NBA

Deja-Vu der hässlichen Art

Von Max Marbeiter
Derrick Rose verpasste aufgrund von Knieverletzung beinahe zwei Saisons
© getty
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Sind die Bulls noch Titelkandidat?

Erst einmal kommt es auf die Definition an. Waren die Bulls mit Derrick Rose überhaupt ein Contender? Viele sagen "ja". Immerhin hatte das Front Office das wohl beste Team seit der Ära Michael Jordan zusammengestellt. Zwar verlief die Saison bisher nicht im Ansatz so erfolgreich wie gedacht, immer wieder bewiesen die Bulls jedoch, wozu sie im Stande sind, wenn alles funktioniert.

Potentiell hatten sie also durchaus Chancen auf den Titel. Allerdings fußte vieles auf der Hoffnung, dass Rose bis zu den Playoffs seinen Rhythmus gefunden habe, das Team tatsächlich wieder würde tragen können. Diese Hoffnung wird sich nun nicht mehr erfüllen.

Allerdings war in den vergangenen Jahren wohl kein Bulls-Team derart bereit, auch ohne Rose erfolgreichen Basketball zu spielen. Jimmy Butler hat sich zur verlässlichen Scoring-Option entwickelt. Pau Gasol liefert ebenfalls zusätzliche Optionen. Dazu kommen Nikola Mirotic und Tony Snell, der sich immer mehr zum wichtigen Teil der Rotation entwickelt und den Bulls zusätzliche Tiefe auf dem Flügel verleiht.

So hat Chicago in dieser Saison 7 seiner 11 Spiele ohne Rose gewonnen. Interessanterweise sackt das Offensive Rating ohne den Playmaker auch nur unwesentlich ab (105,1 Punkte pro 100 Possessions vs. 105,7). Das Defensive Rating ist sogar minimal besser, das True Shooting nahezu unverändert. Kurz: Die Bulls sind auch ohne Rose in der Lage, Spiele zu gewinnen.

Aber auch Titel? Richtig, Rose spielt bislang keine sonderlich berauschende Saison. Mitunter spielte er sogar richtig schlecht, traf schlechte Entscheidungen. Beinahe alle Werte sind, die zehn Spiele aus der vergangenen Spielzeit ausgeklammert, die schwächsten seit seiner Rookie-Saison. Rose' Player Efficiency Rating (16,06) ist gerade einmal gut für Rang 22 unter den Point Guards. Mit einem True Shooting von 49,6 Prozent zählt er nicht einmal zu den besten 50 Playmakern der Association.

Angekommen war Rose also längst nicht. Nur war da eben diese Hoffnung. Die Hoffnung, dass Rose seinen Rhythmus finden würde. Zumal er immer wieder Belege seines Könnens lieferte, in engen Spielen immer wieder Verantwortung übernahm - und ablieferte. Mitunter schien Rose mit der Herausforderung zu wachsen, zeitweise wieder der Franchise Player zu sein, den die Bulls zwei Jahre lang so vermisst hatten. Kurz vor dem All-Star Break lieferte er gegen die Cavs beispielsweise 30 Punkte, traf 12 seiner 24 Würfe und verteilte 7 Assists.

Derartige Statlines fehlen natürlich. Dennoch besitzen die Bulls auch ohne Rose ein sehr gutes Basketballteam. Ob sie dann auch in der Lage sind, eine Playoffserie gegen Cleveland, Atlanta oder Toronto für sich zu entscheiden, sei allerdings dahingestellt. Für den Titel dürfte es ohne einen Derrick Rose nahe seines Maximums jedoch nicht reichen.

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