These: Mark Cuban und die Mavs haben alles richtig gemacht.
Florian Regelmann: Nein, haben sie nicht! Wenn sie alles richtig gemacht hätten, dann wäre Tyson Chandler nämlich jetzt noch in Dallas. Es war ganz interessant zu hören, was die Knicks gesagt haben, als sie Chandler vorgestellt haben. Chandler bringe ihnen all das, was sie vorher nicht hatten. Defense, Physis, Toughness. Und genau so verhält es sich auch bei den Mavs. Chandler hat ihnen letzte Saison all das gebracht, was sie vorher nicht hatten und warum sie vorher auch keinen Titel gewonnen haben. Und ohne Chandler haben die Mavs jetzt genau diese Attribute auch schon wieder verloren. Ich finde es schon kurios, dass man in Dallas überhaupt nicht begriffen hat, warum man den Titel gewinnen konnte. Und wer daran einen so großen Anteil hatte. Dirk hat es selbst immer betont, wie Chandler die gesamte Identität des Teams verändert hat. Sie hätten ihn unbedingt halten müssen. Und wenn sie sich damit die eventuelle Chance auf einen Deron Williams verbaut hätten? Na und! Dass ihnen Odom aus dem Nichts in den Schoß gefallen ist, macht die Offseason natürlich jetzt besser, als sie sonst gewesen wäre. Aber ich bleibe dabei: Chandler gehen zu lassen, ist ein riesiger Fehler. Sie werden in der Defense wieder einen brutalen Schritt zurück machen. Ein Repeat ohne Chandler halte ich für absolut ausgeschlossen.
Tim Legler: Ich bin da ganz bei Dir, Florian. Ich muss ehrlich zugeben, dass mich die Mavs doch sehr verwirren. Den "Plan", mit dem Dallas versucht, seine Championship zu verteidigen, verstehe ich nicht. Es ist ja anscheinend von ihnen gewollt und so entschieden worden, dass sie so viel Platz unter dem Salary Cap wie möglich freischaufeln wollten, damit sie im Sommer 2012 alle Möglichkeiten haben. Das ist ja schön und gut, aber indem sie das geschafft haben, haben sie durch die Abgänge von Tyson Chandler, J.J. Barea und Caron Butler mal eben einen Großteil ihrer Toughness und einen Großteil ihrer Teamchemie verloren. Diese drei Jungs waren auch in der Kabine drei ganz wichtige Figuren. Jetzt müssen die Mavericks erst mal herausfinden, wo sie die Toughness und diese Killer-Mentalität herbekommen wollen. Es wird sehr schwer für sie, den Titel zu verteidigen. Falsch: Es wird nicht nur schwer, den Titel zu verteidigen. Es wird verdammt schwer für sie, überhaupt im Westen als Sieger hervorzugehen.
Philipp Dornhegge: Da haben sich ja zwei Mavs-Kritiker gefunden. Ich muss sagen, dass mich die Mail, die Mark Cuban an Tim McMahon geschickt und die der dann veröffentlicht hat, schon beeindruckt hat. Da hatte man mal die Chance, im Detail zu sehen, wie Cuban und die Mavs ticken - und dass sie vor allem einen klaren Plan haben. Hätten sie dieses Jahr ihren Titel auf Teufel komm raus verteidigen wollen, hätten sie sich wirtschaftlich in eine schwierige Situation begeben müssen, die vor allem mittelfristig kaum zu korrigieren gewesen wäre. Deshalb mussten sie fast schon die auf den ersten Blick unpopuläre Entscheidung treffen, Chandler, Barea und Butler gehen zu lassen, die allesamt längerfristige und hoch dotierte Verträge hätten bekommen müssen. Stattdessen legten sie sich darauf fest, sich Einjahres- und auslaufende Verträge aufzuladen, die Dallas im kommenden Sommer die Möglichkeit geben, richtig zuzuschlagen und sich, mit viel Glück, sogar Dwight Howard oder Deron Williams zu schnappen. Vince Carter, Delonte West und Brandan Wright waren aus meiner Sicht kluge Deals, und der Lamar-Odom-Trade war natürlich ein Geschenk der Lakers, das man unmöglich ausschlagen konnte. Aber auch wenn die Mavs ohne Chandler kleiner sind als letztes Jahr, gehören sie für mich wieder zu den Titelkandidaten. Und das Beste: Dallas ist trotzdem gerüstet für die Zukunft.
Haruka Gruber: Die Aussichten der Mavs sind wirklich glänzend: Odom nimmt nichts von der Flexibilität für 2012, so dass nach dieser Saison nur Nowitzki, Marion und Haywood als Besserverdiener im Kader stehen und mindestens ein vertragsloser Superstar geholt werden kann. Aber auch für dieses Jahr hat Cuban alles richtig gemacht - aber nur fast. Auch wenn es Romantiker nicht gerne hören: Barea, Chandler und selbst Butler bekommen dank Titel-Bonus bei anderen Teams mehr, als sie sportlich verdienen. Nicht mitzubieten war die klügste Entscheidung - genauso wie davon Abstand zu nehmen, auf Teufel komm raus einen Ersatz-Chandler zu verpflichten. Sam Dalembert für 7 Millionen im Jahr? DeAndre Jordan für 11 Millionen? Völlig überzogen. Dann lieber mit Odom jemanden holen, der weiß, wie man Championships gewinnt und dazu die Mavs zwar nicht größer, dafür aber unberechenbarer macht. Nur eine Sache gibt es zu bemäkeln - es hätte Sinn gemacht, weiter auf DeShawn Stevenson zu setzen. Mit 2,5 Millionen Dollar verdient er bei New Jersey sogar weniger als der neu verpflichtete Carter. Dass Carter besser punkten kann: klar. Aber Stevenson kann jeden gegnerischen Swingman verteidigen - etwas, womit Carter und der im Vergleich zu Stevenson 17 Kilogramm leichtere Delonte West überfordert sind. Nicht umsonst sind Nowitzki, Kidd und Terry riesige Stevenson-Fans.
These 1: Die Clippers haben die Lakers überholt.
These 2: Die Knicks sind mit Chandler der Ost-Topfavorit.
These 3: Blazers stehen nach dem Roy-Rücktritt vor dem Nichts.
These 5: Die NBA ist dank David Stern zur Witzliga verkommen.