Man könnte die Geschichte hier beenden. Elway machte 1998 Schluss, als amtierender Champion und Super-Bowl-MVP. Die nackten Zahlen wurden ihm alleine nie gereicht, Elways Magie lag in seiner Coolness, seiner Präsenz, seinem Willen, seiner Athletik, seiner Kanone von einem Arm.
Er war in brenzlichen Situationen ein Instinktspieler, in der bestmöglichen Auslegung. "Wenn ich gespielt habe, hatte ich immer ein Bauchgefühl mit wem und für wen ich spielen wollte. Ich habe auf meinen Bauch gehört", verriet er Fortune.
Zumindest neben dem Platz war das jedoch nicht immer der richtige Rat: Vor dem Duell mit den Redskins 1989 aß er mit dem Präsidenten im Weißen Haus - und bezahlte seine Wahl mit einem ausgedehnten Toiletten-Aufenthalt. "Gehacktes Rind auf Toast", berichtete Elway Jahre später, "ich habe es seither nicht mehr gegessen".
Dem Football blieb er nicht ansatzweise so lange fern.
Die schwerste Zeit
Zunächst aber musste er die schwierigste Zeit seines Lebens hinter sich bringen. 2001 starb Elways Vater infolge eines Herzinfarkts, 2002 Schwester Jana nach längerem Kampf gegen den Lungenkrebs. Elway hatte noch alle Hebel in Bewegung gesetzt, um seiner Zwillingsschwester in Stanford die bestmögliche Behandlung zu geben.
Und so stürzte sich Elway in die Arbeit. Im Juni 2002 verkündete er die Geburt des Arena-League-Teams Colorado Crush - es sollte die perfekte Schule für die NFL werden. Das Team spielte eine desolate erste Saison und plötzlich musste Elway Freunde entlassen. Später sprach er von der "größten Lernphase meines Lebens". Kurz vor seinem Tod hatte Elways Vater ihn noch zu Pre-Draft-Meetings mitgenommen und ihm wichtige Lektionen über die Team-Zusammenstellung erteilt.
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Broncos-Eigentümer Pat Bowlen, der Elway bereits in der Arena League genauestens beobachtet hatte, machte Ende 2010 Nägel mit Köpfen. Nur wenige Tage, nachdem er sich mit Elway zum Essen getroffen hatte, wurde sein ehemaliger Quarterback als Vizepräsident in einer exponierten Geschäftsführer-Rolle eingestellt. Seither hat er, erst über Peyton Manning, dann über eine dominante Defense, zwei Super-Bowl-Teilnehmer und darunter einen Super-Bowl-Champion geformt.
"Wow - ich werde langsam alt"
Dabei betont Elway selbst stets: "Um ein Football-Team zusammenzustellen, das um den Titel mitspielen kann, brauchst du auch immer ein wenig Glück." Der Sieg im Super Bowl über die Carolina Panthers machte Elway, der sich als knallharter Verhandlungspartner etabliert hat, zum ersten Menschen überhaupt, der den Super Bowl als Spieler und als Geschäftsführer gewonnen hat.
So lebt er auch heute noch das stressige NFL-Leben, wenn auch aus ganz anderer Perspektive. Er kann dem Team am Sonntag nach dem Kick-Off nicht mehr helfen und in seinem tiefsten Herzen will er das womöglich auch gar nicht mehr.
"Der ganze Druck ist weg", sagte der erleichterte 38-Jährige damals 1998 am Tag nach seinem Rücktritt zu seiner Frau und fügte laut ESPN hinzu: "Ich kann nicht glauben, wie glücklich ich bin."
Das neue Kapitel, das er nach seiner Profi-Karriere beginnen wollte, ist jedenfalls längst in vollem Gange. Und doch merkt selbst Elway zumindest manchmal den eisernen Griff der Zeit. 2014 wurde er Großvater und musste einmal tief durchatmen. "Das ist etwas", gab Elway mit seinem charakteristischen Grinsen zu, "wo ich sage: Wow - ich werde langsam alt."