These: John Wall ist ein MVP-Kandidat.
Timo Böckenhüser: So schwer es mir als Fan der Washington Wizards fällt: nope. Auf keinen Fall. Wall spielt zwar eine gute Saison, doch zum einen sind seine Stats nicht annähernd in den Regionen der heißesten Anwärter Kevin Durant und LeBron James. Und zum anderen ist die Spielzeit, die sein Hauptstadt-Club bisher abgeliefert hat, keine Glanzleistung. Im miesen Osten rangieren die Wizards auf Rang fünf. Noch hinter den Raptors! Klar, ohne ihren Playmaker würde Washington definitiv schlechter dastehen. Fest steht auch, dass Wall der MVP des Teams ist. Doch der 23-Jährige ist in diesem Jahr noch kein ernsthafter Kandidat auf den Titel des MVPs der Regular Season.
Philipp Dornhegge: Es ist schon bitter für den Rest der Liga, dass Kevin Durant und LeBron James so unfassbar gut Basketball spielen können. Weil wegen ihnen niemand, absolut niemand, auch nur eine MVP-Stimme verdient hat. Insofern ist Wall natürlich kein MVP-Kandidat, da gebe ich Timo Recht. Aber wenn wir eine zweite Kategorie unterhalb von James und Durant aufmachen wollen, dann gehört er da absolut in den Kreis. Mich freut sehr, dass er sich mit dem Slam Dunk Contest ins Bewusstsein auch des letzten NBA-Zuschauers gestopft hat. Ganz stark fand ich wiederum, dass sich beim All-Star Game keiner auch nur annähernd in der Defense so reingehängt hat wie er. Man merkt einfach, dass der Junge jedes Spiel gewinnen will, egal wie. Und das macht ihn so sympathisch. Er ist inzwischen ein Star, keine Frage, aber er ist ein bescheidener Kerl, der immer versucht, auf dem Court das Richtige zu tun, anstatt für seine Stats zu spielen. Er hatte vor einiger Zeit ein einziges Spiel, bei dem das anders war, und die Überraschung von Coach Randy Wittman zeigt, dass Wall so eben eigentlich nicht ist. Sein ehemals wackliger Wurf wird immer besser, wie selbstbewusst er jetzt in den Pull-Up-Jumper geht, ist einfach stark und sollte ein Vorbild für Rajon Rondo oder Ricky Rubio sein. Dazu ist seine Defense nicht schlechter als die von Rondo oder Rubio. Ich fasse zusammen: Wall ist ein Winner, kann immer besser werfen, kann mühelos ziehen, hat ein grandioses Auge und hängt sich in der Defense rein. Dazu ist er pflegeleicht und seine Mannschaft ist Top-4- oder -5-Anwärter im Osten - trotz vieler Verletzungen und einem durchschnittlichen Coach, der anfangs der Saison auf dem Hot Seat saß. Was für eine Leistung, die ich offenbar ganz anders einschätze als Timo! Zusammen mit Bradley Beal wird er noch viele Jahre für Furore sorgen.
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Florian Regelmann: John Wall hat absolut Respekt verdient. Jahrelang war die Frage, ob er denn jetzt endlich den Durchbruch zum Superstar und Leader schafft, jetzt hat er seine Breakout-Saison. Wall hat angefangen, ein Leader zu sein, und die Wizards haben deshalb angefangen zu gewinnen. Aber wenn wir hier über einen Guard reden, der in der MVP-Diskussion untergeht, der aber eine Erwähnung verdient hat, dann heißt der für mich nicht Wall. Für mich heißt der Goran Dragic. Dass die Suns-Fans jetzt MVP-Sprechchöre für ihn anstimmen, ist ein klares Zeichen. Es gibt genau drei Spieler, die aktuell mehr als 19 Punkte und mehr als 5 Assists auflegen und dabei mindestens 48 Prozent aus dem Feld treffen. James, Durant, Dragic. Dragic steht sogar bei einer FG-Trefferquote von über 50 Prozent und bei über 40 Prozent von Downtown. Mehr noch: Schaut Euch mal die Suns ohne Dragic an, das sieht absolut verheerend aus. Die Suns-Offense mit Dragic ist ein Genuss, ohne ihn stockt es praktisch immer sofort. Kein Wunder also, dass sie mit ihm auf dem Feld 11 Punkte mehr machen als ohne hin. Das sind alles MVP-Zahlen. Angesichts dessen auch nach wie vor ein völliger Witz, dass er nicht beim All-Star Game war. Er hat die Suns gerade in der Abwesenheit von Bledsoe auf seinen Schultern getragen und sich wirklich zu einem der besten Playmaker überhaupt entwickelt. Ich weiß nicht mal, ob ich nach Paul, Curry und Tony Parker überhaupt noch einen Point Guard vor Dragic setzen würde, gemessen an dieser Saison.
Haruka Gruber: Wer erinnert sich an die EM-Ausgabe der Triangle Offense? Es kommt ja extrem selten vor, dass Flo, Phil und ich einer Meinung sind, aber damals waren wir es: Dragic hat das Kaliber eines All-Stars. Und es kommt noch seltener vor, dass wir damit Recht haben. Aber Flo: Ihn und Wall im MVP-Rennen zu nennen, ist dann doch des Guten zu viel. Wisst Ihr noch, wie lange Dirk gebraucht hat, um überhaupt als ernsthafter Kandidat zu gelten? Beide spielen tolle Saisons und machen aus einem durchschnittlichen Team ein gutes. Das ist höchst respektabel. Aber viel höher zu bewerten ist für mich, was Joakim Noah in Chicago erreicht. Er macht aus einem schlechter besetzten und von Verletzungen geplagten Team ein besseres als Phoenix und Washington, das wohl mit der drittbesten Ost-Bilanz in die Playoffs geht. Bei all dem Hype um die neue Center-Generation vergisst man schnell, wie gut Noah eigentlich ist. Der Wurf sieht seltsam aus und die Pässe sind nicht elegant, aber er ist das Herz und die Seele der Bulls. Was besonders beeindruckt: Er steigert jedes Jahr seinen Assist-Schnitt, vor allem seit 2012 ist der Sprung der Hammer. Er gibt mittlerweile 4,7 Assists - und das als Center bei der Mannschaft, die ligaweit am wenigsten punktet. Melo nennt ihn nicht umsonst "Quarterback". Und: Noah ist ein grandioser Leader. Wie er einen Treffer gegen Dallas in seiner enthusiastischen Art feiert und sich dann aufregt über Tony Snell, der den Chestbump nur halbherzig mitmacht - sich dann wiederum jedoch öffentlich mit einem Augenzwinkern beim Rookie entschuldigt, ist groß.
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