Finals-Kandidat, sondern ein legitimer Meisterschaftsanwärter, der gegen jedes Team eine Serie gewinnen kann.

Philipp Dornhegge: Ich bin wie Timo sehr angetan von der Richtung, die die Clippers eingeschlagen haben. Die Zeit, die Blake Griffin ohne Chris Paul als Leader seines Teams hatte, war für mich ganz entscheidend. Da hat er zeigen können, wie sehr er sich entwickelt hat vom Highflyer zum bärenstarken Gesamtpaket, das sicherlich in der Defense noch besser werden kann. Aber dieses Gesamtpaket ist auch der entscheidende Grund, warum ich Flos Argument für falsch halte: Die Clippers sind, seitdem Griffin aus der Mitteldistanz werfen kann und seine Freiwürfe trifft, sehr wohl in der Lage, eine effektive Halbfeld-Offense zu spielen. Und eine Hack-A-Jordan-Strategie kann Rivers jetzt sehr gut kontern, indem er Glen Davis in den Ring wirft - übrigens eine sehr unterschätzte Verpflichtung im Hinblick auf die Playoffs. Insgesamt verteidigen die Clippers auch viel besser als die letzten Jahren und sind in den letzten Wochen - wenn ich mich nicht täusche - in den Top 10 in Sachen Defensive Efficiency angekommen. Die Clippers haben die Chance auf eine Meisterschaft, aber sie wäre noch größer, wenn Redick in den Playoffs mitmischen kann. Bei Houston bin ich skeptischer. Mit Lin, Francisco Garcia und Ömer Asik hätte man eine super Acht-Mann-Rotation für die Playoffs, aber auch da bin ich bei Timo: Solange die Mannschaft nicht gezeigt hat, dass sie einen hochklassigen Gegner in wichtigen Momenten mit ihrer Defense stoppen kann, habe ich meine Zweifel.

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