These: Blazers stehen nach dem Roy-Rücktritt vor dem Nichts.
Haruka Gruber: Brandon Roy war auf dem Weg, zum besten oder zweitbesten Shooting Guard der Liga zu werden, vielleicht hätte er ihn in die Hall of Fame geführt. Umso bitterer der Rücktritt - dennoch sehe ich die Lage nicht negativ. So seltsam es klingt, aber der Kern ist weiter vorhanden, auch wenn Roy die Seele und das Hirn der Mannschaft war. LaMarcus Aldridge als Go-to-Guy ist schon mal ein Anfang: In den Playoffs sah man zwar, dass er noch nicht auf dem Niveau eines Dirk Nowitzki ist. Aber wenn Nowitzki in zwei, drei Jahren aufhört, wird Aldridge derjenige sein, der ihm am nächsten kommt. Gerald Wallace und Raymond Felton können All-Star-Zahlen auflegen, Marcus Camby erledigt wie immer seinen Job, Wes Matthews und Nicolas Batum sind hochtalentiert und mit Jamal Crawford konnte man den Sixth Man von 2010 an sich binden. Bleibt die offene Frage nach Greg Oden, wobei: Zu verlieren hat Portland vom 9-Millionen-Jahresgehalt abgesehen so gut wie nichts. Oden wird niemals 30 Minuten pro Spiel durchhalten und 20 Punkte sowie 10 Rebounds abliefern, aber selbst bei 20 Minuten und 15/8 wäre den Blazers sehr geholfen. Und je nachdem, wie es Oden geht, kann man im Sommer neu evaluieren und überlegen, die eingesparten Millionen von Roy und Oden zu nehmen und sie einem Top-Free-Agent anzubieten.
Philipp Dornhegge: So hart es klingen mag: Für die Blazers war das Karriereende von Roy wahrscheinlich ein Segen. Ich bin ja sehr für Menschlichkeit und rechne es Portland hoch an, dass es seinen Star nicht hat fallen lassen, obwohl es nur eine Frage der Zeit gewesen wäre, ehe Roys Beine komplett versagt hätten. Wirtschaftlich aber hat Roy seinem Team zuletzt nur geschadet. Ein teurer Spieler, der nicht auf dem Platz steht, ist das schlimmste für eine Franchise. Jetzt hat Portland einen Kaderplatz frei, Geld zur Verfügung und trotzdem eine richtig starke Mannschaft. Aldridge, Wallace, Matthews, Batum, Felton: Das sind alles richtig gute NBA-Spieler, die Portland trotz allem zu einem Playoff-Team machen. Und nachdem Smith - in meinen Augen ein total unterschätzter Spieler - und Routinier Thomas für Minimalgehalt kamen, sind auch die großen Positionen nicht mehr so schlecht besetzt. Ganz zu schweigen davon, dass die Blazers mit Crawford einen Scorer für relativ wenig Geld bekommen haben. Oden neun Mio. Dollar zu zahlen mag gewagt klingen, aber warum sollte man es nicht noch ein Jahr mit ihm versuchen? Und wenn das Experiment nicht funktioniert, dann ist Oden im nächsten Jahr eben weg, genau wie vermutlich eine Reihe anderer Spieler, deren Verträge auslaufen bzw. die aussteigen können. Wallace und/oder Felton kommen in Frage. Die Folge wäre ein Rebuild um Aldridge, Matthews und vermutlich Batum, der aber dank günstiger Vertrags- und Kadersituation eine gute Basis hätte. Ich sehe weder kurz- noch mittel- oder langfristig schwarz für Portland.
Tim Legler: Ich muss euch Recht geben. Portland sieht auf den ersten Blick aus wie ein Team, das dabei ist, komplett auseinander zu fallen, aber das stimmt nicht. Ein großer Faktor, warum ich nicht schwarz sehe, ist Nate McMillan. Er ist einer dieser Head Coaches, die die besondere Gabe haben, immer das Beste aus dem Spielermaterial herauszuholen, das er eben gerade zur Verfügung hat. Wir müssen uns nur mal überlegen, was denn Portland immer ausgezeichnet hat?
Florian Regelmann: In erster Linie mal Team-Basketball.
Tim Legler: Genau. Die Blazers hatten immer eine großartige Chemie in der Mannschaft, sie haben den Ball laufen lassen und gut als Mannschaft harmoniert und zusammengespielt. Das hat sie stark gemacht. Und das ist Nate McMillans Verdienst. Das ist vor allem eine nicht zu unterschätzende Fähigkeit, die McMillan immer hat, egal mit welcher Gruppe er zusammenarbeitet. Wenn du es schaffst, dass deine Jungs auf diese Art und Weise auf NBA-Niveau Basketball spielen, dann wirst du nie große Probleme bekommen. Ich glaube, dass die Portland Trail Blazers in dieser Saison einige Leute überraschen werden. Sie werden einen Weg finden, um ihren Kopf über Wasser zu halten. Ich sehe sie in den Playoffs.
Florian Regelmann: Dann bin ich anscheinend der Einzige, der die Blazers-Zukunft nicht so rosig sieht. Ich sehe schon auch, dass Portland in dieser Saison eine richtig gute Starting Five hat. Darum geht es mir aber nicht. Dass ich ein bisschen schwarz sehe, hat in erster Linie auch gar nichts damit zu tun, dass Brandon Roy und Greg Oden leider, leider nicht (mehr) die Körper haben, um NBA Basketball zu spielen. Das ist zwar ungemein tragisch und bitter, aber das Problem liegt meiner Meinung nach tiefer in Portland. Das Problem Nummer eins ist, dass die Blazers im letzten Jahr am Draft-Tag aus unerklärlichen Gründen einen der besten General Manager gefeuert haben, den es in der NBA so gab. Kevin Pritchard. Ja, ich weiß, dass er es war, der Oden vor Kevin Durant gepickt hat. Aber das ändert nichts an seinen Fähigkeiten. Pritchard war es zum Beispiel, der Brandon Roy und LaMarcus Aldridge, oder auch Nicolas Batum, nach Portland gebracht und die Blazers damit überhaupt erst wieder relevant gemacht hat. Jetzt haben die Blazers, nachdem auch Rich Cho gehen musste, aktuell nicht mal einen echten GM, und sie haben einen extrem reichen Owner in Paul Allen, der irgendwie die Lust an den Blazers verloren hat. Jamal Crawford ist ganz nett, aber Portland wird so in den nächsten Jahren keine Big Free Agents an Land ziehen können. Ich sehe nicht, dass sie mit diesem Front Office mittelfristig eine große Rolle spielen können.
These 1: Die Clippers haben die Lakers überholt.
These 2: Die Knicks sind mit Chandler der Ost-Topfavorit.
These 4: Mark Cuban und die Mavs haben alles richtig gemacht.
These 5: Die NBA ist dank David Stern zur Witzliga verkommen.