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"Manning? Wohl wieder One-and-Done"

Peyton Manning kann in dieser Saison den All-Time-Passing-Rekord aufstellen
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"Der Fall Greg Hardy: Das sollte passieren..."

Marcus Blumberg (SPOX): Hier ist, was in Sachen Hardy passieren sollte: Rein gar nichts! Warum? Weil wir keinen zweiten Fall Ray Rice brauchen. Wir haben alle nach der Tat gewusst, was Hardy getan hat, genau wie wir damals wussten, was Rice getan hat. Doch die ganz große Empörung blieb aus und folgte erst, nachdem wir (Video-)Bilder zur Verfügung hatten. Aber die eigentliche Frage ist doch: Warum ist das so? Warum gibt es die ganz große Empörung erst dann, wenn wir auch noch genau sehen, was passiert ist? Die Information, dass er seine Freundin brutal zusammengeschlagen und ihr gar mit dem Tod gedroht haben soll, reicht eigentlich aus, um ihn zu bestrafen. Und was alle vergessen in diesem Zusammenhang: Die NFL hat ihn ja sogar bestraft. Auch wenn die Sperre von zehn Spielen immer noch zu wenig ist, haben sie selbige ausgesprochen in Person von Roger Goodell im Rahmen der Personal Conduct Policy. In der Berufung jedoch wurde das Strafmaß schließlich aus irgendeinem unerfindlichen Grund auf vier Spiele reduziert, was die Sache wie eine Lappalie wirken lässt - wer wiederholt Pot raucht, bekommt bei erster Strafe ebenfalls vier Spiele! Doch auch mit verkürzter Suspendierung hätte ihn ja niemand verpflichten müssen, aber Jerry Jones und den Cowboys war die ganz Sache schlichtweg egal. Es ging nur darum, das Team sportlich zu verbessern. Sieht man auch an seinem jüngsten Ausraster an der Seitenlinie oder seinen Kommentaren über Giselle Bündchen. Erfolg um jeden erdenklichen Preis - alles andere interessiert nicht in Jerry World.

mySPOX-User Koblenzer: Da muss ich mal reingrätschen: Wenn man sieht, was wir bisher über das Verhalten von Greg Hardy wissen, sollte er aktuell nicht auf dem Platz stehen. Seine über die Maßen unsensiblen, bisweilen dummen Äußerungen machen es dazu nicht besser. Nur reden wir im Moment über eine NFL mit Roger Goodell als Commish. Die einzige Konsequenz der NFL im Bezug auf Fehlverhalten außerhalb des Platzes gezeigt hat, ist Inkonsequenz. Es gibt eigentlich nur zwei Wege, das Problem zu lösen: Der eine wäre ein transparenter Strafenkatalog, ähnlich dem bei der Einnahme von verbotenen Mitteln. Das Problem ist aber hier, dass jeder Fall anders ist und die Frage wann aus einer Zwei-Spiele-Sperre eine Fünf-Spiele-Sperre wird, schwierig ist. Das heißt man müsste Fehlverhalten kategorisieren, das ist in der Realität aber in vielen Fällen nur schwer möglich. Der zweite Weg wäre es, keinerlei Suspendierungen mehr auszusprechen und schlicht auf die Urteile der Gerichte zu warten, sofern eine Anzeige vorliegt. Die NFL wurde in den letzten Jahren von den Medien getrieben und hat nie souverän gewirkt. Abwarten, wann im aktuellen Fall der Druck zu groß wird.

Die NFL-Regeln erklärt: Fun with Flags

Adrian Franke (SPOX): Zugegeben: Die NFL hat mit ihrer Zehn-Spiele-Sperre zunächst reagiert und seitdem diese im Revisionsverfahren reduziert wurde, ist die Position der Liga in diesem konkreten Fall schwierig. Das Stichwort sollte hier vor allem Prävention heißen, da bin ich ganz bei dir. Es gilt, die richtigen Lehren daraus zu ziehen und auf derartige Fälle in der Zukunft besser vorbereitet zu sein. Aktuell muss die Liga darauf warten, dass sich Hardy den nächsten schweren Fehltritt leistet - nicht gerade eine Wunschposition. Aber trotzdem stehen die Cowboys für mich ganz klar im Fokus, denn während der NFL die Hände weitestgehend gebunden sind, so zwingt niemand Dallas, Hardy im Kader zu haben. Vielmehr wäre es durch den stark leistungsbezogenen Vertrag mehr als einfach, den Pass-Rusher zu entlassen. Dieser Schritt hätte schon erfolgen müssen, als Hardy seinen Special-Teams-Koordinator in aller Öffentlichkeit an der Seitenlinie anging. Er hätte erfolgen müssen, als die Fotos von seinem (mutmaßlichen) Opfer aufgetaucht waren. Stattdessen stellt sich Jerry Jones vor die Kamera und lobt Hardys Einsatz und seine Leader-Qualitäten. Jones sprach ganz offen von einer vorzeitigen Vertragsverlängerung!! Eine absolute Farce und ein Unding. Er weiß, dass er Hardy braucht, um in dieser Saison überhaupt noch eine kleine Chance auf die Playoffs zu haben, und dafür ist ihm offenbar jedes Mittel recht. Der einzige Mensch, der Hardy im Moment wirklich bestrafen könnte (und müsste!) ist Jerry Jones. Genau das sollte passieren. Genau das wird aber leider nicht passieren.

NFL-Offenses unter der Lupe: In der Vielfalt liegt die Kraft

Nicolas Martin (Host der Sofa-Quarterbacks): Das Thema ist schwierig, weil Europäer bei solchen Themen intoleranter sind als der durchschnittliche "everybody deserves a second chance"-Amerikaner. Wenn selbst die Amerikaner geschockt reagieren, wenn Spieler auf dem Platz anfangen gegen Hardy härter und bald vielleicht unfairer reinzugehen, dann muss eine Reaktion her. Ja, wir leben in einer Welt in der Bilder regieren und sollten natürlich nicht an Hardy ein Exempel statuieren, das wir bei anderen Schlägern nicht statuiert haben, weil Hämatome, Wunden oder Knochenbrüche ihrer Partnerinnen es nicht zu Deadspin geschafft haben. Trotzdem muss man Hardy einnorden: Frau verprügelt und in Todesängste versetzt, zweifelhafter Trashtalk, Respektlosigkeit gegenüber Coaches an der Sideline, halbherzige Entschuldigungen und fehlende Reue. Irgendwer muss ihm zeigen, dass die NFL nicht die Hardy-Show ist. Es ist wirklich schade, dass bei den Cowboys wegen des Talents, was er auf den Footballplatz bringt, angefangen beim Owner keiner den Mumm hat zu sagen: "Junge, du bist auf dem Footballplatz das Investment wert, aber solange du keine Agressionstherapie machst, hast du hier und woanders keine Zukunft." Eine vorgemalte Lösung gibt es nicht, das CBA hat dafür keine Handhabe. Hier wäre common sense gefragt. Von allen. Dieses wird aber in der NFL nicht passieren. Zumindest so lange, wie er auf dem Platz nicht zum Suh wird. Und selbst dann werden alle sagen: "Told you so." Aber keiner wird es reflektieren. Leider.

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