NBA

"Schröders Problem heißt Carroll"

Von Philipp Dornhegge, Haruka Gruber und Florian Regelmann
Ex-NBA-Profi Steve Smith (r.) diskutiert mit den Experten der Triangle Offense
© getty
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These: Horfords Verletzung ist Schröders Chance.

Steve Smith: Das ist eigentlich im gesamten Profisport immer eine interessante Geschichte. Wenn sich jemand verletzt, muss man immer bereit sein. Ich erinnere mich an meine Zeit in San Antonio, als der junge Tony Parker gerade ins Team kam. Ich weiß jetzt nicht mehr genau, ob sich jemand verletzte, aber auf jeden Fall haben wir unsere Aufstellung geändert, Tony startete auf einmal und war fortan der Parker, den wir kennen. Damit will ich nicht sagen, dass Schröder schon soweit ist, wie Tony damals war, aber er ist ähnlich jung und wenn die Chance da ist, muss er bereit sein. Dann sieht man vielleicht einen anderen Dennis Schröder.

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Florian Regelmann: Wie die Verletzung von Horford eine Chance für Schröder sein soll, ist mir ja absolut schleierhaft. Auch ohne Horford hat Mike Budenholzer überhaupt keinen Anlass, über eine Rotation nachzudenken, in der Schröder irgendeine Rolle spielen sollte. Es ist und bleibt so, dass Schröder an Shelvin Mack vorbeikommen müsste, um wieder signifikant Spielzeit zu bekommen. Und dieser Zug ist absolut abgefahren, wenn Mack so weitermacht. Man neigt ja zu sagen: "Was, er kommt nicht mal an Shelvin Mack vorbei? Wie schwach ist das denn?" Aber man muss schon mal festhalten, dass Mack eine richtig gute Saison als Backup-Point-Guard spielt, vor allem offensiv, und sich das Vertrauen von Budenholzer - im Gegensatz zu Schröder - verdient hat. Mack ist ein intelligenter Spieler, die Butler-Zeit unter Brad Stevens hat ihn geformt, er trifft gute Entscheidungen, hat mit das beste Assist-to-Turnover-Ratio der NBA - und er trifft den Dreier solide. Niemand von uns würde Schröder für ihn spielen lassen. Zumal Mack es sich auch deshalb verdient hat, weil er keinen einfachen Weg gehen musste in den letzten Jahren. Schröder muss in jedem Training Gas geben und geduldig auf seine Chance warten. Mehr ist nicht drin im Moment.

Haruka Gruber: Rechnerisch ist es auf jeden Fall eine Chance. Durch den Horford-Aufall werden fast 35 Einsatz-Minuten frei und die gehen nicht Eins-zu-eins an die primären Backups: Pero Antic, Elton Brand, Mike Scott, alle bekommen etwas ab, aber nicht die kompletten 35 Minuten. Dennoch wird's schwierig für Schröder - und das nicht nur, weil Mack ziemlich überzeugt. Sein "Problem" heißt DeMarre Carroll: Wer hätte das gedacht, aber er hat sich klammheimlich zu einem sehr ordentlichen Starting-Small-Forward gemausert und ist nicht wegzudenken aus der Rotation. Deswegen spielt Kyle Korver fast ausschließlich als Shooting Guard. Weil Carroll beim Nets-Spiel in London aus privaten Gründen gefehlt hat, konnte Korver auf die 3 rücken - und plötzlich bekam Schröder seine Minuten, weil die Guard-Rotation nur noch aus Jeff Teague, Lou Williams, Mack und ihm bestand. Doch solange Korver als Shooting Guard eingeplant ist, muss Schröder im direkten Duell Mack ausstechen, völlig unabhängig davon, ob sich Horford oder welcher Frontcourt-Spieler auch immer verletzt. Das Talent bringt Schröder zweifelsfrei mit, das deutete er gegen Nets an. Ich fand es auch vielversprechend, wie er im Spiel von den Turnovers abgesehen seine Leistung zeigte, obwohl in London extrem viel auf ihn eingeprasselt war mit PR-Terminen.

Philipp Dornhegge: Worauf diese These hinaus will, ist doch: Werden die Hawks nach dem Horford-Aus so einbrechen, dass die Playoffs bald kein Thema mehr sind? Dadurch könnte Mike Budenholzer an die nächste Saison und darüber hinaus denken und Dennis Schröder mehr Zeit geben, um Spielpraxis und wichtige Erfahrung zu sammeln. Denn obwohl Mack sehr ordentlich spielt und bei mir seit London eh ein Stein im Brett hat, ist er lang nicht so hoch veranlagt wie Schröder. Der hat ein besseres Ballhandling, bessere Athletik, bessere Anlagen in der Defense und so weiter und so fort. Er muss sich aber noch an das Tempo gewöhnen und abgeklärter werden, um seine teils haarsträubenden Ballverluste runterzuschrauben. Ich bin mir sicher: Langfristig planen die Hawks mit Schröder, mindestens als ersten Backup. Aber wie gesagt: Um diese Saison noch richtig zum Zug zu kommen, müsste Atlanta eben einbrechen. Fünf Niederlagen in den sechs Spielen vor Miami zeigten so ein bisschen die Tendenz an. Der Sieg über die Heat wiederum hat mich ziemlich schockiert.

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