Lillard gehört in die MVP-Diskussion
Martin Klotz: Waaas? Der Kerl war nicht mal All-Star! Schon klar, darüber ließe sich ebenfalls vortrefflich streiten. Lillard spielt seit der Pause wirklich stark und trägt ein Team aus bestenfalls mittelmäßigen Spielern vielleicht sogar in die Playoffs. Das muss definitiv honoriert werden und in eines der All-NBA-Teams wird er es schaffen. Dennoch gibt es mehrere Dinge, die ihn aus der MVP-Diskussion raushalten. Erstens ist genau das mittelmäßige Team der Grund, weshalb Lillard so viel scort. Er nimmt mehr als 20 Würfe pro Spiel und ist dabei mit 43 Prozent Trefferquote nicht besonders effizient. Zudem ist der Award eine Auszeichnung für die gesamte Saison. Das aktuelle Niveau müsste er daher zumindest noch über die nächsten fünf Wochen halten. In den sieben Spielen ohne Lillard stehen die Blazers außerdem 4-3. Nicht gerade ein Zeichen großer Abhängigkeit. Und last but not least, das K.o.-Kriterium: Niemand außer Curry gehört in die MVP-Diskussion. Was im Umkehrschluss bedeutet, dass es in diesem Jahr einfach keine MVP-Diskussion gibt. Also kann Lillard nach den Gesetzen unseres Universums auch kein Teil davon sein. Quod erat demonstrandum.
Marc-Oliver Robbers: Ach komm, Martin. Dass Lillard nicht beim All-Star Game mitspielen durfte, darf man durchaus einen Skandal nennen. Ich finde es unglaublich, dass er immer noch bei einigen unter dem Radar läuft. Es ist ja nicht so, dass er vor dem Break Mist gespielt hat. Auch da war er unglaublich dominant und der Fixpunkt im Team. Ich weiß noch, wie es damals nach dem Draft 2012 hieß, dass er kaum Upside hat. Auch das hat er mittlerweile eindrucksvoll widerlegt, indem er sich Jahr für Jahr gesteigert. Lillard wirkte schon immer recht reif und da nun alle Veteranen um ihn herum weg sind, kommt dies noch mehr zum Tragen. Was sagst du eigentlich dazu, Will? Du kennst ihn schon ewig, ihr kommt beide aus Oakland.
Will Cherry: Genau und ich bin der Meinung, dass Damian in jeder normalen Saison in die MVP-Diskussion gehört. Vor der Saison dachte doch jeder, die Blazers würden zum Bodensatz der Liga gehören, nachdem mit Matthews, Batum, Robin Lopez und natürlich LaMarcus Aldridge vier Fünftel der Starting Five das Team verließen. Nur er ist geblieben und jetzt der alleinige Leader eines sehr jungen Teams, in dem abgesehen von ihm fast niemand wirklich Erfahrungen auf hohem Niveau gesammelt hat. Und dann spielt er so eine Saison... Man sieht es vor allem seit dem All-Star Break, wie es ihn geärgert hat, nicht ins Spiel gewählt zu werden. Seitdem zerstört er Tag für Tag die Spieler, die ihm vorgezogen wurden - und sein Team gewinnt! Die Blazers sind jetzt auf Platz sechs im Westen und wären meiner Meinung nach auch in einer Serie gegen die Top-Teams kein Kanonenfutter, weil sie das Selbstbewusstsein ihres Leaders dermaßen verinnerlicht haben. Das ist für mich per Definition ein MVP-Kandidat! Aber Martin hat schon Recht: In dieser Saison fällt die MVP-Wahl vermutlich einstimmig auf Steph Curry, weil der Mann derzeit in seiner eigenen Liga spielt. Dame gehört jedoch ins Cluster dahinter.
Marc-Oliver Robbers: Das ist wohl so. Es gibt in dieser Saison keine MVP-Diskussion. Es steht einfach schon fest. Und das Schöne ist, dass es nicht mal langweilig ist. Aber Lillard entwickelt sich in meinen Augen immer mehr zu einer Light-Version von Curry. In Sachen Clutchness nehmen sich beide nicht viel und verrückte Dreier hat Dame auch im Repertoire.
Ole Frerks: Ja, die MVP-Diskussion war schon nach den ersten zwei Saisonmonaten de facto vorbei, mittlerweile scheint es fast schon absurd, über andere Namen als Steph Curry zu sprechen. Das finde ich allerdings schade! Denn wenn man Steph ausklammert, spielt sich dahinter eigentlich ein richtig gutes Rennen ab. Führen wir also doch spaßeshalber einen Award namens "Most Valuable Player not named Stephen Curry" ein. Dort würden für mich aktuell Kawhi, LeBron, Durant, Westbrook und Chris Paul dazugehören. Und eben auch Lillard. Ich hatte vor der Saison zwar bereits gedacht, dass er einer der besten Scorer sein würde, aber nie im Leben hätte ich diese Erfolgsbilanz in Portland erwartet. Wenn man liest, wie C.J. McCollum und Co. über ihn sprechen, sieht man auch, warum so viele der jungen, unerfahrenen Spieler im Roster in ihren neuen Rollen so aufblühen. Er ist ein richtig starker Leader geworden. Dame spielt die Art von Saison, die ich eigentlich von Anthony Davis erwartet hätte - Hut ab dafür!